Friseure schlagen Alarm
Extra testen fürs Haareschneiden kommt für viele Kunden nicht in Frage
Friseursalons mussten in den vergangenen Wochen teils deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen.
BEZIRK KIRCHDORF. Seit gut zwei Monaten sind die Friseursalons wieder geöffnet. Der anfängliche Ansturm aufs Haareschneiden ist mittlerweile abgeebbt. Viele Friseure klagen stattdessen über starke Umsatzeinbußen. Zwei Ursachen stechen hervor, weiß Erika Rainer, Landesinnungsmeisterin aus Attnang-Puchheim: „Zum einen sind es die hohen Zugangshürden durch die offiziellen Tests, zum anderen ist es die unsaubere Konkurrenz durch Pfuscher.“
Rainers Stellvertreterin ist Claudia Polz aus Vorderstoder. Sie verdeutlicht: "Den Friseuren am Land fehlen derzeit rund 30 bis 35 Prozent ihrer Kunden, in der Stadt sind es bis zu 60 Prozent." Bestätigen kann das auch Andreas Sieberer. Er betreibt in Pettenbach den Salon "Haircraft" mit angeschlossener Loungebar. "Ich habe in den neuen Betrieb eine sechsstellige Summe investiert", schildert er. "Sechs Wochen nach der Eröffnung kam der erste Lockdown. Wenn ich von mir persönlich rede, muss ich sagen, dass es mir nicht gut geht. Ich habe zum Glück zahlreiche treue Kunden, dadurch habe ich aktuell kein großes Auslastungsproblem. Viele Kollegen beklagen jedoch Einbrüche bis zu minus 70 Prozent und das tut so richtig weh."
Bianca Bamberger-Straßmayr, Inhaberin von "Curly Hair" in Schlierbach, berichtet: "Vor den Lockdowns und unmittelbar nach dem Aufsperren hatten wir so viel Arbeit, dass man kaum allen Kunden gerecht wurde. Man glaubte nicht, dass es immer wieder neue Hürden für Friseure und Kunden geben würde. Aber da haben wir uns gründlich getäuscht." Seit der Vorgabe, dass man einen negativen Antigentest vorweisen muss, habe sich einiges verändert. "Wir haben schon einige Kunden weniger – entweder weil sie warten, dass die Testpflicht ausgesetzt wird, oder weil sie zu Pfuschern gehen." Unverständnis komme auf, warum die Kunden der mobilen Friseure nicht testen gehen müssen. "Es ärgert einen außerdem, wenn man im Lockdown Lebensmittel einkaufen geht und dann sieht man Leute, die frisch geschnitten aussehen – bei denen man davon ausgehen kann, dass sie zu Pfuschern gehen", fährt Bamberger-Straßmayr fort. "Die Pfuscher sollten mal darüber nachdenken, dass sie auch ihren eigenen Arbeitsplatz gefährden, wenn sie den Geschäften die Kunden wegnehmen."
Testen vereinfachen
Viele wollen nicht in den Salon gehen, weil ihnen der Aufwand fürs Testen zu hoch ist. "Es sollte auch nicht unsere Aufgabe sein, das Gesundheitsamt oder die Polizei zu ersetzen. Wir sind keine Kontrollorgane. Das Ergebnis ist, dass der Pfusch blüht wie nie zuvor", sagt Andreas Sieberer. Claudia Polz dazu: "Egal, ob man die Maßnahmen richtig findet oder nicht, an Gesetze muss man sich halten." Sie macht sich allerdings dafür stark, dass künftig Selbsttests beim Friseur akzeptiert werden. Um den Kunden das Testen so einfach wie möglich zu machen, setzte sie sich für eine eigene Teststraße in Vorderstoder ein. Ihre Idee fand Gehör, seit Mitte März kann man sich dreimal pro Woche im Ort testen lassen. "Ich bin unserem Bürgermeister und den freiwilligen Helfern sehr dankbar, dass sie das möglich machen", so Polz. "Seitdem kommen wieder mehr Kunden zu uns und ich hoffe, dass auch die restlichen zurückkehren."
Selbsttests und Schultests anerkennen
Einer aktuellen „market“-Umfrage zufolge sehen fast acht von zehn Österreichern (77 Prozent) die Öffnung der Friseursalons als wichtigen Schritt in Richtung Normalität an. Gleichzeitig schätzen 43 Prozent der Befragten den Aufwand eines Corona-Tests extra für den Friseur als zu hoch ein. Die Landesinnung der Friseure fordert deshalb, dass Corona-Selbstschnelltests und Schultests anerkannt werden. Laut „market“-Studie halten das rund zwei Drittel der Österreicher für eine gute Idee. Positiv: 74 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, sich beim Friseurbesuch sicher zu fühlen und keine Ansteckung mit Covid19 zu befürchten. Mehr dazu auf: news.wko.at
Pilotprojekt: „Selbsttests unter Aufsicht“
Im Rahmen eines Pilotversuchs prüft das Land Oberösterreich die Möglichkeit, mittels Angebot zur „Selbsttestung innerhalb der öffentlichen Teststraßen“ die Kapazitäten weiter zu steigern. Ab 14. April wird diese neue Variante vorerst in Wels und Leonding getestet. Die zu testende Person kann frei wählen, ob sie einen Antigentest wie bisher durch das medizinische Personal durchführen lassen möchte oder sich mittels Antigen-Selbsttest, dem sogenannten „Nasenbohrertest“, lieber selbst testet. In diesem Fall erfolgt die Abnahme unter Aufsicht und Anweisung des Fachpersonals vor Ort. Der Vorteil ist, dass trotz selbst durchgeführtem „Nasenbohrertest“ das Ergebnis behördlich anerkannt ist und damit zum Beispiel für den Friseurbesuch verwendet werden kann. Auch bei weiteren Öffnungsschritten kann das Testergebnis, falls das erforderlich ist, als Eintrittstest im Kultur- oder Gastrobereich von großer Bedeutung sein.
Die Anmeldung bleibt unverändert. Die Entscheidung, wie der Test erfolgen soll, braucht erst beim Check-in vor Ort getroffen werden. Wird eine Selbsttestung gewählt, stehen dafür mehrere parallel laufende Stationen zur Verfügung. Das medizinische Personal beaufsichtigt die ordnungsgemäße Abnahme, übernimmt das Röhrchen mit der Probe und führt alle weiteren Schritte durch. Das Testergebnis wird, wie bisher auch, per SMS oder E-Mail verschickt.
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