Frantschach-St. Gertraud
Vom Top-Manager zum Polizisten
Nach insgesamt über zehn Jahren im Ausland zog es den Völkermarkter Kai Maierhofer wieder in die Heimat.
FRANTSCHACH-ST. GERTRAUD. Wenn Kai Maierhofer mit seinen 39 Jahren auf sein bisheriges Leben zurückblickt, ist er sich sicher: „Ich würde alles wieder ganz genauso machen.“ Der Lebenslauf des Völkermarkters liest sich wie ein großes Abenteuer. Nach Abschluss der HTL in Wolfsberg und seinem Zivildienst blieb er dem Roten Kreuz sieben Jahre lang als ehrenamtlicher Rettungssanitäter erhalten. 2006 zog er nach Ungarn, wo er für die Siemens-Tochterfirma Epcos als Prozesstechniker tätig war. „Mein damaliger Chef, Peter Juschitz, hat mein Interesse an der Prozessoptimierung geweckt und mich sehr gefördert“, berichtet Maierhofer. Ein Jahr verbrachte er im Zuge eines Optimierungsprojektes im Schwesterwerk in Xiamen, China; zurück in Ungarn wurde Maierhofer Engineering-Leiter eines Produktbereiches.
Von Völkermarkt nach Vietnam
Seine nächste berufliche Station führte Maierhofer von Ungarn zurück nach Völkermarkt, wo er drei Jahre lang als Qualitätsmanager für einen dänischen Konzern bei der Firma General Solar Systems arbeitete, in diese Zeit fiel auch die Geburt seines Sohnes. Als dieser Konzern eine Firma für solarthermische Großanlagen in Vietnam gekauft hatte und Maierhofer als hauptverantwortlichen Geschäftsführer vor Ort haben wollte, ergriff dieser die Gelegenheit beim Schopf: „In Vietnam war ich bei der Firma Arcon-Sunmark-Production Hauptverantwortlicher für bis zu 120 Mitarbeiter. Meine Aufgabe war die vollumfängliche Leitung des Produktionsstandortes einschließlich der Einführung neuer Produkte und Entwicklung sowie Implementierung neuer Fertigungslinien“, erklärt der Ingenieur.
Nicht mehr aus dem Koffer leben
Viereinhalb Jahre verbrachte Maierhofer in Vietnam. „Ich war meist sieben Wochen am Stück weg und danach wieder eine Woche daheim“, erinnert er sich. „Mit der Zeit kam in mir allerdings der Wunsch nach Sesshaftigkeit und Bodenständigkeit auf. Ich wollte einfach nicht mehr jahrelang aus einem Koffer leben. Auch habe ich 2018 meine jetzige Lebenspartnerin kennengelernt, was neben meinem Sohn auch ein wesentlicher Grund für meinen Entschluss war, wieder nach Kärnten zu kommen. Es stellte sich aber natürlich die Frage – was mache ich in der Heimat beruflich?“
„Streifenfahrt statt Nadelstreif“
Anfangs wollte der Heimkehrer seine bisherige Tätigkeit als Unternehmensberater und Prozessoptimierer weiterführen, doch in diesem Fall hätte er abermals viel Zeit in größeren Städten in Österreich und dem umliegenden Ausland verbringen müssen. Bei einem Besuch in einer Völkermarkter Bäckerei fiel ihm in der Zeitung eine Stellenausschreibung der Polizei ins Auge. „Ich erinnere mich noch gut: ‚Streifenfahrt statt Nadelstreif‘ lautete der Slogan. Da dachte ich mir: Warum eigentlich nicht?“ Eine Bewerbung wurde abgeschickt und bereits wenige Tage nach seinem letzten Flug aus Vietnam erlebte Maierhofer seinen ersten Tag auf der Polizeischule in Krumpendorf.
Bodenständiges Leben
Zwei Jahre dauerte die Ausbildung, bereits im August des Vorjahres begann der frischgebackene Polizist seinen Dienst an der Polizeiinspektion Frantschach-St. Gertraud. „Hier arbeite ich in einem tollen sechsköpfigen Team. Ich genieße nicht nur meine neuen Aufgaben, sondern auch die Planbarkeit, die das Dienstzeitmodell mit sich bringt. In meinen vorherigen Jobs musste ich rund um die Uhr erreichbar sein und war mit dem Kopf immer bei der Arbeit. Als Polizist fällt es mir leichter, die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen. Ich habe fast ein Jahr gebraucht, mich daran zu gewöhnen, nicht mehr in unterschiedlichen Zeitzonen zu leben“, zieht Maierhofer ein erstes Resümee.
Immer mit Bedacht
Obwohl Frantschach-St. Gertraud ein relativ kleiner Ort ist, hat Maierhofer bereits einiges erlebt – Verwaltungsverstöße, Hilfeleistungen, Strafrechtliches, Gewalt in der Privatsphäre. Sein Credo lautet, immer besonnen vorzugehen. Besonders, wenn Kinder Zeugen einer Amtshandlung werden, gilt es, mit Fingerspitzengefühl zu agieren. Die 2G-Kontrollen funktionieren in der Marktgemeinde reibungslos: „Es ist eine sehr hohe Akzeptanz in der Bevölkerung gegeben. Natürlich gibt es immer ein paar schwarze Schafe, doch die meisten halten sich an die Regeln“, spricht Maierhofer aus seinem Berufsalltag.
„Geht ins Ausland“
Aus finanzieller Sicht war der radikale Jobwechsel natürlich ein großer Rückschritt, doch heute legt Maierhofer mehr Wert auf gemeinsame Zeit mit jenen Menschen, die ihm wichtig sind und eine ausgewogene Work-Life-Balance als auf Geld. Jungen Menschen möchte er eines mit auf den Weg geben: „Wenn ihr die Möglichkeit geboten bekommt, im Ausland Erfahrungen zu sammeln, dann nehmt diese wahr. Ihr werdet in jeder Lebenslage aus diesem Erfahrungsschatz profitieren. Es kommt wieder die Zeit, wo man sesshaft werden will.“
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