Gastkommentar
Bettina Bodner: „Hundehalter nicht kollektiv kriminalisieren!“
Seitdem ein Rottweiler einen einjährigen Buben in Wien so schwer verletzt hat, dass dieser an den Folgen verstarb, vergeht kein Tag, an dem österreichische Medien nicht mindestens einen weiteren Beißvorfall verkünden. Politiker übertrumpfen sich gegenseitig mit Ideen zur Verschärfung der bereits bestehenden Gesetze. Der kleine Waris war mit seinen Großeltern in Wien-Donaustadt unterwegs, als sich der herzkranke Rottweiler einer zu dem Zeitpunkt alkoholisierten Frau losriss und den Buben in den Kopf biss. Die Bissverletzungen waren so schwer, dass der Bub nach zweiwöchigem Aufenthalt im Krankenhaus und mehreren Operationen verstarb. Dieser tragische Vorfall rief Politiker aller Farben auf den Plan. Von einer generellen Beißkorbpflicht für alle Hunde über eine Verschärfung der Rasseliste bis hin zur Einführung eines Einfuhr- und Haltungsverbots bestimmter Rassen sind der Ideenvielfalt kaum Grenzen geboten. Und trotzdem ist nur wenig Brauchbares dabei. Im Gegenteil, es scheint fast, als ginge es nur um schnelle Befriedigung des potentiellen Wählers. Denn während im ersten Moment kaum ein Gesetz zu streng scheint, relativieren sich die Vorschläge schnell, je lauter der Aufschrei. Man gewinnt den Eindruck, dass wir Hundehalter in Österreich einer völlig willkürlichen Politik ausgeliefert sind und die langfristige Erhöhung der Sicherheit eher zweitrangig ist.
Rasseliste löst nicht das Problem!
Die Klagenfurter Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz verleiht der Debatte nun eine neue Facette. Ihre Ideen reichen von einem Einfuhrverbot bis hin zu einem generellen Haltungsverbot von Listenhunden. Man wolle bei der Ausarbeitung neuer Gesetze Ergebnisse aus Deutschland heranziehen, so Mathiaschitz. Dass die durch parteiinterne Eskapaden der vergangenen Wochen schwer gebeutelte SPÖ ausgerechnet bei diesem hochemotionalen Thema so proaktiv ist, bringt einen doch fahlen Beigeschmack mit sich. Zudem gibt es bereits zahlreiche Erkenntnisse aus Deutschland, was die Sinnhaftigkeit von Rasselisten betrifft. Nach Niedersachsen und Schleswig-Holstein hat man auch in Thüringen die Rasselisten wieder abgeschafft. Sabine Berninger von der Linken betonte, „eine Rasseliste ist nicht nur unwissenschaftlich, sondern auch gefährlich, weil sie eine falsche Sicherheit vermittelt“. Die Zahlen geben ihr Recht, denn von 415 Vorfällen in Thüringen waren nur in neun Fällen Rasselistenhunde beteiligt! Somit sind jegliche Gesetzesänderungen, die bestimmte Rassen betreffen, reine Polemik und alles andere als lösungsorientierte Politik im Sinne der Sicherheit.
Ein gemeinsamer Nenner bei sämtlichen Vorfällen
Sämtliche Vorfälle haben jedoch einen gemeinsamen Nenner – Hundehalter, die sich in der jeweiligen Situation verantwortungslos verhalten haben. Sei es die alkoholisierte Halterin des Rottweilers, der den Buben tödlich verletzte. Sei es der Halter des Dackels, der ohne Leine unter sämtliche Tische eines Heurigen laufen und nach Essen suchen konnte, bis er schließlich einem kleinen Mädchen ins Gesicht biss. Bei all diesen Fällen ändern sich sowohl die Rassen als auch die Größe der betroffenen Hunde, nur eines bleibt immer gleich – der unzuverlässige Mensch, der seiner Pflicht als Hundehalter nicht nachgekommen ist.
Hundehalter in die Pflicht nehmen
Politiker, sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene, sind dazu aufgerufen, endlich zielführende Lösungen auszuarbeiten, die den Halter als solches in die Pflicht nehmen – unabhängig der Größe und der Rasse eines Hundes. Rasselisten sind nicht nur diskriminierend, sondern wie am Beispiel der deutschen Bundesländer bereits bestätigt, völlig unbrauchbar wenn es darum geht, Beißunfälle einzudämmen. Es ist nicht einzusehen, warum verantwortungsbewusste Hundehalter sowie ihre Hunde kollektiv kriminalisiert werden und für das Versagen anderer bezahlen müssen!
Bettina Bodner aus Feldkirchen
Herausgeberin des Hundemagazins „Your Dog“
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