Umweltbaustelle der Alpenvereinsjugend
Wie Beweidung Artenvielfalt schafft und erhält
Die Umweltbaustelle der Alpenvereinsjugend wird in Molln vom Bergwiesnverein veranstaltet und kümmert sich durch den Einsatz vieler fleißiger Freiwilliger um die Erhaltung von Natur und Landschaft.
MOLLN. Zehn Tage, achtzehn junge Menschen und richtig steile Bergwiesen: Wo Maschinen schon längst aufgeben müssen, rechen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umweltbaustelle fleißig das trockene Heu den Hang hinunter. Zusammen betreiben zwei Gruppen jeweils fünf Tage Landschaftspflege im Namen der Natur.
„Wir haben beim Abheuen schon gesehen, wie reich an Pflanzen und Tieren so eine Wiese sein kann. Von Feuerlilien bis zu Heuschrecken, Vögeln und einer riesigen Erdkröte war alles dabei.“
Teilnehmerin Christina
Unterstützung bei der Arbeit erhalten die Freiwilligen von tierischen Naturschützern. Auf den steilen Wiesen im Naturschutzgebiet Jaidhaus in der Nationalpark-Kalkalpen-Region weiden Burenziegen, Krainer Steinschafe und Weiße Barockesel. Zwischen Blumen und Büschen helfen sie dabei, die Landschaft offenzuhalten und so die Artenvielfalt zu fördern. Das geschieht einerseits auf alten Wiesenresten sowie auf frisch gerodeten Flächen. Die Teilnehmer der Umweltbaustelle unterstützen den Verein ebenfalls beim zeitaufwendigen Auf- und Umstellen der Weidezäune.
Der Bergwiesnverein hat es sich gemeinsam mit dem Alpenverein zur Aufgabe gemacht, der zunehmenden Verwaldung etwas entgegenzusetzen. 65 Hektar artenreiche und ökologisch höchst wertvolle Magerwiesen werden mittlerweile von den Bergwiesn-Mitgliedern gemäht, geheut und verwertet. Ein Blick in die Kulturgeschichte Oberösterreichs zeigt, dass artenreiche und ungedüngte Mäh- und Weideflächen noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts überall existierten. Anschließend wurden diese Wiesen großflächig intensiviert oder aufgeforstet. Doch offene Landschaften, wie ungedüngte und extensiv bewirtschaftete Wiesen, sind wesentlich biodiverser als ein monotoner Fichtenwald oder eine überdüngte Fettwiese.
„Eine intakte Natur ist die Grundlage für gesellschaftliches Wohlergehen. Sie schützt vor Naturgefahren, sichert die Nahrungsmittelproduktion und bedeutet lebenswerte Landschaften.“
Österreichischer Biodiversitätsrat
Dass die Arbeit der Jugendlichen einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität leistet, sieht auch Franz Essl, Mitglied des Leitungsteams des österreichischen Biodiversitätsrats und Österreichs Wissenschaftler des Jahres 2022, so. „Extensiv genutzte Wiesen in Mitteleuropa, wie sie der Bergwiesnverein bewirtschaftet, sind einer der artenreichsten Lebensräume der Welt. Auf 100 Quadratmetern können hier bis zu 100 Pflanzenarten leben und daher auch viele Insekten, welche als Nahrungsgrundlage für viele verschiedene Arten dienen“, erzählt Franz Essl.
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