Kunst in Stockerau
Wenn er verzaubert und den Pinsel führt - Eros is back

- Die Künstler Poindl, Mikysek und Peterl (vlnr) zeigen bei der Ausstellung Eros is back ihre individuellen Zugänge.
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Im Belvedere-Schloss in Stockerau verschmelzen Malerei, Musik und Sinnlichkeit zu einer Symphonie der Perspektiven. Die Werke stehen für sich: sie erzählen von Stärke, Zartheit und Individualität. Drei Künstler, drei Handschriften, ein gemeinsames Bekenntnis – Kunst als Ausdruck von Leben, Leidenschaft und Menschlichkeit.
STOCKERAU. Mit der Ausstellung „Eros is back“ im Belvedereschlössl in Stockerau meldet sich die Kunstgruppe EROS zurück. Schon beim Öffnen der Aufzugtür empfängt die Besucherinnen und Besucher eine beeindruckende Komposition: der Raum erfüllt von dem dezenten Duft nach Holz, getrocknetem Acryl, Leinwand und Papier. Die Werke sind hell ausgeleuchtet und wirkungsvoll arrangiert – eine Inszenierung, die die Ausdruckskraft der Kunstwerke perfekt zur Geltung bringt.

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Das historische Ambiente des Schlosses verleiht der Vernissage eine besondere Note. Unten feiert ausgelassen eine Hochzeitsgesellschaft, in der Galerie steht alles im Zeichen der erotischen Kunst.

- Die Eröffnung am 24. April war ein voller Erfolg.
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Organisiert wurde die Ausstellung von der Künstlergruppe EROS, bestehend aus Manfred Mikysek, Wolfgang Peterl und Dieter Thomas Poindl. Gegründet wurde sie von Poindl und Johannes Hickelsberger im Jahr 2012. Es folgten mehrere Ausstellungen im Sinne der Erotik. Dann kam Corona, nun ist Eros back.
Kunst und Gesang
Am Donnerstag, dem 24. April, eröffnete die Vernissage der drei Künstler. „Es war faszinierend, die Aktmodelle, welche sich live zeichnen ließen", so die Andrea Poindl, "und sogar unsere Bürgermeisterin Andrea Völkl (ÖVP) wurde von Sergio Cattaneo besungen." Ebenso wurde für das leibliche Wohl gesorgt: Neben Snacks gab es eine Weinverkostung durch den Biohof Holzschuh aus Platt.

- Sergio Cattaneo sang für Bürgermeisterin Andrea Völkl (ÖVP).
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Wir bestaunen die Gemälde, wie sie unterschiedlicher nicht sein können,
an einem kühlen Samstag in Ruhe. Die Künstler beschreiben ihre Bilder, es offenbart sich eine Bandbreite an bunt gehaltenen Bildern bis zu Schwarz-Rot-Zeichnungen, welche allesamt aus unterschiedlichen Beweggründen gezeichnet wurden.
Die Lebendigkeit Peterls
Links neben dem Eingang beginnt die Seitenlänge von Wolfgang Peterl, der nicht nur mit seiner Kunst besticht, sondern eben mit einer kleinen Prise Humor. Neben den Aktmodellen finden sich auch Mutter Teresa, Falco und Frida Kahlo. Erotik liegt im Auge des Betrachters, so Peterl. Er zeichnete die Schatten der Schwarzweiß-Vorlagen in kühleren Farben, die hellen Nuancen durchwegs bunt.

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Darüber ist das Motto realisiert, welches heute doch jedem und jeder allzu bekannt vorkommt: „Schweigen, Sehen, Schreien". Auf die Frage, ob dies im positiven Sinn oder im negativen zu deuten wäre, reagiert Peterl mit einem Lachen. Kann es nicht beiderlei sein? Stolz präsentiert er weiter die Gemälde, worauf das langjährige Model, das nun auch beim Live-Zeichnen teilnahm, zu sehen ist. Sanft muten sie an, besinnlich.

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Zuletzt die Finesse aus Zeitungspapier und Acryl - eine Komposition aus Sprache und Zeichnung. Auf Zeitung zeichnet er Aktbilder, die jedoch in Verbindung mit dem Gedruckten zu verstehen sind. Dazwischen die eigene Version Bonticellis Geburt der Venus in Blau-Schwarz gehalten. Sie erinnern an das, was Peterl ist - Skipper - an mehr Meer.
Stärke bei Poindl
Kurz darauf steht Dieter Thomas Poindl neben uns und präsentiert seine Perspektive auf Erotik. Poindl malt hauptsächlich mit der eigens angerührten Blau-Violett-Schwarzen-(Nicht)-Farbe per Hand. Er möchte die Personen aus dem Zweidimensionalen holen, indem er seine Fantasie auf Bild mit Hand (weniger mit Pinsel) modelliert.

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Unverkennbar seine Schattengebung, Kontrastierung und sanfte Farbnuancen. Der Polizist verarbeitet in seinen Werken Erlebtes, und das sieht man. Sei es die Frau im Netz, welche für vielerlei steht, oder die Blut weinende Frau - aus den Gemälden spricht Beklemmung ebenso wie Mut. Stärke in einem Bild realisiert. Mut, den er all den Frauen zusprechen möchte, die in Gewalt leben.

- In der Galerie der Galerie warteten mehr Bilder von Poindl.
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"Die Männergemälde verkaufen sich häufiger", berichtet er. Der Grund dafür könnte unterschiedlich sein. Zeigt er Frauen durchwegs eher sinnlich, steht die physische Stärke des männlichen Körpers im Vordergrund. Am interessantesten findet er jedoch, auf Leinwand Hände zu bannen. Hände sprechen Geschichten. Sie umgibt wahre Erotik.
Individualität bei Mikysek
Wir nähern uns Manfred Mikyseks Kunst, welche das farbenfrohe Pendant zu seinen Kollegen darstellt. Wir erblicken ein Foto Waris Diries, welche ein Portrait von Mikysek unterzeichnete. Auf dem einen Arm sie, auf dem anderen der Künstler selbst.

- Bilder von Dieter Thomas Poindl und Manfred Mikysek.
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Frauen stehen als Individuum im Mittelpunkt. Wie sich die abgelichteten Frauen bei der Fotografie verhielten, erkennt man auch in Mikyseks Pinselstrichen. Eine Bolivianerin, welche sich schüchtern beide Arme vor den Busen hält oder eine selbstbewusste Ukrainerin - die Farben, die Formen, die Körperhaltung … alle sprechen: Individualität ist sexy. Aber nicht nur Personen kommt dieses Attribut zu, sondern auch der gezeichneten Wüste, welche tonangebend zwischen allen Gemälden hängt.

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Seine Bilder haben oft „Partner“ – Bilder, wie Mikysek berichtet. Werden einzelne "Waisen", weil ihr Pendant verkauft wurde, sucht er auch für sie einen guten Platz. Dort, wo sie einen Raum erhellen, Akzente setzen und für sich sprechen können.
Und am Ende?
In einem sind sich alle drei Künstler einig: Perspektivenvielfalt ist der Schlüssel zur Kunst, und die Kunst offenbart wiederum Perspektiven. Das ist wahrlich eine Philosophie. Ebenso der Grund, in der heutigen Zeit Erotik an die Frau und den Mann zu bringen. In Zeiten, in welchen sich vieles verhärtet, Perspektiven vielleicht schwinden, Gewalt zunimmt. Kunst als Retterin. Kunst als Leidenschaft. Kunst als Eros.
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