TIWAG-Projekt
Alpenvereine und WWF forden Ausbau-Stopp des Kraftwerks Kaunertal

Im Platzertal im Obern Gericht soll eine 120 Meter hoher und 450 Meter breiter Staudamm im Platzertal errichtet werden. | Foto: Sebastain Fröhlich
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  • Im Platzertal im Obern Gericht soll eine 120 Meter hoher und 450 Meter breiter Staudamm im Platzertal errichtet werden.
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Der Deutsche Alpenverein, der Österreichische Alpenverein und der WWF Österreich fordern gemeinsam einen Planungs-Stopp und eine naturverträgliche Energiewende. Das geplante Ausbauprojekt der TIWAG  drohe Lebensräume und Artenvielfalt zu zerstören und die Wasserknappheit im Ötztal zu verschärfen.

KAUNERTAL, ÖTZTAL. Die Naturschutzorganisation WWF Österreich und die Alpenvereine in Deutschland (DAV) und Österreich (ÖAV) sprechen sich erstmals gemeinsam gegen den von der TIWAG geplanten Ausbau des Kraftwerks Kaunertal aus. „Klima- und Naturschutz können nur Hand in Hand funktionieren“, sagt WWF-Gewässerschutz-Expertin Bettina Urbanek. „

Das gigantomanische Ausbauprojekt Kaunertal konterkariert diesen Grundsatz und steht wie kein zweites für die gestrige und einseitige Energiepolitik der Tiroler Landesregierung und der TIWAG.“

WWF, DAV und ÖAV fordern deshalb den Stopp aller Planungen und eine naturverträgliche Energiewende.

Der Speicher Gepatsch im Kaunertal: Die TIWAG plant den Ausbau zu einem Pumpspeicherkraftwerk. | Foto: Carolin Siegele
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Wasserversorgung im Ötztal gefährdet

Vom Ausbau des Kraftwerks Kaunertal wären 20 Gemeinden betroffen. „Der Bevölkerung drohen jahrelange Großbaustellen im Tiroler Oberland“, warnt Bettina Urbanek vom WWF.

„Noch kritischer ist, dass die TIWAG bis zu 80 Prozent des Wassers aus den ökologisch wertvollen Gletscherflüssen Venter und Gurgler Ache im hinteren Ötztal sowie aus Verwall- und Königsbach ableiten will.“

Das hätte nicht nur fatale Folgen für die Gewässerökologie der Flüsse, sondern auch für die Wasserversorgung des Ötztals, das schon jetzt zu den niederschlagsärmsten Tälern Tirols gehört.

Im Platzertal im Obern Gericht soll eine 120 Meter hoher und 450 Meter breiter Staudamm im Platzertal errichtet werden. | Foto: Sebastain Fröhlich
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DAV: Gletscherschmelze weit fortgeschritten

„Dieses Problem wird sich mit dem voranschreitenden Gletscherrückgang extrem verschärfen“, prognostiziert Tobias Hipp, Gletscher- und Naturschutzexperte beim Deutschen Alpenverein. In den Sommermonaten sind 60 bis 80 Prozent des Abflusses von Venter und Gurgler Ache auf die Schnee- und Gletscherschmelze zurückzuführen. Bis Mitte des Jahrhunderts werden die Ötztaler Gletscher jedoch größtenteils abschmelzen. „Der vergangene Sommer hat bewiesen, dass es schon jetzt durch die Klimakrise zu Engpässen in der Wasserverfügbarkeit kommt“, so Hipp. „Bei dieser Aussicht ist es geradezu absurd, zusätzlich Wasser zu entziehen.“

Der Gletscherfluss Venter Ache im Ötztal. | Foto: Sebastian Fröhlich
  • Der Gletscherfluss Venter Ache im Ötztal.
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ÖAV: Zerstörung der Moorflächen im Platzertal

„Durch die Erschließung des Platzertals wird ein Naturjuwel mit einem vielfältigen, alpinen Lebensraum für immer zerstört. Das Platzertal ist ein bislang nahezu unberührtes Hochtal, in dem eine Vielfalt an Lebensformen vorherrscht und viele geschützte Tier- und Pflanzenarten einen ihrer letzten intakten Rückzugsorte in den Alpen finden“,

sagt Clemens Matt, Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins. Nicht zuletzt wird durch die Zerstörung der Moorflächen vor Ort ein wichtiger Verbündeter im Klimaschutz zunichtegemacht: Moore bieten nicht nur Lebensraum, sondern sie binden und speichern auch effektiv CO2.

Impressionen aus dem noch unberührten Platzertal. | Foto: Sebastian Fröhlich
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WWF fordert Ausbau der Photovoltaik

Die neue Tiroler Landesregierung solle nach der Wahl am 25. September die Energiewende auf andere Beine stellen. Neben Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs müsse die Politik "erneuerbare Alternativen zum ewigen Wasserkraftausbau forcieren" – allen voran den naturverträglichen Ausbau der Photovoltaik. „Allein das Potential auf Dächern, Fassaden und großen Parkplätzen beträgt rund 4.200 Gigawattstunden pro Jahr. Das entspricht dem durchschnittlichen Stromverbrauch von über einer Million Haushalten“, erklärt Urbanek:

„Strom aus Photovoltaik stünde auch wesentlich schneller zur Verfügung als von einem Kraftwerk, das frühestens 2040 mit der Produktion beginnt.“

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