Weihnachtliche Alte Ansichten
Oh, Tannenbaum, oh Tannenbaum...
So wurde einst die besinnliche Jahreszeit gefeiert: Wie die ersten Christbäume nach Klagenfurt kamen und die Armen ihr Weihnachtsfest feierten.
KLAGENFURT. Wir schreiben das Jahr 1812 und Fürstbischof Kardinal Salm ist mit seinem Zweispänner von der Residenz zum Dom unterwegs, doch eher schlecht als recht. "Der Schneefall lässt die Kutsche trotz aller Mühe der Kutscher zur Abenteuerfahrt werden. Der Kardinal ist mehr als verärgert", sagt Johannes Lebitsch. Bei einer Audienz beim Salzburger Erzbischof hat Salm ein merkwürdiges hölzernes Gestell erblickt. Damit hielten die Bediensteten die Straßen zur Residenz frei. "So etwas wollte Kardinal Salm auch haben und so kam es, dass Klagenfurt seinen ersten Schneepflug erhielt", berichtet der Alte-Ansichten-Experte.
Plötzlich gab es Mangel an Tannen
Um 1800 entdeckte der Landadel die Tradition des Christbaum-Aufstellens für sich. Dieser Brauch kam über Deutschland nach Österreich. Der neue Brauch, einen Tannenbaum in das Wohnzimmer zu stellen, führte zu größeren Problemen, waren Plantagen oder das organisierte Anpflanzen von Tannen damals unbekannt. Nach 1820 stieg der Bedarf nach Tannenbäumen in vielen Teilen der Monarchie so stark an, dass zeitweise das Abholzen oder Ausgraben von Tannenbäumen behufs Verwendung als Christbaum amtlich verboten wurde. Nur kann Lebitsch nicht genau sagen, wie einst die Geistlichen auf diese Tradition reagierten. Im Vatikan wurde jedenfalls erst 1982 der erste Weihnachtsbaum aufgestellt.
Die ersten Christkindlmärkte in Klagenfurt
Umso mehr verwundert es einen, dass die "Christkindlmärkte" auf die katholische Kirche zurückgehen. "Man wollte Kirchenbesucher die Christmetten schmackhaft machen, kleine Verkaufsbuden wurden daher zugelassen, bei denen man sich – auch dank der kleinen Geldgeschenke, die Dienstboten oft zu Weihnachten von ihrer Herrschaft bekamen – nach der Messe noch Kleinigkeiten kaufen konnte", erklärt der Klagenfurt-Experte.
Schlittschuhlaufen am Lendkanal
Das Schenken rückt im 19. Jahrhundert mehr und mehr in den Vordergrund. Erste Bescherungen sind nach 1850 für die Zöglinge des "Knabenheimes" in Klagenfurt nachweisbar. Für die weniger betuchten Klagenfurter wurden zu dieser Zeit Weihnachtsfeiern ausgerichtet. Wer mehr Geld hatte, schenkte gegen Ende des 19. Jahrhunderts schon Schlittschuhe und Rodel. „Um diese Zeit wurden auch die neu angelegten Teiche am Kreuzbergl erstmals für das Eislaufen genutzt, am Lendkanal und dem Wörthersee war das ja schon länger möglich“, weiß Lebitsch. Eine Empfehlung der „Klagenfurter Zeitung“ von 1856: Beim „Räuchern“ darauf achten, dass "kein Feuer in der Innenstadt entspringt".
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