Nutzpflanze Hanf
Österreichs erstes Hanf-Selbstpflückfeld entsteht in Klagenfurt

- Die Initiatoren des österreichweit ersten Selbstpflück-Hanffeldes, das in Viktring entsteht: Kevin Kawalirek, Izidor Sticker und Thomas Helminger (v. li.)
- Foto: jakobmonarch
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Ähnlich wie Gladiolen- oder Sonnenblumenfelder entsteht nun in Viktring das erste Nutzhanf-Feld zum Selbstpflücken. Dahinter steckt ein idealistischer Gedanke und der gemeinnützige Verein "United Hemp Association - Hanfinsel".
KLAGENFURT, ROSENTAL, FREILASSNIG (vep). Eines vorweg: Nein, wir reden nicht vom berauschenden, THC-hältigen Hanf, sondern von Nutzhanf, also Cannabidiol-hältigen Cannabispflanzen nach dem EU-Saatgutkatalog. Genauer von der EU-zertifizierten Saatgutsorte Finola. Diese kann im Herbst, wenn sie erntebereit ist, in Klagenfurt von Jedermann und Jederfrau selbst vom Feld gepflückt werden. Bezahlt wird nach dem Vertrauensprinzip: Abwiegen und den entsprechenden Betrag in eine Kasse werfen.
"Wollen Ängste abbauen, denn Hanf kann so viel"
"Uns geht es nicht ums Geld, wir wollen damit nicht reich werden", sagt einer der Initiatoren, der Klagenfurter Kevin Kawalirek. Denn hinter diesem österreichweit ersten „Selbstplück-Hanffeld“ steht die Hanfinsel Klagenfurt „United Hemp Assosiacion“, eine eingetragene Non-Profit-Organisation, die mit dieser Initiative ein ganz spezielles Ziel verfolgt: Ängste und Vorurteile gegenüber der Nutzpflanze Hanf abzubauen und gleichzeitig das Wissen der Bevölkerung zum Thema Hanf zu erweitern.
Wollen aufklären, was Hanf alles kann
Gegründet wurde der Verein von Kawalirek, vom Rosentaler Izidor Sticker und von Thomas Helminger aus Freilassnig in Deutschland. Vereins-Präsident Sticker erklärt: "Wir setzen uns für die Aufklärung rund um das Thema Hanf ein und möchten die unendlich vielen Möglichkeiten, die uns die älteste Kulturpflanze der Welt bietet, der Öffentlichkeit näher bringen."
Das soll auch über Seminare, Workshops, Vorträge und Diskussionsrunden geschehen. Kawalirek erläutert: "Wir sind in der Hanfbranche gut vernetzt, aber auch mit der Patientenvertretung Arge Canna, mit Ärzten, Uni-Kliniken, der Gerichtsmedizin, etc. Langsam kommt der Hanf von seinem Image rund ums Kiffen weg, doch es braucht noch viel an Aufklärungsarbeit. Wir wollen das Normale des Hanfs, das Nützliche hervorheben und zeigen."
Die Hanfinsel als Ort der Begegnung
Das Selbstpflückfeld, also die Hanfinsel selbst, solle vor allem ein Ort der Begegnung sein, der gegenseitige Toleranz und Verständnis, Zivilcourage sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert. "Wir wollen dort auch Pavillions aufstellen, sodass man sich treffen, austauschen und der Pflanze beim wachsen zusehen kann", sagt Kawalirek.
Ca. ein Hektar groß ist das Feld in Viktring, dort wachsen derzeit zwischen 20.000 und 40.000 Pflanzen heran. "Genauer kann ich es nicht sagen, da wir sie ja als Saatgut ausgebracht haben", sagt Kawalirek.
Der Verein hat bei der Wahl des Standortes ein Feld gewählt, das vorher ausschließlich biologisch betrieben wurden. "Uns ist die Qualität sehr wichtig, die Pflanzen sind frei von Schwermetallen und Pestiziden", so Kawalirek.
Wollen Know-how weitergeben
Der Verein verfolgt aber noch ein weiteres großes Ziel: In den nächsten zwei Jahren soll es in jedem Bundesland Österreichs solche Hanfinseln geben. Erreichen wollen das die Gründer, in dem sie ihr Wissen und ihr Know-how an andere engagierte Idealisten und Verfechter der Kulturpflanze Hanf weitergeben wollen. Denn, so Kawalirek: "Wenn Hanffelder in Österreich zum normalen Alltagsbild gehören, hilft das ebenso, die vielen Vorurteile gegenüber der Pflanze abzubauen."
Vereinsmitglieder und Unterstützer willkommen
Entsprechend willkommen sind ab sofort engagierte Menschen, die dem Verein beitreten, ihr Wissen um die Pflanze Hanf und ihren Anbau erweitern wollen. "Mitglieder werden mit einer fertigen Anleitung samt Kalkulation zur
Umsetzung und unserem Know-How versorgt. Jeder der die United Hemp Assosiacion mit seiner Tatkraft oder finanziell unterstützen will, ist herzlich willkommen", sagt auch Sticker.
Die UHA - Hanfinsel finanziert sich übrigens aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und den Erträgnissen aus dem Selbstpflück-Hanffeld.
Das sind die Köpfe hinter dem Verein
Die drei Gründer der "United Hemp Association - Hanfinsel" (UHA) sind nicht nur Idealisten, die die Kulturpflanze Hanf aus ihrer Schmuddel-Ecke herausholen wollen; alle drei sind seit Jahren Profis in der Branche. Der Klagenfurter Kevin Kawalirek etwa ist studierter Pädagoge und ausgebildeter Umweltscout und hat sich durch eine Krebserkrankung in seiner Familie auf das Thema Hanf spezialisiert. "Ich habe dann das Handwerk für Cannabis in den letzten vier Jahren in der Schweiz perfektioniert." Dort hat er für große CBD-Produzenten gearbeitet und sich ein Netzwerk aufgebaut.
Mit dem Rosentaler Izidor Sticker verbindet ihn auch das unternehmerische: Beide haben gemeinsame Firmen, u. a. den Evergreen-Shop in der Bahnhofstraße in Klagenfurt, aber auch eine Produktions- und Großhandelsfirma, eine Zulieferfirma für Medizinhanf.
Mit Thomas Helminger haben sie sich einen Partner ins UHA-Boot geholt, der seit 2018 ein Beratungsbüro betreibt, das sich primär mit der Vollverwertung der Hanfpflanze beschäftigt. Diesbezüglich arbeitet er mit der Universität der Bundeswehr München zusammen um neuartige Baustoffe aus Hanf zu entwickeln. Zudem schreibt er gerade ein Buch zu diesem Thema, dass dieses Jahr noch veröffentlicht wird.
"Unterschätzter Hanf kann so vieles"
Kawalirek erläutert: "Hanf ist ein Rohstoff, der 60 Jahre lang kaum genutzt bzw. unterschätzt wurde. Die einjährige Pflanze wächst bis zu vier Meter und produziert vierzig Mal so schnell Zellstoff, als es ein Wald bzw. Baum kann."
Obwohl man heute aus Hanf über 50.000 Produkte, wie Pellets, Hanfplastik oder -beton, Textilien, Isolierungen etc. herstellen könne.


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