Vom Lehrling zum Chef
Bäcker Reinhard Köhle sieht Chancen für Neues
RIED IM OBERINNTAL (tth). Der Familienbetrieb der Bäckerei Köhle in Ried wird bereits in dritter Generation geführt. In dieser Zeit ist der Betrieb gewachsen und hat Veränderungen durchlebt.
Der 'Geist' in der Backstube
"Ich war erst zwei Jahre alt, als mein Opa, der den Betrieb 1929 gegründet hat, verstorben ist. Aber aus Erzählungen von meinem Vater weiß ich, dass die Arbeit früher viel härter war als heutzutage. Die Bäcker sind aus Erschöpfung teils sogar auf den Mehlsäcken kurz eingeschlafen. Aus alten Aufzeichnungen geht hervor, dass das Brot dreimal wöchentlich mit Pferden aufs Plateau geliefert wurde und schon als Jugendlicher wurde mir bewusst, dass viel Herzblut in unserem Brot steckt", erzählt Bäckermeister Reinhard Köhle. Dennoch war für den heutigen Geschäftsführer schon von Kindesbeinen an klar, dass er einmal in der Backstube arbeiten möchte. "Als kleiner Bub habe ich mich oft nachts in die Backstube geschlichen und bin unbemerkt herumgeistert, um den Bäckern zuzusehen", lacht Reinhard über sein frühes Interesse am Lehrberuf. Als er schließlich die Lehre im elterlichen Betrieb anfing und unter den wachsamen Augen von Papa Siegfried das Handwerk erlernte, beschloss er, gemeinsam mit seinem Bruder die Backstube zu übernehmen. Bereits im Alter von 19 Jahren schloss Reinhard die Meisterprüfung ab und war damals eine Zeit lang der jüngste Meisterbäcker des Landes. "Oft heißt es, der Sohn des Chefs hat es leichter, bei mir war wohl eher das Gegenteil der Fall, aber es waren strenge Lehrjahre und heute bin ich dankbar für diese tolle Ausbildung. Gerne hätte ich nach der Lehre noch Erfahrungen in anderen Betrieben oder im Ausland gesammelt, aber die Zeit lies dies nicht zu. Und so haben wir bereits im Alter von Anfang 20 den Betrieb weitergeführt", erzählt der Bäckermeister.
Verlässliche Mitarbeiter
Momentan sind 22 sehr verlässliche Mitarbeiter - von ihnen ein Konditorlehrling - im Betrieb beschäftigt. Drei dieser beschäftigten Bäcker, haben ihre Lehre in der Bäckerei Köhle absolviert. „Lehrlinge zu finden ist schwer, doch ich hoffe sehr, dass sich dieser Trend zum Positiven entwickelt und sich wieder mehr für die Bäckerlehre entscheiden, da es ein wunderschönes Handwerk ist.“ sagt Reinhard Köhle. Bäckerlehrlinge lernen verschiedenste Teigsorten kennen, den richtigen Umgang mit Maschinen und dem Ofen und zaubern köstliche Backwaren vom Semmel bis zum Plundergebäck hervor. Damit das frische Brot pünktlich am Frühstückstisch landet, beginnen die Bäcker ihre Schicht um Mitternacht. "Wir haben ein super Team und halten auch in diesen schwierigen Zeiten zusammen", schwärmt Reinhard von seinen treuen Mitarbeitern.
Handwerk und Regionalität als Chance
Durch die krisenbedingte Schließung der Hotels und Appartements hat die Bäckerei natürlich auch erhebliche Umsatzeinbußen zu beklagen. "Das Geschäft in den drei Filialen in Ried, Prutz und Tösens und auch die Lieferungen an private Haushalte laufen gut", meint Köhle, "Ich merke, dass es einen Trend zurück zu guter Qualität und Regionalität gibt. Ich denke, es liegt vor allem daran, dass die Leute mehr Zeit haben und bewusster einkaufen gehen können.“ Die Bäckerei Köhle war in diesem herausfordernden Jahr nicht untätig sondern hat Initiativen wie den 'Köhle-Euro' ins Leben gerufen um die Kaufkraft im Betrieb zu stärken. Desweiteren sind sie in der App 'To good to go', die sich auf die Rettung von Lebensmitteln spezialisiert hat, vertreten. "Wenn wir alle ein bisschen mehr zusammenhalten, gehen wir gestärkt aus der Krise heraus", lautet das Credo in der Traditionsbäckerei Köhle in Ried.
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