Interview zum Neubau
Der Klagenfurter „Luxus-Häfn“ nimmt Form an

- Außenansicht des Neubaus
- Foto: Zinterl Architekten ZT
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Die neue Justizanstalt in Klagenfurt ist in vielerlei Hinsicht ein Vorzeigeprojekt. Anstaltsleiter Oberst Josef Gramm über die Planung, Nachhaltigkeit und neue Herausforderungen.
KLAGENFURT. Die nackten Zahlen sprechen für sich: Nahe dem Klagenfurter Flughafen entsteht auf einer Fläche von 80.000 Quadratmetern um 170 Millionen Euro der neue Standort des Klagenfurter Gefängnisses. Bereits im Jahr 2027 sollen die ersten Häftlinge einziehen. Mitte Jänner empfing uns der Justizanstaltsleiter am alten Standort neben dem Landesgericht und berichtete über interessante Details.
Man hat Ihnen die Freude über den Neubau schon beim Spatenstich angesehen, oder täuscht der Eindruck?
Wenn man für eine Sache brennt, davon überzeugt ist und diese Sache dann vom Umfeld und allen Beteiligten mitgetragen wird, freut man sich natürlich. All das, was jetzt passiert, ist eine Bestätigung für unser Handeln und meine Rolle als Anstaltsleiter. Die neue Justizanstalt ist ein Projekt, das wirklich in die Zukunft schaut und als solches in diesem Ausmaß in den vergangenen rund 20 Jahren nicht zustande gekommen ist.

- Oberst Gramm: „Ich denke, dass die Justizanstalt Klagenfurt ein beispielhaftes Projekt für zukünftige Bundesgebäude darstellt.“
- Foto: MeinBezirk.at
- hochgeladen von Michael Kurz
In der Öffentlichkeit war vom „Luxus-Häfn“ die Rede. Was sagen Sie den Kritikern?
Der Vorwurf, dass die neue Justizanstalt zu modern und überdimensioniert sei, hat mehrere Gründe. Ein Grund ist, dass das aktuelle Gebäude seit Mitte des 19. Jahrhunderts besteht. Damals hieß es ‚Einsperren, Wasser und Brot‘. Der Strafvollzug, die Gesetze und die Gesellschaft haben sich in den vergangenen 200 Jahren extrem weiterentwickelt. Wir haben im Strafvollzug nun eine gänzlich andere Aufgabe und um dem gerecht zu werden, benötigen wir ausreichend Platz.
Was heißt dies konkret?
Im Strafvollzug bedarf es pädagogischer, psychologischer, sozialer und ausbildungstechnischer Interventionen. Dies alles muss in einem Gebäude untergebracht werden. Zudem haben wir Insassen von Jugendlichen bis ins hohe Alter, für die wir eine passende Umgebung schaffen müssen. Gegenwärtig haben wir ein Gebäude, das maximal 300 Menschen beherbergen kann. Die neue Anstalt ist so konzipiert, dass sie bis zu 500 Menschen optimal versorgen kann.
Welche Angebote wird es für die Insassen geben?
Es wird Einrichtungen geben, die der Schulbildung als auch der fachlichen Arbeit dienen. Unsere Insassen sollen die Möglichkeit haben, eine Ausbildung zu starten oder sich weiterzubilden. Aufgrund der Erfahrungen haben wir dafür Sorge getragen, dass entsprechende Fachbetriebe, sprich Tischlerei, Schlosserei und andere Handwerksbetriebe, installiert werden. Uns ist wichtig, dass wir 100 Prozent der Häftlinge eine Tagesstruktur geben.

- So wird die neue Anstalt innen aussehen.
- Foto: Zinterl Architekten ZT
- hochgeladen von Michael Kurz
Werden die Häftlinge auch im Versorgungsbetrieb eingesetzt werden?
Justizanstalten sind Selbstversorger. Als solche haben wir beispielsweise eine Anstaltsküche und -wäscherei. Bei bis zu 500 Insassen fällt da schon was an, denn Hygiene ist bei uns ein großes Thema. Somit haben wir am Gelände eine Großwäscherei eingeplant – die dortige Arbeit wird den Inhaftierten übertragen. Natürlich alles unter Anleitung und Beaufsichtigung von Mitarbeitern. Das Gleiche gilt in der Anstalts- oder Betriebsküche.
Wie nachhaltig und ökologisch wird die neue Anstalt?
Wir haben im Rahmen der Möglichkeiten alle Energiequellen ausgeschöpft und erzeugen zum Beispiel mit der PV-Anlage rund 50 Prozent des Stroms selbst. Das ist bei 500 betroffenen Personen schon wie eine kleine Gemeinde. Wir werden auch Streuobstwiesen anlegen und die Dächer begrünen. Im Jänner wurden Tiefenbohrungen abgeschlossen – hier kommt in Zukunft viel Energie für die Wärmegewinnung aus dem Boden. Das Grundwasser dient für die Brauchwasserversorgung, um nicht wertvolles Trinkwasser für WC-Anlagen und Bewässerung zu verschwenden. Im Sommer nutzen wir zudem die Oberflächenwärme für Kühlung, im Winter dient das System für die Wärme.



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