„Bin und bleibe ein St. Antoner“
Skilegende Karl Schranz im Portrait
Der gebürtige St. Antoner Karl Schranz ist einer der erfolgreichsten Skifahrer der Renngeschichte und macht den Anfang für die neue Serie der Bezirksblätter „Was wurde aus…“. Im Gespräch mit den Bezirksblättern verrät der dreifache Weltmeister und zweifache Gesamtweltcupsieger, was ihm heute wichtig ist und wie sein Leben nach der aktiven Karriere weiterging.
ST. ANTON AM ARLBERG. (lisi). “Ich habe gerade Autogramme geschrieben“, erzählt der heute 85-jährige Karl Schranz bei unserem Treffen, als er mich beim Eingang seines gleichnamigen Hotels am Arlberg abholt. Noch immer erreichen die Skilegende vom Arlberg Autogrammanfragen von überall her – sogar aus den USA. Nach seinen großartigen Erfolgen muss man nicht im Detail fragen - diese notiert die Enzyklopädie Wikipedia akribisch genau. Dort ist natürlich auch festgehalten, dass er in St. Anton am Arlberg aufgewachsen ist.
„Mein Vater ist ein bisschen Ski gefahren, die Mutter gar nicht, sie kam aus Sudetendeutschland“
, erzählt Karl. Die Schranz-Geschwister gingen diesem Hobby jedoch nahezu alle nach und das sehr erfolgreich:
„Ich erinnere mich an ein Skirennen in den 1950er Jahren in St. Anton am Arlberg, bei dem wir alle – meine Brüder Arnold und Helmut, meine Schwester Gertrud und ich – in unserer jeweiligen Klasse gewonnen haben“
, erzählt er. Seine späteren, großen Erfolge hat er teils erst nach seiner aktiven Karriere so richtig registriert, verrät er.
Große Beliebtheit durch Olympia-Ausschluss
Neben seinen Erfolgen, verhalf ihm besonders ein Ereignis zu großer Beliebtheit: Knapp vor Beginn der Olympischen Winterspiele 1972 in Sapporo wurde Karl Schranz von IOC-Präsident Avery Brundage ausgeschlossen – wegen eines Verstoßes gegen das damalige Amateurgesetz, so die genaue Erklärung. Verstehen kann Karl Schranz – wie vermutlich der Großteil der Österreicher - diesen Ausschluss bis heute nicht. Aber:
„Dieser hat mir zu größerer Beliebtheit verholfen, als es ein Olympiasieg getan hätte“
, ist die Skilegende noch heute überzeugt und erzählt, dass sich im Rahmen eines Staatsbesuchs sogar einst Japans Kaiser dafür persönlich bei ihm entschuldigte. Noch während seiner aktiven Skikarriere baute er sein Hotel (Hotel Karl Schranz), damals noch als Pension – anfangs führte dieses unter anderem die Schwester von Karl Schranz. Seine Frau Evelyn lernte er in den 1970er Jahren kennen – die beiden sind Eltern der Töchter Anna, Christiane und Katharina. Ein zweijähriges Enkerl namens „Lili“, ist verständlicherweise der ganze Stolz von Opa Karl.
Um die Welt gereist und die WM Heim geholt
In späterer Folge bereiste Karl Schranz die ganze Welt. Die Alpinen Skiweltmeisterschaften, die 2001 in seiner Heimatgemeinde ausgetragen wurden, holte er nach Hause, das ist unbestrittener Weise sein Verdienst.
„Dafür musste ich mindestens fünfzig Mal nach Wien reisen“
, erzählt Karl Schranz, der dank seiner guten Kontakte zur Bundespolitik nicht umsonst zum "Vater der Skiweltmeisterschaft" ernannt wurde. Nachdem er zuvor mit Journalisten bei einer Weltmeisterschaft in Japan gesehen hat, dass oftmals die einzelnen Austragungsorte sehr weit voneinander entfernt liegen, kam ihm die Idee auf, dass St. Anton für eine WM-Austragung prädestiniert wäre: „Es gab ein gemeinsames Ziel nahe des Zentrums, alles lag maximal 30 Gehminuten voneinander entfernt“, schildert er. Übrigens hat er nach seiner aktiven Karriere auch circa acht Jahre (1970-78) die Skischule Arlberg geleitet.
Zahlreiche Bekanntschaften
Noch heute verbringen Karl Schranz und seine Familie gern Zeit in der Bundeshauptstadt. Das Pflegen seiner Kontakte, in erster Linie politischer und sportlicher Natur, sowie mit zahlreichen Journalisten, ist ihm heute noch sehr wichtig. Dabei sind im Laufe der Zeit zahlreiche Freundschaften entstanden – mit diversen Größen der österreichischen Politik und Sportgeschichte. In seinem Hotel hängen zahlreiche Bilder beeindruckender Begegnungen – angefangen bei der spanischen, schwedischen oder britischen Königsfamilie über Arnold Schwarzenegger, Udo Jürgens bis hin zu Audrey Hepburn. Immer mittendrin ist die Skilegende vom Arlberg.
Neben dem Skifahren, das das Leben von Karl Schranz nachhaltig verändert hat, war er einst auch ein begeisterter Tennis- und Fußballspieler – er spielte in seiner Heimatgemeinde und beim ehemaligen Wiener Club „Red Star Penzing.“ Auch wenn er noch so gern in Wien ist, gesteht Karl Schranz:
„Ich war immer und bleibe ein St. Antoner.“
Seiner Heimatgemeinde würde er eine weitere Austragung einer Ski-Weltmeisterschaft wünschen. Ungern und selten verabsäumt er die wöchentlichen Stammtisch-Treffen in St. Anton am Arlberg.
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