Neujahrsempfang IV Tirol
Schicksalsjahr 2025 erfordert Reformen
Im Salzlager in Hall hat die Industriellenvereinigung Tirol zum Neujahresempfang 2025 geladen. IV-Tirol-Präsident Max Kloger spricht von einem Schicksalsjahr 2025 und fordert im Namen der IV Tirol mutige Reformen. "Um die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit Tirols weiter zu steigern, ist es unser gemeinsames Ziel, bis 2030 zu den Top-20 Industrieregionen Europas zu gehören", lautet seine Zielsetzung.
INNSBRUCK. Die politische Spitze des Landes und Unternehmerinnen und Unternehmer sind der Einladung der IV Tirol gefolgt und haben beim Neujahresempfang im Salzlager Hall auf das neue Jahr angestoßen. Nach einem Videorückblick auf das Jahr 2024 stehen im Interview auf der Bühne die Herausforderungen 2025 im Fokus. „Ein weiterer Stillstand ist keine Option: Es geht um Arbeitsplätze, Wohlstand und die Zukunft unserer Betriebe“, betont IV-Tirol-Präsident Max Kloger.
Landeshauptmann Anton Mattle, LT-Präsidentin Sonja Leld-Rossmann, MEP Sophia Kircher, die Landesräte René Zumtobel und Mario Gerber, die Alt-Landeshauptmänner Günther Platter und Wendelin Weingartner waren ebenso wie die Unternehmerinnen und Unternehmer und Führungskräfte Christoph Swarovski, Gerald Unterberger, Richard Alber, Michael Kraxner, Thomas Pühringer, Eduard Fröschl, Gabriele Punz-Praxmarer, Andrea Berghofer oder Militärkommandant Ingo Gstrein zu Gast. Die Zielsetzung der Tiroler Industrie ist klar definiert: "Um die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit Tirols weiter zu steigern, ist es unser gemeinsames Ziel, bis 2030 zu den Top-20 Industrieregionen Europas zu gehören." Das Aktionsprogramm der IV-Tirol enthält fünf Aktionsfelder, die die wesentlichen Stellschrauben für die zukunftsorientierte Weiterentwicklung des Industriestandorts Tirol darstellen: Moderner Staat, Infrastruktur, Talente & Arbeitskräfte (New Work), Energie & Umwelt sowie Forschung, Technologie & Innovation. In diesen Aktionsfeldern wurden insgesamt 24 Leitprojekte definiert, die konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Standortbedingungen enthalten. Beispiele dafür sind der Abbau der Bürokratie, eine Nachdenkphase über das Lkw-Nachtfahrverbot und ein Bekenntnis zum AUsbau der Wasserkraft.
Schicksaljahr 2025
Explodierende Kosten, Bürokratie und die längste Rezession der Nachkriegsgeschichte setzen Tirols Industrie massiv unter Druck betont IV-Tirol-Präsident Max Kloger im Interview zu den Erwartungen für das Jahr 2025. "Ohne entschlossene Reformen und einen mutigen Neustart in der österreichischen Wirtschafts- und Budgetpolitik drohen Tirols Betriebe weiter an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren – mit gravierenden Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. „Ein weiterer Stillstand ist keine Option: Es geht um Arbeitsplätze, Wohlstand und die Zukunft unserer Betriebe."
„Es ist fünf nach zwölf“
Mit einem Anteil von 38,9 % an der Bruttowertschöpfung und über 40.000 Arbeitsplätzen ist die Tiroler Industrie das Rückgrat der regionalen Wirtschaft. Doch eine Kostenexplosion bei den Lohnstückkosten, überbordende Bürokratie und volatile Energiepreise belasten die Betriebe massiv. Gleichzeitig macht die längste Rezession der Nachkriegsgeschichte, gepaart mit steigender Arbeitslosigkeit, die Notwendigkeit ernsthafter und nachhaltiger struktureller Veränderungen deutlich. „Es ist fünf nach zwölf – vielen unserer Unternehmen steht das Wasser bis zum Hals. Wir brauchen stabile politische Verhältnisse und ein klares Bekenntnis der potenziellen Regierungspartner, dass Industrie und Wirtschaft wieder im Zentrum politischer Entscheidungen stehen. Nur so können wir die nun schon drei Jahre andauernde Rezession überwinden und 2025 zu einem Jahr des Aufschwungs machen“, fordert Kloger.
Steigende Kosten belasten Betriebe
Besonders die rapide steigenden Arbeitskosten setzen den Unternehmen zu: Seit 2021 sind die Lohnstückkosten in Österreich um 30,2 % gestiegen – fast doppelt so stark wie in Deutschland und mehr als viermal so stark wie in Italien. „Wir fordern eine Senkung der Lohnnebenkosten um fünf Prozent, damit unsere exportorientierten Betriebe im internationalen Wettbewerb wieder bestehen können“, erklärt Kloger. Auch die Energiekosten belasten die heimischen Unternehmen weiterhin stark. Der durchschnittliche Strompreis in Österreich hat sich seit 2020 mehr als verdoppelt, während die Gaspreise sogar um 228 % gestiegen sind. „Die Verlängerung der Strompreiskompensation bis 2030 ist unerlässlich und eine Entlastung bei den enorm gestiegenen Netzgebühren, um energieintensiven Betrieben das Produzieren in Österreich weiterhin zu ermöglichen“, so Kloger weiter. Zusätzlich erschweren Bürokratiekosten die wirtschaftliche Entwicklung. Mit jährlichen Belastungen von 10 bis 15 Milliarden Euro binden sie wertvolle Ressourcen. „Unsere Unternehmen investieren 2,5 % ihrer Umsätze allein in die Erfüllung bürokratischer Vorschriften. Dieses Geld fehlt für Innovation und Wachstum. Wir brauchen dringend einen Bürokratiekostenindex, der diese Belastung messbar macht und einen konkreten Plan, die Entbürokratisierung endlich in Angriff zu nehmen“, bringt Kloger eine weitere zentrale Forderung der IV auf den Punkt.
Chancen unter neuer Regierungskonstellation
Die Aussicht auf eine mögliche Koalition zwischen FPÖ und ÖVP sieht die IV Tirol als Chance für den dringend benötigten wirtschaftspolitischen Neustart. Gleichzeitig zeigt IV-Tirol-Präsident Max Kloger aber auch klare rote Linien auf: „Der Zugang zum Arbeitsmarkt für ausländische Arbeits- und Fachkräfte muss gewährleistet bleiben. Unsere Betriebe sind auf internationale Talente angewiesen, um konkurrenzfähig zu bleiben und den Fachkräftemangel zu bewältigen.“ Kloger unterstreicht auch die Bedeutung der europäischen Integration und eines funktionierenden Binnenmarkts: „Die EU ist die Grundlage des Erfolgs der heimischen Industrie. Ohne Zugang zum gemeinsamen Binnenmarkt und ohne Freihandelsabkommen gibt es keine Zukunft für Österreichs Industrie. Wir brauchen diese Abkommen, um in unseren Exportmärkten erfolgreich zu sein und neue Märkte zu erschließen.“
Gemeinsam Verantwortung übernehmen
„2025 ist das Schicksalsjahr für die heimische Industrie – entweder wir ergreifen die Chancen, die vor uns liegen, oder wir riskieren die Zukunft des Industriestandorts und damit unser aller Wohlstand“, warnt IV-Tirol-Präsident Max Kloger. Die neue Bundesregierung müsse entschlossen handeln und der Industrie jene Rahmenbedingungen schaffen, die sie benötigt, um wieder durchstarten zu können. „Tausende Arbeitsplätze, unser Wohlstand und unsere Innovationskraft stehen auf dem Spiel, wenn wir jetzt nicht die Trendwende schaffen. Die Tiroler Industrie ist bereit, ihren Beitrag zu leisten! Unsere Betriebe sind die Motoren für Wachstum und Fortschritt – doch sie brauchen endlich klare Entlastungen und verbesserte Wettbewerbsbedingungen, um ihr volles Potenzial entfalten zu können”, so Kloger abschließend.
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