Frank Bolvari/Wolfsberg
"Covid-Impfung ist die einzige Chance"
Frank Bolvari sieht die Impfung als die Pflicht jedes Einzelnen und spricht sich für AstraZeneca aus.
BEZIRK WOLFSBERG. Testungen, Impfungen und vieles mehr sind fixer Bestandteil des Alltags in Zeiten der Corona-Pandemie. Wir haben mit dem Wolfsberger Bezirksärztevertreter Frank Bolvari über die aktuelle Situation gesprochen.
WOCHE: Wie groß ist der Andrang für Corona-Tests bei niedergelassenen Ärzten?
FRANK BOLVARI: Bei uns gibt es keinen besonders großen Andrang für Testungen, das Testen richtet sich eher nach vorher bekanntgegebener Symptomatik per Telefon. Patienten kommen auch bereits mit negativen Ergebnissen aus Apotheken oder Schulen in die Ordination. Insgesamt hat bei den Patienten die Aufmerksamkeit hinsichtlich der Testmöglichkeiten zugenommen, es wird nun schon oftmals vor Kontaktaufnahme mit dem Arzt ein Ergebnis eingeholt.
Ab wann wird eine Impfung beim Hausarzt möglich sein?
Ein solche Impfung ist schon möglich beziehungsweise hängt diese von der Impfstoff-Bestellung ab, es wird innerhalb der nächsten sieben bis 14 Tage so weit sein. Viele meiner Ärzte-Kollegen im Lavanttal sind bereit, die Impfungen durchzuführen.
Welche großen Herausforderungen gibt es dabei zu bewältigen?
Es ist ein großer logistischer Aufwand, die Patienten richtig zu priorisieren, besonders bei den momentan geringen Impfstoff-Kapazitäten. Zusätzliche Zeit und das Platzangebot in der Ordination für die notwendige Überwachung nach der Impfung aufzubringen, ist nicht immer einfach.
Derzeit machen sich in der Bevölkerung Sorgen wegen dem AstraZeneca-Impfstoff breit – sind diese berechtigt?
Ich finde, dass man die Komplikationen im Zusammenhang mit diesem Vakzin durchaus ernst nehmen muss. Jedoch sind die Prüfergebnisse hinsichtlich eines erhöhten Thrombose- und Embolierisikos ergebnislos ausgefallen, die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) gibt somit grünes Licht. Das vorher gepflegte Impf-Tempo sollte wieder aufgenommen werden.
Wie stehen Sie zur Corona-Impfung?
Grundsätzlich stehe ich der Corona-Impfung – wie auch jeder anderen Impfung – sehr positiv gegenüber. Ich finde, dass es gerade in Zeiten der Pandemie die Pflicht jedes Einzelnen ist, sich und seine Mitmenschen zu schützen und die Übertragungswege der Viren zu blockieren. Dies ist die einzige Möglichkeit, die Pandemie in absehbarer Zeit in den Griff zu bekommen. Auch die bisher gesammelten Erfahrungen sind grundsätzlich gut. Natürlich gibt es einige mit der Immunisierung zusammenhängende Impfreaktionen, die jedoch Ausdruck der immunologischen Arbeit des Körpers sind und die man letztlich akzeptieren muss.
Was hat sich im letzten Jahr bei den niedergelassenen Ärzten verändert?
Bei uns kam es seit Ausbruch der Krise doch zu vielen Änderungen: Maskenpflicht, erhöhtes Augenmerk auf Hygiene, Telefonordination, Patienten-Koordination, Corona-Testungen, das Ausstellen von zahlreichen Attesten und die enge Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern sind nun fixer Bestandteil des Alltags. Dazu kommt die andauernde Möglichkeit zur telefonischen Krankmeldung und vieles mehr.
Wie sehr verändert die Corona-Krise die Menschen?
Insgesamt hat sich seit Beginn der Krise herauskristallisiert, dass psychische Probleme, wie Angst und Panik-Syndrome, deutlich zugenommen haben. Insbesondere ältere Menschen fühlen sich allein gelassen und haben kaum Kontakte zur Außenwelt. Die oftmals in den Medien erkenntliche politische Unsicherheit hat sich selbstverständlich auch auf die Bürger übertragen, die dann sehr oft den Allgemeinmediziner diesbezüglich als "Zweitmeinung" konsultieren. Zudem ist die Spaltung der Gesellschaft erschreckend.
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