Covid-19
Paznaun und St. Anton am Arlberg bleiben bis 26. April unter Quarantäne
PAZNAUN, ISCHGL, ST. ANTON (otko). Nach dem massiven Testungen bleiben das Paznaun und St. Anton am Arlberg bis 26. April unter Quarantäne. Laut LH Platter sei dies aufgrund der hohen Zahl an positiv Getesteten alternativlos. Bürgermeister haben "vollstes Verstädnis".
Quarantäne um 14 Tage verlängert
In einer Videokonferenz am Karfreitag (10. April) nahmen Landeshauptmann Günther Platter und Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg zur aktuellen Coronavirus-Situation in Tirol sowie zu den verbliebenen Sperrgebieten Stellung. Nach den umfangreichen Testungen in den Quarantänegebieten im Paznaun – mit den Orten Ischgl, Kappl, Galtür und See – und St. Anton am Arlberg wurde auch die weitere Vorgehensweise präsentiert.
"Wir haben massive Testungen vorgenommen und insgesamt 2.822 Tests in den betroffenen Orten gemacht. Inzwischen wurden zwei Drittel ausgewertet. Nun haben wir einen guten Überblick und ein klares Bild über die gesamten Coronaerkrankungen. Leider müssen wir aber feststellen, dass wir bis zu 19 Prozent positiv getestete haben. Daher wird die Quarantäne im Paznaun und St. Anton am Arlberg um weitere 14 Tage bis 26. April verlängert", betonte LH Platter.
Vorgehen ist alternativlos
Für den Landeshauptmann sei dies eine bedauerliche Situation, aber alternativlos. "Die hohe Anzahl an Corona positiven war für die Experten überraschend. Die Situation ist im Konsens mit dem Gesundheitsministerium um Experten medizinisch genau bewertet worden."
Auch Günter Weiss, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin, hat dieses Ausmaß an Corona-Infizierten im Paznaun und St. Anton am Arlberg nicht erwartet. "Bei circa 19 Prozent in Ischgl bzw. circa 13 Prozent in St. Anton konnten Bestandteile des Coronavirus in den Tests nachgewiesen werden. Aus medizinischer Sicht ist es daher unverantwortlich, eine Öffnung dieser Gebiete ab kommender Woche vorzunehmen. Dadurch verhindern wir eine weitere Ausbreitung in Tirol. Gerade diese Orte sind von der Pandemie besonders hart getroffen. Hier gibt es Einschränkungen, Krankheit und sogar Todesfälle", so Weiss. Die Übertragung sei weiterhin groß und daher müsse die Infektion lokal eingedämmt werden. Es sei auch davon auszugehen, dass es bereist vor dem ersten Auftreten der Fälle in Ischgl und St. Anton am Arlberg eine ausgeprägte Infektionssituation gab. "In zwei Wochen wird die Situation neu bewertet", verweist Weiss.
Platter und Tilg danken für Verständnis
"Für die Leute ist diese Nachricht natürlich dramatisch. Die betroffenen Orte sind bereits seit vier Wochen von der Außenwelt abgeschnitten. Die Menschen dort leisten einen riesigen Beitrag, die Krise in Tirol zu bewältigen. Wir fühlen mit euch und danken euch, dass ihr bereit wart, bei den Schwerpunkttestungen mitzumachen. Damit habt ihr wesentlich dazu beigetragen, die weitere Verbreitung des Coronavirus zu stoppen. Wir bitten nochmals um Verständnis, aber wir müssen die Leute vor einer weiteren Ausbreitung schützen", richtet der Landeshauptmann solidarische und dankende Worte an die Bevölkerung in den betroffenen Regionen.
Auch für den Gesundheitslandesrat Tilg sind die getroffenen Maßnahmen aus medizinischer Sicht notwendig. "Der Schutz der Bevölkerung steht im Vordergrund. Mein Appell an die Paznauner und Antoner – es ist ein schwerer Weg, aber alternativlos. Es gilt weiterhin die soziale Distanz durchzuhalten."
Schutzmasken für Bevölkerung in betroffenen Regionen
Die gesamte Bevölkerung in den betroffenen Quarantänegebieten wird in den nächsten Tagen vom Land Tirol zudem mit ausreichend Mund-Nasen-Schutzmasken ausgestattet. „Wichtig ist, dass die Menschen im Paznaun und in St. Anton am Arlberg diese Masken tragen, wenn sie das Haus verlassen. Und auch das Abstandhalten zum Gegenüber ist entscheidend. Damit können erkrankte Menschen dazu beitragen, dass die Weiterverbreitung des Virus durch Niesen oder Husten verringert wird und andere Personen dadurch schützen. So können wir die Infektionsketten des Coronavirus am effektivsten unterbrechen“, weiß Cornelia Lass-Flörl, Direktorin der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Medizinischen Universität Innsbruck.
Zweite Testreihe in Quarantänegebieten
In enger Rücksprache mit den medizinischen ExpertInnen wurde heute auch die weitere Vorgehensweise für die Quarantänegebiete festgelegt. „In etwa zehn Tagen starten wir in den Quarantänegebieten eine zweite, umfassende Testreihe, wo wiederum möglichst viele Personen auf eine Coronaerkrankung untersucht werden. Auf Basis dieser Untersuchung werden wir dann eine neuerliche medizinische Bewertung vornehmen“, informiert Günter Weiss. „Alle weiteren Schritte, die wir setzen werden, finden dann wie immer in engster Abstimmung mit den medizinischen ExpertInnen statt“, so LH Platter abschließend.
Bürgermeister haben "vollstes Verständnis"
„Wir werden, wie bisher, die Anordnung der Landesregierung selbstverständlich umsetzen und damit einen Beitrag zur Eindämmung des Virus leisten“, erklärt der Ischgler Bürgermeister Werner Kurz, der als Sprecher der Paznauner Gemeinden fungiert, in einer Aussendung. „Ein großer Teil der Bevölkerung hat an den freiwilligen Tests teilgenommen. Das zeigt, wie wichtig uns die Gesundheit aller hier im Dorf, im Tal und darüber hinaus ist.“ Kurz zeigt sich betroffen darüber, dass „wir nun nochmals in unserem täglichen Leben eingeschränkt sind. Ich weiß aber, dass die Paznaunerinnen und Paznauner diesen schweren, aber alternativlosen Weg mitgehen und durchstehen werden.“ Für die nächsten Wochen wünscht sich Kurzin erster Linie, dass die Verbreitung des Coronavirus weltweit eingedämmt wird und man sich Stück für Stück an das normale Leben annähern kann. „Für die Ischglerinnen und Ischgler wünsche ich mir, dass wir gesund und gestärkt aus dieser Krise kommen.“
Auch der St. Antoner Dorfchef Helmut Mall zeigte "vollstes Verständnis" für die Verlängerung der Quarantäne durch das Land Tirol. "Wir müssen Verständnis dafür haben und das auch mittragen", sagte Mall am Freitag gegenüber der Austria Presse Agentur. In der Gemeinde hätten sich 900 Bürger freiwillig Tests unterzogen, davon waren 15 Prozent waren positiv.
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