Albrechtsaltar als Geheimtipp für Klosterneuburg-Kenner

- Doris Zisser und Katja Brandes führen die Führungen der Kostbarkeiten des Stifts durch.
- hochgeladen von Christine Zippel
KLOSTERNEUBURG (zip). Jeden letzten Freitag im Monat veranstaltet das Stift eine Führung zur "Capella Speciosa" und zum Albrechtsaltar in der Sebastiani-Kapelle für alle, „die etwas ganz Besonderes sehen wollen“. Die capella speciosa wurde am Ostrand des ehemaligen römischen Kastells als Pfalzkapelle Herzog Leopolds VI. erbaut. Die Weihung für die gotische Prunkkapelle erfolgte im Jahr 1221. Daneben wurde noch ein Prunksaal errichtet, den man zufällig bei Grabungen für die Landesausstellung 1985 entdeckte. Auf Anordnung Kaiser Josephs II. wurde 1789 die capella speciosa abgetragen und die roten und weißen Marmorsäulen in Laxenburg neu verwendet.
24 besondere Tafeln
Der Albrechtsaltar wurde unter der Herrschaft Königs Albrecht II. vom gotischen Künstler Albrechtsmeister zwischen 1437-1439 für den Karmeliterorden in Wien, Am Hof, geschaffen. Stifter des Altars war Oswald Oberndorffer, Finanzminister und Vertrauter Albrechts II. 24 Tafeln umfassen die Darstellungen des Lebens Marias mit Huldigung der Engel und Heiligen. Das Besondere sind die Darstellungen bekannter Blumen, die Gestaltungen des Abendhimmels und die Tiefenwirkung der Gesamtkomposition, wodurch der Altar als bedeutende Schöpfung des „gotischen Realismus“ gewertet wird.
Walderdbeere und Mantelrecht
Nach der Auflösung des Karmeliterklosters im Jahr 1774 wurden die Tafeln des Albrechtsaltars zersägt nach Klosterneuburg überstellt. Erst im 19. Jahrhundert setzte man sie wieder in ihrer ursprünglichen Anordnung zusammen.
Wenig Besucher folgten der Aufforderung, etwas Besonderes zu sehen. Die Kunsthistorikerin Katja Brandes erklärte jedes der 24 Bilder und forderte die TeilnehmerInnen auf, Besonderheiten der Darstellungen zu entdecken. „Eine Walderdbeere“, rief ein Teilnehmer, „die gilt für Demut!“ „Bei den Grabungen 1985 rund um die Capella Speciosa wurde ein römischer Stein entdeckt!“ ergänzte Edith Specht, die Professorin für Alte Geschichte und Archäologin ist. Auf einer Tafel ist Maria mit einem langen Mantel dargestellt. „Hohe Frauen hatten das Mantelrecht“, erklärte eine Teilnehmerin, „andere Frauen durften im Mittelalter keine langen Mäntel tragen!“ „Einer der trauernden Jünger trägt eine Brille“, entdeckte ein Teilnehmer. Die ist allerdings anders gestaltet, als die gegenwärtigen Designerstücke.


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