Fasching
Die Pointen in Kärnten verstummen heuer
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- Ein Licht am Ende des Tunnels: BÖF-Landespräsident Bruno Arendt hofft auf eine Rückkehr der Faschingssitzungen im Jahr 2022.
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Die Faschingssitzungen sind abgesagt. Der Fasching fehlt heuer! Welche Bedeutung das närrische Treiben im Land für Gesellschaft und Wirtschaft hat, erklärt Bruno Arendt, Landespräsident des Bundes Österreichischer Faschingsgilden.
KÄRNTEN. Närrische Pointen müssen heuer, zumindest bei Faschingssitzungen, unausgesprochen bleiben. Die Pandemie bringt den Fasching in Kärnten nahezu zum Stillstand und zwingt die Faschingsgilden in eine Zwangspause.
Wirtschaftsfaktor Fasching
Einer, der das wohl am meisten bedauert, ist Bruno Arendt: Er ist als Landespräsident des Bundes Österreichischer Faschingsgilden quasi der oberste Hüter des närrischen Treibens in Kärnten, der nicht nur einen gesellschaftlichen Stellenwert hat. Der Fasching ist Brauchtum, Volkskultur und nicht zuletzt ein Wirtschaftsfaktor, der heuer fehlt. „Es wird zu wenig wahrgenommen, wie viel Umsatz im Handel, in der Gastronomie und in der Hotellerie durch den Fasching gemacht wird“, gibt Arendt zu bedenken. Die kleinen Betriebe vom Taxiunternehmen bis zum Schuster, vom Frisör bis zum Nagelstudio, vom Bäcker bis zum Getränkehändler nicht zu vergessen. „Viele profitieren vom Fasching – und das ist gut so“, stellt Arendt klar.
Er nimmt eine Hochrechnung vor: Im Schnitt lassen sich die Kärntner den Spaß pro Faschingssitzung 60 Euro kosten. 35 Gilden in Kärnten mit rund 185 Veranstaltungen bringen vielen Branchen ein lukratives Zusatzgeschäft. „In Kärnten bringt die fünfte Jahreszeit einen Umsatz in Höhe von rund 20 Millionen Euro“, schätzt Landespräsident Arendt.
Wohltätige Gilden
Hinzu kommt ein weiterer positiver Nebeneffekt für die Gesellschaft: Der Großteil der Faschingsgilden verfolgt gemäß Statuten gemeinnützige Zwecke und ist daher karitativ tätig. „Die Gilden spenden im Jahr im Landesschnitt zwischen 2.000 und 3.000 Euro. Durch die Aktivitäten der Kärntner Faschingsgilden kommt eine Summe von rund 100.000 Euro im Jahr bedürftigen und in Not geratenen Menschen in Kärnten zugute“, berichtet Arendt.
Närrisches Lebenszeichen
So ganz auf das närrische Treiben möchte er 2021 jedoch nicht verzichten. Unter Einhaltung sämtlicher Sicherheitsmaßnahmen und Bestimmungen möchte eine kleine BÖF-Abordnung nach dem Lockdown alle Gilden in Kärnten besuchen – selbstverständlich mit Abstand. „Diese Aktion soll zeigen: Der Kärntner Fasching lebt, auch in schwierigen Zeiten“, versichert Arendt.
Ein Landesprinzenpaar
Obwohl der Fasching in der Pandemie leisertreten muss, regiert in Kärnten ein Landesprinzenpaar. Dieses stellt die Faschingsgilde Frauenstein: Das närrische Zepter in der Hand haben Prinzessin Birgit I. (Auswarth), Burgfrau von Kraig zu Frauenstein, und Prinz Dietrich II. (Christian Schmied), Freiherr von Kraig zu Frauenstein. „Wir haben wegen Corona beschlossen, die Regentschaft auf zwei Jahre auszuweiten“, betont Arendt.
ZUR SACHE
Der BÖF: Der Bund Österreichischer Faschingsgilden ist der Dachverband aller Faschingsgilden. Allein in Kärnten gehören mittlerweile 35 Gilden dem BÖF an. „Bei meiner Wahl zum Landespräsidenten im Juni 2017 waren es noch 27. Den Zuwachs beobachte ich mit Freude, weitere Gilden sind bereits in der Warteschleife. Der Plan ist, 42 Gilden in Kärnten zu vereinen“, verrät Bruno Arendt.
Die NEG: Der Bund Österreichischer Faschingsgilden selbst ist Mitglied der Närrischen Europäischen Gemeinschaft (NEG), dem närrischen Pendant zur Europäischen Union.
International: Der Närrischen Europäischen Gemeinschaft sind nationale Verbände aus bereits acht europäischen Staaten zugehörig.
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