Bogenbauer Hermann Rutrecht
Spannendes Handwerk
Hermann Rutrecht aus Maildorf hat einen seltenen Beruf: Er lebt vom Bau hochwertiger Sportbögen.
WOLFSBERG. Als sich Hermann Rutrecht in den 70er-Jahren seinen ersten Bogen kaufte, legte er einen seinen kompletten Tischer-Monatslohn hin. „Der Bogen hat mir damals 5.000 Schilling gekostet“, erinnert er sich heute. Bogenschießen, das war damals noch eine absolute Randsportart. Es gab kaum Vereine, und die wenigen Individualisten, die sich mit den Sportbögen beschäftigten, schossen auf Scheiben. Ende der 90er-Jahre ändert sich alles: „Das Schießen auf lebensechte 3D-Modelle von Tieren schwappte aus Amerika herüber und sorgte für einen Wahnsinns-Boom für den Bogensport. Mittlerweile gibt es in Österreich über 200 Vereine“, sagt Rutrecht, der selbst als Obmann-Stellvertreter bei den Lavanttaler Bogenschützen fungiert. Die Vorteile des Sports liegen auf der Hand: Er kann von der ganzen Familie ausgeübt werden, man hält sich im Freien auf und kann so richtig abschalten.
28 Tierattrappen
Rutrecht selbst begann nach einer langen Pause im Jahr 2000 wieder selbst mit dem Bogenschießen: „Ich war mit meiner Frau nach Maildorf gezogen. Plötzlich stand mir ein ziemlich großes Grundstück zur Verfügung. Perfekt, um zum Beispiel einmal ein Fläschchen Wein auszuschießen.“ Doch aus den kumpelhaften Bewerben wurde schnell mehr. Rutrecht schloss sich einem Verein an, aus dem später die Lavanttaler Bogenschützen wurden und der über einen zehn Hektar großen Parcours mit 28 Tierattrappen in Burgstall/St. Andrä verfügt. Sein altes Sportgerät wurde durch einen modernen Recurvebogen ersetzt, doch die Freude hielt nicht lange. Den zerriss es bereits nach wenigen hundert Schüssen. „Da dachte ich mir: Mit Holz kann ich umgehen, ich baue mir meinen Bogen selbst“, erinnert sich Rutrecht.
Ein Jahr Testphase
Die ersten Versuche scheiterten kläglich. Ein Jahr brauchte der Bogensportler, bis er ein brauchbares Modell vor sich hatte. „All die Fehlversuche haben mich locker 5.000 Euro gekostet“, lacht der Handwerker. Heute verdient sich Rutrecht seinen Lebensunterhalt mit dem Bogenbau. Pro Jahr stellt er rund 50 Hochleistungsbögen her, die von begeisterten Kunden in ganz Österreich und Deutschland gekauft werden. Pro Bogen investiert Rutrecht rund zwölf Arbeitsstunden. Unterschiedliche Materialien kommen zum Einsatz. Edle Hölzer wie Robinie, Zebrano oder Wenge bilden in Kombination mit Carbon und Fiberglas Hochleistungs-Präzisionsbögen, die im Schnitt um 650 Euro verkauft werden. In erster Linie stehen Aspekte wie Wurfleistung und Flugbahn im Vordergrund, doch auch eine edle Optik spielt bei vielen Bogensportlern eine Rolle.
Tipps für Anfänger
Durch die zunehmende Popularität des Bogensports sind gerade Anfänger geneigt, sich Equipment aus dem Internet zu bestellen. Ein großer Fehler, denn wenn die Ausrüstung nicht zum Schützen passt oder nicht aufeinander abgestimmt ist, verliert man schnell die Freude an der Sache. „Wenn sich komplette Anfänger an mich wenden, verkaufe ich denen erst einmal gar keinen Bogen“, sagt Rutrecht. „Stattdessen zeige ich ihnen die wichtigsten Basics und gebe ihnen einen Leihbogen zum Üben mit. Wenn sie nach einem Monat noch immer begeistert sind, kann man über einen individuell angepassten Bogen nachdenken.“ Noch einfacher geht’s, wenn man den Lavanttaler Bogenschützen beitritt. Für jährlich 90 Euro kann man hier Leihgerät benutzen und auf die Tierattrappen im Parcours im Burgstall schießen. Infos unter www.rh-bogenbau.at.
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