Forum
Bürger reden bei Kasernenareal-Plänen in Kufstein erneut mit
Öffentlicher Park im Herzen des Areals und über 250 neu zu pflanzende Bäume geplant. Bürger gaben erneut Anregungen mit auf den Weg; ein Kritikpunkt war die Gebäudehöhe.
KUFSTEIN. Es kommt selten vor, dass rund sechs Hektar an Fläche für nur ein Projekt bespielt werden können. Ein Beispiel dafür ist das Zukunftsquartier am Kasernenareal in Kufstein. Die Stadt Kufstein und die Bodner Gruppe planen am 65.000 Quadratmeter großen Areal eine Vereinigung von Wohnen, Arbeit und Schule.
Drei Konzepte, ein Sieger
Besonders ist das Projekt aber nicht nur wegen seiner Größe. Bürgerinnen und Bürger reden hier bei der Planung nämlich mit. Schon seit mehr als einem Jahr arbeiten die Planer am Zukunftsquartier. Im Oktober 2023 wurden dann den Bürgerinnen und Bürgern beim ersten "Zukunftsforum" drei erste Konzepte von verschiedenen Architekturbüros vorgestellt. Im Jänner 2024 präsentierten die drei Teams ihre weiterentwickelten Pläne, ehe eine Jury das Siegerprojekt kürte. Dabei wurden jeweils Meinungen und Vorschläge zu den Projekten aus der Bevölkerung mit in die Planung aufgenommen.
Grünraum im Herzen
Am Dienstag, den 8. Oktober folgte nun das dritte "Zukunftsforum" im Kultur Quartier in Kufstein. Das Architekturbüro Snøhetta (Innsbruck) hat als Sieger das Planungskonzept weiterentwickelt und stellte dieses nun vor. Die Planer stehen am Ende der Rahmenplanphase und beschäftigen sich unter anderem mit Fragen des Verkehrs, des Freiraums und der Einbettung der Gebäude. Im Fokus stand aber auch die Frage danach, was das Quartier für umliegende Stadtteile an Mehrwert schaffen kann, wie Daniela Allmeier, Stadtplanerin und Geschäftsführerin von "Raumposition." zu Beginn erklärte.
So viel kann zusammenfassend gesagt werden: Das Herz des Projektes ist der freie Grünraum. So soll in der Mitte des Areals ein "Grünraum für alle" bzw. ein öffentlicher Park entstehen. Wegen des Baumwuchses ist unter diesem Bereich auch keine Tiefgarage geplant. Damit reagieren die Planier auf bereits dort bestehende Bäume und die dortige Grünraumstruktur. Zusätzlich sollen über 250 neue Bäume gepflanzt werden. Ferner soll es auf dem Areal einen unterschiedlichen Öffentlichkeitsgrad geben, wobei der dortige öffentliche Park für alle zugänglich sein soll.
Vor allem Wohnungen
Das höchste Gebäude wird elf Geschosse (Erdgeschoss und zehn Stöcke) haben. Ein weiterer Eckpunkt in der Planung: Das gesamte Areal soll (abgesehen von Notwegen) autofrei bleiben. Rund 75 Prozent des Areals sollen für Wohnungen genutzt werden. Geht man davon aus, dass die Wohnungen im Schnitt zwischen 70 und 80 m² groß werden, wären das rund 500 Wohnungen. Hinzu kommen noch eine Volksschule, ein Studentenheim und gewerbliche Nutzung in den Randbereichen. Mit einem "Auftaktplatz" wird es zum Wendlinger Kreisverkehr hin eine Öffnung geben.
Was den zeitlichen Ablauf betrifft, so würde zuerst das Studentenheim, dann die Baukörper entlang der Salurner Straße und die ersten Baumbepflanzungen umgesetzt. Erst danach könnte eine Entwicklung bei der Carl-Schurff-Straße erfolgen. Als letzte Bausteine nennen die Planer den Bau einer Volksschule und die Realisierung im Bereich der Weißachstraße.
Kritik und Fragen geäußert
Nach der Präsentation hatten die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, den Planern Rückfragen und Anregungen mitzugeben. Sie sahen unter anderem die Gebäudehöhe kritisch. Die Planer betonten, dass man hier eine hohe Dichte brauche, nahmen die Anregungen und Fragen dazu jedoch auf.
Ein weiterer Kritikpunkt war das "Abriegeln" zur Carl-Schurff-Straße, wie es eine Bürgerin formulierte. Sie bezweifelte, dass die Anwohner in diesem Bereich vom Projekt profitieren würden. Die Qualität der Carl-Schurff-Straße leide durch das Projekt nicht, betonte Patrick Lüth von Snøhetta.
"Die Gebäudefluchten sind jetzt wesentlich weiter von der jetzigen Kante der Straße abgerückt, als es jetzt der Zaun ist",
so Lüth. Die Parkplätze werden zudem entfernt, ferner gibt es Begrünungen, eine Bushaltestelle und eine Müllinsel. Zudem soll der Straßenraum durch einen Fußgängergehsteig wesentlich aufgewertet werden.
Diskutiert wurde auch, wie die Privatsphäre für künftige Erdgeschoss-Bewohner mit Wohnungen mit Garten gewahrt werden kann, wenn Teile des Areals (Park) auch öffentlich zugänglich sind. Das Projekt sieht bereits eine Höhendifferenzierung und einen Grünraumpuffer vor. Bürger befürchteten dennoch, dass man in die privaten Gärten einsehen könnte.
Die Länge des "Riegels" an Gebäuden entlang der Salurner Straße wurde ebenfalls kritisiert. "Es ist uns bewusst, dass das ein langes Gebäude sein wird, aber es ist nicht ein Haus", so Lüth. Die dortigen Baukörper unterscheiden sich sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe und der Fassade.
So geht es weiter
Die weiteren Schritte am Kasernenareal stehen bereits fest. Nun findet die Vertiefungsphase im Städtebau statt, die die Grundlage für die Flächenwidmungs- und Bebauungsplanung wird. Im nächsten Jahr folgt das Flächenwidmungsverfahren. Konkretisierende Planungen zum Quartier werden ab dem Jahr 2025 erwartet. Das Studentenheim kann schon früher in die Umsetzung gehen – nämlich ab 2025/2026.
Hard Facts
• 6,5 Hektar Fläche (davon ca. 2 ha im Besitz der Stadt Kufstein)
• 30 Prozent geförderter Wohnbau
• Wohnungen für rund 800 – 1.200 Bewohnerinnen und Bewohner
• Ca. 8.000 m² großer öffentlicher Park
• Sportanlage Weissach
• Ausreichend Stellplätze in der Tiefgarage für Bewohnerinnen und Bewohner inkl. Plätzen für
Besucherinnen und Besucher und die Umgebung
• Baubeginn: Studentenwohnheim 2025, Wohnquartier voraussichtlich 2026
• Sehr gute Anbindung des Quartiers und des Parks in die Umgebung
• Volksschule am Grundstück der Stadt Kufstein
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