Wirbel in Langenzersdorf
Anrainer protestieren gegen Sportplatz Scheibenmais

- Probleme am Johann Masser-Weg: die Anrainerinnen und Anrainer wurden für die ORF-Sendung Bürgeranwalt von Kristina Schmidt-Labenbacher interviewt.
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Es sei zu laut, zu hell durch das Flutlicht, die Trainingszeiten zu lange und am Wochenende hinterlassen feiernde Jugendliche Müll – die Anrainer des Sportplatzes Scheibenmais gehen für ihre Lebensqualität auf die Barrikaden.

- Links die Gärten, rechts die Sportanlage. Durch die räumliche Nähe kommt es immer wieder zu Problemen.
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BEZIRK KORNEUBURG | LANGENZERSDORF. Die Anrainerinnen und Anrainer des Sportplatzes Scheibenmais am Johann Masser-Weg in Langenzersdorf können, laut eigenen Aussagen, kaum noch ein Auge zumachen. Das Training am Sportplatz raube ihnen jedoch nicht nur den Schlaf, sondern auch die Lebensqualität – und das an fünf Tagen die Woche, mehrere Stunden lang.
"Die Kinder, Jugendlichen oder erwachsenen Spieler kreischen, Trainer und Eltern brüllen, Fußbälle donnern an Torpfosten und Zaun. Selbst bei geschlossenen Fenstern ist der Lärm kaum zu ertragen. Am Nachmittag auf der Terrasse oder im Garten zu sitzen, ist nicht mehr möglich",
erzählt Martina Zidek, die unmittelbar gegenüber des Sportplatzes wohnt. Sie habe beinahe schon jeden Tag Angst, nach Hause zu fahren, Bitten um Ruhe oder leiseres Verhalten würde man mit Schimpftiraden und Drohungen beantworten. Zudem würde der Sportplatz am Wochenende von Jugendlichen illegal genutzt, Löcher im Zaun würden dies belegen. Dazu kommt noch der massive Autoverkehr in der sehr beschaulichen Sackgasse und das Hinterlassen von Exkrementen und Urin in den Büschen der Anrainer.

- Martina Zidek hat mit ihrem Schreiben an den ORF-Bürgeranwalt die Sache ins Rollen gebracht.
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"Die Lärmbelästigung dauert meist von 16 bis 22 Uhr – oft auch an Wochenenden oder Feiertagen und ist mehrere Meter weit zu hören",
sagt Zidek, deren Haus schon mit Eiern beworfen wurde, wie sie erzählt. Gespräche mit Sportverein und Bürgermeister hätten nicht gefruchtet, nun fordert man die Einstellung des Trainingsbetriebes am Sportplatz – einen anderen Ausweg sehe man nicht mehr.
"Wir Anrainer sind verzweifelt. Ich, als direkt Betroffene, leide mittlerweile unter lärmverursachten Gesundheitsproblemen."
Eine lange Geschichte
Den Sportplatz gibt es am Johann Masser-Weg schon seit über 20 Jahren. Er dient dem SV Langenzersdorf als Trainingsplatz. Hatte man den Anrainern anfangs zugesichert, den Platz ein bis zweimal wöchentlich nutzen zu wollen, wie Zidek erzählt, so wird heute an fünf Tagen pro Woche trainiert. Auch die damals versprochenen Lärmschutzmaßnahmen hätten sich im Laufe der Zeit als nicht ausreichend dargestellt. Seit dem Ende der Corona-Pandemie mit all ihren Maßnahmen sei die Situation eskaliert und werde von Tag zu Tag schlimmer, so die Anrainerinnen und Anrainer.

- Due Anrainerinnen und Anrainer des Johann Masser-Weges könne ihre Gärten kaum noch genießen – zumindest nicht ab 16 Uhr.
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Auf den Platz angewiesen
Die Trainingszeiten habe man so gut es geht optimiert, erzählt SV Langenzersdorf-Obfrau Nicole Haferl. Gespielt werden nun von 16:30 bis maximal 21 Uhr. Anders ginge es nicht, weil die ehrenamtlichen Trainer unter tags ihrem Brotberuf nachgehen müssten und auch die Kinder und Jugendlichen in der Schule seien. Das Wochenende versucht man trainingsfrei zu lassen, "obwohl uns das sehr wehtut, weil da einfach alle Zeit hätten", erzählt Haferl. Nur in Ausnahmesituationen greife man auch am Wochenende auf den Platz zurück. Zudem habe man einen Teil des Trainingsbetriebes auf den Fußballplatz der Nationalbank in der Dirnelwiese verlegt, dieser sei jedoch sehr teuer.

- Nicole Haferl, Obfrau des SV Langenzersdorf, hat Verständnis für die Anrainer. Bittet aber auch im Gegenzug um Verständnis: "Wir sind auf den Platz angewiesen, um den Trainingsbetrieb aufrecht erhalten zu können."
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220 Kinder und 80 Erwachsene zählt der SV Langenzersdorf aktuell. Es gibt eine Kampfmannschaft, die letzten Jahr den Aufstieg geschafft hat und nun sechsfacher Meister ist. Es gibt eine Reserve- und Damen-Mannschaft. Dazu kommt die Nachwuchsarbeit.
"Alles ist derzeit im Aufschwung und bisher gab es auch keine Probleme. Wir sind kein Hobbyverein, sondern betreiben ernsthafte Nachwuchsarbeit. Seit Jänner 2023 bekommen wir jedoch wöchentlich Beschwerdebriefe, in erster Linie nur von einer Anrainerin",
erzählt Haferl. Mit den Trainern und Kindern habe man gesprochen, das bestätigt auch Bürgermeister Andreas Arbesser.
"Ich hab Verständnis dafür, dass sich die Anrainer gestört fühlen. Es ist aber schwierig, den Kindern zu sagen, sie sollen leise spielen. Wir haben mit Trainern und Kindern sehr wohl gesprochen und sie gebeten, sich zurückzunehmen",
sagt Haferl. Auf den Platz sei man angewiesen, weil es der einzige mit Kunstrasen ist – somit ein Training auch bei Regen oder im Winter möglich ist.
Löcher geflickt
Die Löcher im Zaun habe man geflickt, ein entsprechendes Schild verbietet Unbefugten ab sofort das Betreten. Zudem nehme man die Beschwerden ernst, versichert der Bürgermeister.
"Wir werden uns vor Ort, gemeinsam mit einem Bautechniker anschauen, welche Maßnahmen zum Schutz der Anrainer möglich sind. Wenn wir etwas tun können, werden wir das natürlich auch umsetzen."

- Seit kurzem verbietet dieses Schild Unbefugten den Zutritt zur Sportanlage.
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Bürgeranwalt hilft
Vergangene Woche war nun auch der Bürgeranwalt in Langenzersdorf, um den lärmgeplagten Anrainerinnen und Anrainern zu helfen. Die ORF-Sendung wird voraussichtlich am kommenden Samstag, 23. September 2023, 18 Uhr, ausgestrahlt. Im Studio diskutieren dann Vizebürgermeister Josef Waygand und SV Langenzersdorf-Obfrau Nicole Haferl mit Anrainerin Martina Zidek und Volksanwältin Gaby Schwarz.
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