Pilotprojekt
In Galtür wird der Gelbe Enzian zum ersten Mal geerntet – mit VIDEO

Enzianbauer Hermann Lorenz, Projektinitiator Wendelin Juen und Jens Bohn von der Universität Hohenheim am Versuchsfeld in Galtür (v.l.).
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GALTÜR. Im Zuge des tirolweit ersten Pilotprojekts wird der Gelbe Enzian in Galtür seit 2017 auf einem Acker angebaut. Der erfahrene Brenner und passionierte Enzian-Liebhaber Hermann Lorenz führte nun die erste Ernte durch. Zur wissenschaftlichen Begleitung der Veredelung starten die Landwirtschaftskammer Tirol und die Universität Hohenheim ein wissenschaftliches Kooperationsprojekt.

Pilotprojekt auf 1.600 Metern Seehöhe

Für eine gezielte und regelmäßige Nutzung wird der Gelbe Enzian (Gentiana lutea)im Zuge eines Pilotprojektes seit 2017 in Galtür auf ca. 1.600 Meter angebautdie BEZIRKSBLÄTTER berichteten.Pionier Hermann Lorenz startete nun mit der ersten Ernte der Wurzeln der begehrten Heilpflanze. In Galtür wird daraus seit Jahrhunderten der "Enzner" gebrannt. Begleitet wird der Anbauversuch von der Landwirtschaftskammer Tirol. Auf Initiative von Fachbereichsleiter Wendelin Juen startet diese nun eine Kooperation mit der Universität Hohenheim. Dabei soll die Veredelung der Wurzeln zum Enzianbrand wissenschaftlich begleitet und optimiert werden.

Erste Ernte nach erfolgreichem Anbau

Seit Jahrhunderten wird in Galtür aus den Wurzeln des punktierten Enzians (gentiana punctata), der unter Schutz steht, der berühmte "Enzner" gebrannt. 2013 hat es das Wissen um die Standorte, das Ernten und das Verarbeiten des punktierten Enzians sogar in das UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kuturerbes geschafft. Von den 250 Familien suchen jedes Jahr 90 um eines der 13 begehrten und verlosten Grabungsrechte an. Pro Los dürfen dann 100 bis 120 Kilogramm Wurzen gegraben werden, was sieben Liter Schnaps für den Privatgebrauch ergibt. Danach heißt es wieder drei bis vier Jahre warten.

Pressekonferenz zur ersten Einzianernte in Galtür. | Foto: Othmar Kolp
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Künftig können auch "Nicht-Galtürer" in den Genuss des Kult-Destillats kommen. Vor vier Jahren startete der erfahrene Brenner und Einzianliebhaber Hermann Lorenz mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer den ersten Anbauversuch. Inzwischen werden auf einem Acker 12.000 Enzian-Pflanzen kultiviert.

"Wir kannten aufgrund der Seehöhe keinen Ackerbau in Galtür. Dank der Hilfe der Münchner Agrarbiologin Centa Kirsch und der hervorragenden Qualität ihrer Jungpflanzen gelang es aber trotzdem. Das sehr gute Wachstum des Enzians übertraf all unsere Erwartungen. Allerdings war vor allem das Jäten für uns eine echte Herausforderung und ein zuvor unterschätzter Aufwand“,

blickt Hermann Lorenz zurück.

Hermann Lorenz, Enzianbauer und Brenner. | Foto: Othmar Kolp
  • Hermann Lorenz, Enzianbauer und Brenner.
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Inzwischen gibt es in Tirol bereits elf Brenner, die auf einem Hektar Gelben Enzian erfolgreich kultivieren. "Die Wertschöpfung bleibt in der Region", zeigt sich LK-Fachbereichsleiter Juen erfreut.

Großer Arbeitsaufwand

Im Rahmen eines Lokalaugenscheins am 11. Oktober wurde nach vier Jahren mit der ersten Ernte auf dem Versuchsfeld gestartet.

"Zusammen mit zwei Mitarbeitern des Maschinenrings ernten wir wie in der freien Natur ganz klassisch mit Pickel und Muskelkraft. Auf dem Berg benötigen wir zum Graben für 100 Kilogramm Enzianwurzeln rund 16 Stunden. Auf dem Feld gehe ich von vier bis fünf Stunden aus“,

weist Lorenz auf den hohen Arbeitsaufwand hin. Vor Ort werden die Wurzeln bereits geputzt und gesäubert. Auch hier ist viel Geduld gefragt.

Wendelin Juen, Landwirtschaftskammer Tirol. | Foto: Othmar Kolp
  • Wendelin Juen, Landwirtschaftskammer Tirol.
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Zufrieden mit der Ausbeute zeigte sich auch Juen, der aber auf die hohe Kunst des Enzians-Brennens verweist:

"Es ist sicher die Königsklasse. Nach dem Graben werden die Wurzeln nun intensiv gewaschen, mit einem Häcksler zerkleinert und mit Wasser eingemaischt. Sie können allerdings nicht so sauber gewaschen werden, dass keine Erde in die Maische gelangt. Bedenkt man nun, dass in einem Gramm Erde über hundert Millionen Mikroorganismen leben, die sich von der Gentianose, dem Zucker in der Enzianwurzel ernähren, wird sofort klar, dass die traditionelle Vergärung manchmal perfekt funktioniert, aber oft auch danebengeht."

Diese enorm großen Schwankungen bei der Ausbeute und Qualität sollen nun aber in den Griff bekommen werden. Daher gelte es nun folgende Fragen zu klären: „Wie fein sollen die Enzianwurzeln zerkleinert werden, welche Temperatur ist ideal für die Vergärung, wie lange soll die Gärung dauern, wie wirken sich Zerkleinerung, Gärtemperatur, Gärdauer auf das Aroma und die Ausbeute aus?“

Auf dem Versuchsacker in Galtür wächst der Gelbe Enzian. | Foto: Othmar Kolp
  • Auf dem Versuchsacker in Galtür wächst der Gelbe Enzian.
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Dazu hat die LK Tirol nun eine Kooperation mit der Universität Hohenheim abgeschlossen. Zudem sollen weitere Erkenntnisse gewonnen werden, die auf den perfekten Ernte-Rhythmus und den Erntezeitpunkt weisen.

Auch die Ernte und das Putzen des Gelben Enzians ist aufwendig. | Foto: Othmar Kolp
  • Auch die Ernte und das Putzen des Gelben Enzians ist aufwendig.
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Kooperation mit Universität Hohenheim

Die Experten der Forschungs- und Lehrbrennerei der Universität Hohenheim unter der Leitung von Dr. Daniel Einfalt starten nun die erste Versuchsreihe. „Ziel des Forschungsprojekts soll sein, ideale Abläufe bei der Maischebereitung und Wurzelfermentation zu finden, um Enzianbrände mit bester aromatischer Zusammensetzung und zeitgleich höchsten Alkoholausbeute zu erlangen. Daraus sollen Handlungsempfehlungen entwickelt werden, welche dem bislang sehr traditionsverbundenen Handwerk mehr Sicherheit im Herstellungsverfahren bringen wird“, skizziert Einfalt das Ziel der Kooperation.

Die Verarbeitung der Enzianwurzeln ist kompliziert. Ein Forschungsprojekt mit der Universität Hohenheim soll zur Optimierung der einzelnen Schritte beitragen. | Foto: Othmar Kolp
  • Die Verarbeitung der Enzianwurzeln ist kompliziert. Ein Forschungsprojekt mit der Universität Hohenheim soll zur Optimierung der einzelnen Schritte beitragen.
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Große Nachfrage nach "Enzner"

Jedenfalls ist die Nachfrage nach dem "Reinen Enzian" sehr groß.

"Wir haben bereits eine Warteliste. Preislich soll sich der Liter des Galtürer Enzners auf 280 Euro belaufen",

so Lorenz.
Künftig soll auch die ganze Heilpflanze, die wertvolle Bitterstoffe enthält, genutzt werden. Zusammen mit seiner Frau Alexandra, die Ärztin ist, werden aktuell Kosmetik-Produkte entwickelt. Diese sollen dann noch heuer zum Verkauf angeboten werden.

Der Gelbe Enzian gedeiht prächtig – in ca. drei Jahren können die Wurzeln der Heilpflanze
geerntet werden. | Foto: Othmar Kolp
  • Der Gelbe Enzian gedeiht prächtig – in ca. drei Jahren können die Wurzeln der Heilpflanze
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In Galtür blüht der "Gelbe Enzian"

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