Neue Leiterin in Wolfsberg
Frauenpower für die Wirtschaftskammer
Mit Diane Tiefenbacher hat eine gebürtige Wolfsbergerin mit umfassender internationaler Berufserfahrung die Bezirksleitung der Wirtschaftkammer in Wolfsberg übernommen.
WOLFSBERG. Im Interview mit der Woche Lavanttal spricht die neue Bezirksstellenleiterin über ihren bisherigen Lebensweg und wirtschaftliche Veränderungen, die auf den Bezirk in den nächsten Jahren zukommen.
Woche Lavanttal: Liebe Frau Tiefenbacher, wie verlief ihr bisheriger beruflicher Werdegang?
Diane Tiefenbacher: Im Rahmen meines Studiums der Wirtschaftsgeographie in Klagenfurt führte ich in Frankreich eine wissenschaftliche Untersuchung über regionale Zukunftspolitik durch und nutzte diese acht Monate, um internationale Kontakte zu knüpfen. Zurück in Kärnten schloss ich mein Doktorat ab und erhielt danach eine Stelle als Referentin für EU-Regionalpolitik bei der Österreichischen Raumordnungskonferenz in Wien, die zu dieser Zeit dem Bundeskanzleramt unterstellt war. 2014 wechselte ich nach Kärnten in die Landesstelle für den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Klagenfurt. Nach meiner Karenzzeit ging ich in die Privatwirtschaft, bevor ich mich für die Stelle als Bezirksstellenleiterin der WK Wolfsberg bewarb. Ich bin also mit beiden Seiten der Medaille vertraut, der behördlichen und der unternehmerischen.
Haben Sie sich schon in Ihre neue Funktion eingelebt? Wie lautet ihr bisheriges Fazit?
Ich bin seit 22. November im Amt und wurde vom Team vor Ort sehr herzlich aufgenommen. In der WK-Bezirksstelle Wolfsberg haben wir mit Jenny Stojec, Elisabeth Reichmann und Nicole Sturm sowie Lehrling Stefanie Zoder ein hervorragendes Team. Sobald es die Covid-Situation zulässt möchte ich gemeinsam mit WK-Bezirksobmann Gerhard Oswald eine Kennenlerntour durch alle Gemeinden des Tales starten und dabei die Bürgermeister sowie die regionalen Unternehmen kennenlernen.
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, mit denen Wirtschaftstreibende im Lavanttal aktuell konfrontiert sind?
Abgesehen von der Corona-Problematik ist das sicherlich der Fachkräftemangel, der mittlerweile alle Branche betrifft. Einerseits gilt es, die Lehre als lohnenden Ausbildungsweg zu stärken. Wir müssen die Lehre attraktiver machen, ihren Ruf verbessern und jungen Menschen zu verstehen geben, dass man auch mit einer Lehre gut Karriere machen kann. Aktuell haftet dem Lehrberuf leider noch der Ruf als „letzter Ausweg“ an, was einfach nicht der Wahrheit entspricht. Andererseits wird es notwendig sein, die Gruppe der 20- bis 34-Jährigen, die aufgrund der Ausbildung am stärksten abwandert, wieder zurück ins Lavanttal zu holen. Das kann funktionieren, wofür ich selbst ja das beste Beispiel bin. Der Bezirk ist da schon auf einem guten Weg, denn alle Voraussetzungen sind gegeben. Jungen Familien kann das Lavanttal schon jetzt einiges bieten. Mit Inbetriebnahme der Koralmbahn 2026 bietet sich für uns eine Jahrhundertchance, denn wir befinden uns dann im Zentrum der neuen Wirtschaftsachse Süd. Für den Bezirk bricht sowohl als Wirtschafts- als auch aus Wohnregion ein neues Zeitalter an, aus dem wir das Beste machen müssen.
Was ist dafür notwendig?
Man muss weg von der Einzelkämpfer-Mentalität, bei der jede Gemeinde ihr eigenes Süppchen kocht. Interkommunale Zusammenarbeit ist das A und O, daher befürworten wir das Bekenntnis der Lavanttaler Gemeinden zum Interkommunalen Gewerbepark in St. Paul ausdrücklich. Aber auch die intensive Zusammenarbeit mit dem Bezirk Deutschlandsberg ist essentiell, denn um im europäischen Kontext tatsächlich als „Wirtschaftsraum Süd“ wahrgenommen zu werden, sollte dieser Raum auch eine gewisse geographische Größe aufweisen. Außerdem stellt sich die Frage, an welchen Schrauben gedreht werden sollte, damit die Lebensqualität weiter steigt und das Lavanttal als Wohnbereich interessanter wird. Wir müssen jetzt an einem Strang ziehen und mit den Vorarbeiten beginnen, denn 2026 ist schneller da, als man denkt.
Welche Themen sind außer Corona und dem Fachkräftemangel noch relevant?´
Unabhängig von der geographischen Lage sind es natürlich die Lieferengpässe und die stetig steigenden Energie- und Rohstoffpreise, mit denen natürlich auch die Lavanttaler Wirtschaftsbetriebe zu kämpfen haben.
Wie kann die Wirtschaftskammer Unternehmern helfen?
Wir sind die regionale Drehscheibe der Wirtschaft und der erste Ansprechpartner, wenn es um Fragen zu Themen wie Gewerbeanmeldung, Betriebsanlagenrecht, Betriebsnachfolge und Förderungen geht. Mit dem Wifi verbessern wir die fachlichen und unternehmerischen Qualifikationen der Menschen, diesbezüglich ist etwa die Digitalisierung ein ganz aktuelles Thema. Gerade im Bereich der KMUs gibt es hier teilweise noch großen Aufholbedarf.
Stichwort Corona-Förderungen, wie fallen die Rückmeldungen der betroffenen Unternehmer aus?
Die Wirtschaftskammer wickelt selbst nur den Härtefallfonds ab, also die schnelle Hilfe für Unternehmer, die beispielsweise aufgrund eines Lockdowns ihre Geschäftsmiete nicht mehr bezahlen können. Die Mindestförderung beträgt 600 Euro (für die Monate November und Dezember 2021: jeweils 1.100 Euro). Aus den Rückmeldungen der Wirtschaftstreibenden höre ich heraus, dass dies mittlerweile sehr gut und unkompliziert funktioniert. Was alle anderen staatlichen Corona-Förderungen angeht, übernimmt die WK eine Beratungsfunktion. Man muss aber sagen, dass sich die heimischen Unternehmer nach vier Lockdowns schon ganz gut mit den Fördermöglichkeiten auskennen.
Wie sieht denn die Situation bei Neugründungen aus? Ist die Pandemie ein Dämpfer?
Trotz Corona ist die Anzahl der jährlichen Neugründungen nicht zurückgegangen. Der Unternehmergeist im Bezirk ist also weiterhin ungebrochen.
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