Von der Wolle bis zum Teppich

- hochgeladen von Peter Lindner
Einer der letzten Teppichweber arbeitet in St. Ruprecht. Die WOCHE hat ihn besucht.
ST. RUPRECHT. Betritt man die Weberei direkt am Südring, wird man gleich vom Rattern der Webmaschine begrüßt. Davor steht Otto Noswitz, der mit routinierten Handgriffen einen dicken Wollfaden durch die Maschine fädelt. Zentimeter für Zentimeter entsteht hier ein neuer Woll- oder Fleckerlteppich.
Bis man den Webstuhl anwerfen kann, ist aber einiges an Vorarbeit nötig - das fängt schon mit der Beschaffung des Rohmaterials an. "Die Wolle stammt aus Neuseeland und ist von besonders hoher Qualität. Ich verwende ausschließlich Rückenwolle - sie ist besonders lang, was wichtig bei Teppichen ist", erklärt Noswitz. Die Wolle wird als nächstes gewolft und geklopft - also aufgelockert und maschinell geschüttelt, um sie von Verunreinigungen zu befreien. Anschließend wird die Wolle um einen Jutefaden gesponnen, dass ein dicker Wollstrang entsteht. Um ihm zusätzliche Stabilität zu geben, wird dieser Wollfaden noch mit einem Flachsfaden umsponnen.
Auf den Jute-Anteil kommt es an, erklärt Noswitz: "Bei industriell hergestellten Teppichen besteht der Faden zwischen 40 und 60 Prozent aus Jute - die Wollschicht ist nur sehr dünn. Bei mir beträgt der Jute-Anteil nur 25 Prozent, der Rest ist Wolle."
Bevor die Wolle zu den Strängen verarbeitet wird, wird sie eingefärbt. Zur Auswahl stehen 80 verschiedene Farben, die aber unterschiedlich kombiniert werden können. "Dadurch ergeben sich rund 20.000 verschiedene Farbtöne", sagt Noswitz, der gemeinsam mit seiner Frau Sabine die Weberei betreibt.
Schließlich wird aus dem dicken Wollfaden ein Teppich. Im Webstuhl werden die Wollstränge aneinandergedrückt - sie laufen zwischen einer dichten Bahn aus dutzenden Garnfäden hindurch, die von ebenso vielen Spulen abgewickelt werden. "Wenn so ein Faden reißt, dann bin ich einmal längere Zeit beschäftigt - dann kann ich den neuen Faden durchfädeln", erklärt Noswitz - das komme aber zum Glück nur selten vor.
Ist der Teppich fertig, so wird er entweder von den Kunden abgeholt - oder verschickt. "Dieser Teppich geht nach Wien, dieser in die Nähe von Berlin", sagt Noswitz während er durch den Schauraum geht. Das Internet hat es den Kunden, die hochqualitative Teppiche schätzen, leicht gemacht, Noswitz zu finden. Ansonsten ist der Kampf kein leichter - Noswitz ist aber überzeugt davon, mit Qualität punkten zu können. "Wenn ein industriell hergestellter Teppich nach drei Jahren kaputt ist, dann kaufen die Leute eben einen neuen. Wenn das mit meinen Teppichen passiert, dann regen sich die Leute völlig zurecht auf - und kommen nicht mehr. Deshalb ist es mir sehr wichtig, zufriedene Kunden zu haben - und das geht nur mit Qualität."
Zur Sache
So können Sie die Qualität eines Wollteppichs beurteilen
- Der Teppich sollte stabil und nicht zu "lappig" sein
- Wenn der Teppich fusselt, ist das ein Hinweis darauf, dass er nicht sorgfältig umsponnen wurde
- Greift man die einzelnen Wollfäden an, sollte man den Jute-Kern nicht zu stark spüren, sonst ist das ein Hinweis darauf, dass mit der Wolle gespart wurde
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