Stopp der Landflucht: Ferlach bündelt alle Kräfte
Um die Abwanderung einzudämmen, ist in Ferlach eine Reihe von Maßnahmen geplant. Etwa ein "Schulgeld".
FERLACH. Die Büchsenmacher-Gemeinde hat mit Abwanderung zu kämpfen. Waren es 2002 noch 7.600 Einwohner, sind es heute nur noch 7.187. Davon gibt es rund 1.000 Zweitwohnsitze, für die es kein Geld in Form von Ertragsanteilen vom Bund gibt. "Viele ziehen nach Klagenfurt, wo sie näher am Arbeitsplatz sind und auch günstigere Wohnungen finden", so Bgm. Ingo Appé.
Schul- und Studiengeld
Um der Abwanderung entgegenzuwirken, gibt es nun in Ferlach ein regelrechtes Maßnahmenpaket. Neben der klassischen Zuzugsförderung will man nun auch den Zuzug von Schülern und Studenten fördern - in zwei Schritten.
Appé: "Jenen Schülern der HTL, die bis 1. Oktober ihren Zweit- zu einem Hauptwohnsitz ummelden, bieten wir eine Art Schulgeld an." Sie erhalten Eintrittskarten zu Museum, Ausflugszielen und Strandbad sowie Gutscheine im Wert von etwa 100 Euro. Sind sie am 30. Juni 2014, also am Ende des Schuljahres, immer noch in Ferlach mit Hauptwohnsitz gemeldet, erhalten sie zusätzlich 100 Euro aufs Konto überwiesen.
Der zweite Schritt betrifft die Studenten - Ferlacher, die in Klagenfurt, Graz & Co. ihrem Studium nachgehen. "Hier denken wir etwas Ähnliches an, ein Studiengeld, wenn der Hauptwohnsitz in Ferlach bleibt. Die genaue Ausgestaltung arbeiten wir gerade aus", so Appé, der die Idee auch gemeinsam mit dem Kolpingheim und der HTL ausgearbeitet hat.
Bei der Gemeinderatssitzung gestern, Dienstag, waren die Richtlinien zu beschließen. Bis zu Redaktionsschluss der WOCHE war noch kein Ergebnis bekannt.
Impulse für die Wirtschaft
Bei der Sitzung weiters Thema war das EU-geförderte Projekt "City Impulse" (die WOCHE berichtete), bei dem nun die ersten Pilotaktivitäten gesetzt werden. Auch hier lautet die Devise: Alles gegen die Abwanderung!
Einerseits geht es um fremdenverkehrsfördernde Maßnahmen. Man versucht, ein Zimmervermietungssystem zu etablieren. "Es gibt sehr viele leerstehende Häuser, die nur als Zweitwohnsitz genutzt werden. Allein im Bodental sind es um die 200. Den Eigentümern wollen wir ein Service anbieten, die Häuser vermieten zu können." Eine in diesem Bereich etablierte Firma soll Interessenten finden, ein Netzwerk schaffen und das Projekt koordinieren.
Das zweite Pilotprojekt ist eine Gründerinitiative in Kooperation mit der HTL. Hier geht es darum, HTL-Schulabgängern, die eine Firma gründen wollen, oder jenen, die ihren Betriebsstandort nicht in Ferlach haben, die Stadtgemeinde als Wirtschaftsstandort attraktiv zu machen. Eine Firma soll, beauftragt durch die Gemeinde, die Basis für solche Betriebsgründungen legen.
Appé: "Wir versuchen, der Abwanderung auf allen Ebenen entgegenzuwirken. Verlieren können wir mit diesen Maßnahmen nichts, nur gewinnen." Und auch für Senioren gibt es bald ein attraktives Angebot, in Ferlach zu bleiben oder wieder hinzuziehen (siehe rechts).
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