Sprachenvielfalt
Wörgl startet Konzept zur Sprachförderung für Kinder
Das neue Sprachbildungskonzept in Wörgl verbindet Krippen, Kindergärten, Schulen und Vereine in enger Zusammenarbeit.
WÖRGL. In Wörgl spiegelt sich die Welt – 24 Sprachen klingen in den Klassenzimmern der Volksschulen, auch in den Kinderkrippen und Kindergärten ist die Vielfalt der Kulturen und Sprachen allgegenwärtig. Diese Multikulturalität kann eine Bereicherung sein – doch sie bringt auch Herausforderungen mit sich. Wenn Kinder nicht dieselbe Sprache sprechen, können Missverständnisse entstehen, Freundschaften wachsen schwerer und die Chancengleichheit leidet. Sprache ist der Schlüssel zur Welt, für die Kleinsten bedeutet sie oft mehr als Worte: Sie ist der Zugang zu Bildung, Gemeinschaft und Selbstbewusstsein. Genau hier setzt Wörgl mit einem neuen Sprachbildungskonzept an, das Kinder unabhängig von ihrer Muttersprache stärken und verbinden soll.
In Zahlen gesprochen sieht der derzeitige Stand in der Standgemeinde so aus: Von den 96 Kindern in den Krippen lernen 34 Prozent Deutsch erst als Zweitsprache. In den Kindergärten, die von 451 Kindern besucht werden, liegt dieser Anteil sogar bei 61 Prozent. Insgesamt gehen 92,6 Prozent aller kindergartenberechtigten Kinder in Wörgl in eine Einrichtung.
Konzept bis 2026 geplant
Ab Dezember 2024 geht Wörgl also mit einem neuen Sprachbildungskonzept für Kindergärten und Kinderkrippen einen wichtigen Schritt, um allen Kindern gleiche Chancen für ihre Zukunft zu eröffnen. Geplant ist das Konzept vorerst bis zum Jahr 2026 fortzuführen. Dabei steht nicht nur die sprachliche Förderung der Kinder im Fokus, sondern auch die Unterstützung der Familien und der pädagogischen Fachkräfte.
"Tatsache ist, es sind sehr viele Kinder hier, die kaum oder wenig Deutsch sprechen. Aber der Grund, der dahintersteckt, ist sehr vielfältig. Man muss sich anschauen, was der Grund dafür ist. An dem zu arbeiten, das ist der Punkt, den Kindern diese Chancengerechtigkeit zu bieten",
sagt Direktor der Volksschule 1, Reinhard Angerer.
"Sprache ist Identität"
Eine Schlüsselfigur in diesem Prozess ist die Diplom-Pädagogin und Sprachbildungsexpertin Ute Preiss, die als externe Fachkraft den Entwicklungsprozess begleitet. Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort arbeitet sie an innovativen Ansätzen und fördert den Austausch innerhalb eines wachsenden Netzwerks. Durch praxisnahe Fortbildungen lernen die Fachkräfte, wie sie die neuen Ideen nachhaltig in ihren Alltag integrieren können.
"Sprache ist Identität", betont Preiss. Kinder erleben Sprache im Alltag, in der Gemeinschaft und im spielerischen Umgang mit ihrer Umwelt. Genau hier setzt das Konzept an: Es versteht Sprachbildung als ganzheitlichen, interaktiven Prozess, der sich an den Lebenswelten der Kinder orientiert und dabei vor allem eines nicht vergisst: den Spaß am Lernen.
"Es geht um ein Miteinander und die Möglichkeit eines Sprachbades. Es geht um Ankommen und Gesehen werden der einzelnen Familien, die da sind",
erklärt Preiss das Konzept.
Vernetzung im Fokus
Eine der Stärken des neuen Sprachbildungskonzepts in Wörgl liegt in der engen Vernetzung zahlreicher Partner. Kindergärten, Krippen, Volksschulen, Vereine, Politik und Verwaltung arbeiten Hand in Hand, um das Projekt erfolgreich umzusetzen. Ein zentraler Partner ist der Verein komm!unity, der in der Stadt für die Integrationskoordination verantwortlich ist.
Das gemeinsame Ziel: Ressourcen nutzen, Netzwerke nachhaltig aufbauen und weiterentwickeln. Besonders wichtig ist die enge Zusammenarbeit mit den Schulen, die einen fließenden Übergang für die Kinder ermöglicht und den Austausch zwischen den Einrichtungen fördert.
"Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass es trotz zunehmender Bemühungen nicht ausreichend ist, dass die Kinder, in der deutschen Sprache so sicher sind, dass sie problemlos dem Unterricht in den ersten Klassen folgen können",
erzählt Schul- und Kindergartenkoordinatorin, Astrid Ellmerer.
Konkret gesagt – das Konzept
Das Wörgler Sprachbildungskonzept setzt auf individuelle Lösungen: Jede Einrichtung wird hinsichtlich ihrer Kinder, Familien und Kulturen analysiert, um passende Angebote zu entwickeln – von Sprachangeboten für Familien bis zur stärkeren Sichtbarkeit von Kulturen. Die Umgebung wird so gestaltet, dass Kinder spielerisch und selbstständig lernen können, während Fachkräfte durch Fortbildungen und Materialien gezielt unterstützt werden. Ziel ist eine vielfältige, lernfördernde Gemeinschaft, die Sprache lebendig macht.
"Eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Familie, Kindergarten und Schule ist entscheidend, um den Kindern einen guten Start zu ermöglichen",
so Vizebürgermeister Kayahan Kaya abschließend.
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