Mit 66 Jahren
Oma und Opa helfen in Klosterneuburg auch an den Schulen
Oma und Opa helfen auch in Volksschulen aus. Der Verein "FREI.Spiel" sucht noch weitere Mitstreiter. Zwei Engagierte, die in Klosterneuburg aktiv sind, berichten.
KLOSTERNEUBURG. Viele Familien sehen sich der Situation gegenüber, dass beide Elternteile Vollzeitjobs ausüben müssen. Oftmals bleibt aufgrund der hohen Wohnungs- und Lebenskosten auch gar keine andere Wahl. Da bleibt natürlich weniger Zeit, um auf die eigenen Kinder aufzupassen.
Opa und Oma sind dann nicht selten in den Familienalltag voll eingebunden, damit das ganze Familienwerkl auch gut funktioniert. Doch auch abseits von Nahrung, Spaß und Logistik für die Enkerl, engagieren sich einige Ältere auch in anderen Bereichen, bisweilen gar für andere Kinder.
Lese-Oma und Rechen-Opa
In einigen Volksschulen der Babenbergerstadt unterstützen sie die Taferlklassler als Lese-Oma oder Rechen-Opa. Dies bestätigt Bettina Svoboda. Sie ist Direktorin der Volksschulen Anton-Brucknergasse und Weidling. Sie ergänzt: „Auch bei unserem ‚Gart’l-Tag‘, einem Aktionstag im Rahmen der ‚Klima-Schule‘ in der Volksschule Weidling haben Großeltern beim Eintopfen der Pflanzen geholfen.“ Auch werden Großeltern immer wieder als Begleitpersonen bei Ausflügen wie Wandertage oder Lehrausgänge mitgenommen, verrät Svoboda.
Sie betont: „Insbesondere unter dem Aspekt des momentanen Personalmangels sind wir als Schule und Lehrpersonen immer sehr glücklich, helfende Hände zu finden.“ Zudem kann Svoboda auch auf sogenannte „FREI.Spielerinnen“ zählen. Dabei handelt es sich nicht um Großeltern von Schülern, sondern um Pensionierte, die mit dem Verein "FREI.Spiel" ehrenamtlich wöchentlich eine Klasse im Unterricht unterstützen.
FREI.Spielerinnen und FREI.Spieler gesucht
Das Projekt „FREI.Spiel – Freiwillige für Kinder“ der Caritas der Erzdiözese Wien vermittelt seit 2013 engagierte Freiwillige an Pflichtschulklassen, Hort- und Kindergartengruppen, wo sie für zwei bis vier Stunden pro Woche in Zusammenarbeit mit den Pädagogen die Kinder unterstützen. Über ein Schuljahr hinweg besuchen die engagierten Freiwilligen dieselbe Klasse oder Gruppe. „Seit Februar 2024 sind FREI.Spielerinnen in zwei Volksschulen in Klosterneuburg aktiv“, sagt Martina Polleres-Hyll von der Caritas der Erzdiözese Wien. Von den fünf Freiwilligen, die in der Babenbergerstadt aktiv sind, sind drei im Pensionsalter.
"Sie kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen und bringen eine Vielfalt an Hintergründen und Perspektiven mit", sagt Polleres-Hyll und betont: "Die Kinder profitieren vom Wissensschatz und den verschiedenen Lebenserfahrungen der Freiwilligen."
Unterschiedliche Hintergründe
Unter den FREI.Spielerinnen in Klosterneuburg befinden sich eine Geschäftsinhaberin, die das Selbstbewusstsein der Kinder stärken will; eine pensionierte Kindergartenpädagogin, die Zeit und Lust für eine neue Aufgabe mit Kindern hat; und eine Freiwillige, die Kinder sprachlich fördern will, da die Sprache der Schlüssel zur Welt ist.
Christina K. ist selbstständige Unternehmerin, konkret Friseurin und hat einen Salon. Sie schildert: "Einmal in der Woche nehme ich mir für FREI.Spiel Zeit." Seit März 2024 ist sie als FREI.Spielerin in einer Volksschule in Klosterneuburg tätig. Begonnen hat sie in einer 2. Klasse und ist mit den Kindern in die 3. Klasse aufgestiegen.
"Win-Win-Win-Situation"
"Es ist eine Win-Win-Win-Situation: Nicht nur die Lehrkräfte und die Kinder, sondern auch Personen, die das Glück haben als FREI.Spieler*innen tätig zu sein, profitieren sehr stark", erklärt Frau K und ergänzt: "Man lernt die Sprache der Jungen." In der Klasse hilft sie in Mathematik und in Deutsch. Durch die gezielte Einzel- und Kleingruppenförderung könne sie den Kindern Aufmerksamkeit und Sicherheit, aber auch eine gewisse Konsequenz bieten. Ihr Fazit lautet: "Es ist ein Vergnügen, die Fortschritte der Kinder zu sehen. Kurzum: Ich liebe es!"
Ida R. ist seit März 2024 FREI.Spielerin. "Begonnen habe ich, da ich mehr Kindern jenes ermöglichen will, was meine Enkelkinder ermöglicht bekommen", nennt sie ihre Motive für ihr Engagement. In einer Volksschule in Klosterneuburg hat Frau R. in einer 4. Klasse begonnen. Sie begleitet nun die gleiche Lehrerin in diesem Schuljahr in eine 1. Klasse. "Die Zusammenarbeit mit ihr ist sehr angenehm", sagt sie und fährt fort: "Meine Tätigkeit macht mir großen Spaß und ist vor allem auch bereichernd." Es sei ein generationenübergreifendes Lernen. "Ältere Menschen lernen von den Jungen – und umgekehrt", konkretisiert die FREI.Spielerin.
Sie ergänzt: "Gleichzeitig sehe ich, wie die Kinder meine Aufmerksamkeit genießen." Durch ihren Einsatz als FREI.Spielerin sei ihr erst bewusst geworden, welche Bandbreite an Tätigkeiten eine Lehrkraft erfüllen muss. "Die Kinder in der Klasse sind sehr vielfältig: Manche Kinder sind schnell mit ihren Aufgaben fertig, manche brauchen wiederum sehr lange und hier unterstütze ich gerne", berichtet Frau R. Sie fasst zusammen. "Es ist wirklich eine sehr schöne Aufgabe und ich kann es nur empfehlen."
Hohe Nachfrage
Die Nachfrage nach Unterstützung durch Freiwillige in den Bildungseinrichtungen ist nach Angaben der Caritas der Erzdiözese Wien höher denn je. Auch in Klosterneuburg werden weitere FREI.Spielerinnen und FREI.Spieler gesucht - wobei diese nicht notwendigerweise im Pensionsalter sein müssen. Die Voraussetzungen dafür sind:
- Mindestalter 18 Jahre
- sehr gute Deutschkenntnisse
- Geduld und Zuverlässigkeit
- Bereitschaft für einen wöchentlichen Einsatz zumindest bis zum Schuljahresende
- einwandfreier Leumund
- pädagogische Vorkenntnisse sind keine Voraussetzung
Das Angebot für FREI.Spielerinnen und FREI.Spieler:
- Haftpflicht- und Unfallversicherung für die Einsätze
- Kostenlose Workshops zu relevanten Themen
- Professionell geleitete Gruppenreflexion
- Einladungen zu Veranstaltungen
- Tätigkeitsnachweis
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