FC Wacker Inside
Die gespaltene Wackerfamilie, Hintergründe zu Rauchs Fehlstart

Der Wacker Nachwuchs jubelt, die Vereinszukunft ist weiter offen. | Foto: Roman Huber
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  • Der Wacker Nachwuchs jubelt, die Vereinszukunft ist weiter offen.
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Rettung um jeden Preis oder Rücksichtnahme auf Grundwerte des Vereins. Die einen jubeln über die Meldungen von Neupräsidenten Wacker-Präsidenten Hannes Rauch, die anderen lehnen vor allem das mögliche russische Investment aus vielen Gründen ab. Im BezirksBlätter-Innsbruck-Interview blickt Wacker-Insider Franz (Name von der Redaktion geändert) auf die vergangenen Wochen.

INNSBRUCK. Der FC Wacker Innsbruck polarisiert. Auf der eine Seite eine erfolgreiche Jugendarbeit (U16-Meister, starkes Abschneiden der III-Mannschaft) sowie das Aushängeschild des Tiroler Frauenfußballs. Auf der anderen Seite seit Monaten ein verantwortungsloses und unfähiges Vorgehen der Wacker-Spitze. Die Zukunft des Vereins liegt immer noch auf sehr dünnen Eis, die Wacker-Familie ist über die Frage des "Wie in die Zukunft" gespalten. In den nächsten Wochen wird die BezirksBlätter-Innsbruck-Redaktion verschiedenste Meinungen und Stellungnahmen über und rund um den FC Wacker Innsbruck präsentieren. Franz (Name von der Redaktion geändert), ist ein Wacker-Insider und blickt im Interview auf die vergangenen Wochen. Eine Momentaufnahme, da sich die Situation des FC Wacker gefühlsmäßig jede Stunde ändert.

Die Dresse der U14 im Traditionslook des FCW.  | Foto: Huber
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BEZIRKSBLÄTTER INNSBRUCK: Die außerordentliche Generalversammlung soll sehr hitzig gewesen sein. Wie hast Du sie erlebt?
FRANZ: Es sind harte Worte gefallen aber angesichts der Umstände ist eigentlich alles im Rahmen geblieben. Ich kann mich an GV’s erinnern, bei denen der Vorstand mit Mitgliedskarten beworfen wurde oder im Nachlauf eingetretene Glastüren zu bezahlen waren. Haupursache für die Aufregung war das Verhalten von Hannes Rauch. Er hat so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte.

Wie das? Man möchte meinen jeder, der nach der Ära Radi den Wacker übernimmt würde als Retter empfangen?
Leider hat sich herausgestellt, dass es da viele Kontinuitäten gibt, speziell was den Umgang mit den Mitgliedern und der Wahrheit betrifft.

Kannst Du das konkretisieren?
Angefangen hat es schon am Vereinsabend eine Woche vor der GV. Rauch ist einfach neben Radi am Podium gesessen. Angesprochen auf seine Ambitionen auf das Präsidentenamt und Ponomarev hat er alles verneint und erklärt er sei nur da um zu helfen. Auf der GV hat sich dann herausgestellt, dass er zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal Vereinsmitglied war. Das hat nicht zur Beruhigung beigetragen.

Wie hat er seinen Sinneswandel auf der GV erklärt?
Damit dass sich Dinge eben manchmal ändern, er habe sich erst am Vortag dazu entschieden. Gleichzeitig war schon das Zitat von Ihm auf der Homepage zu lesen, dass er in den vergangenen Wochen bereits in alle Gespräche und Verhandlungen eingebunden gewesen sei. Rauch hat sich also sofort ein massives Glaubwürdigkeitsproblem eingehandelt.

Die Stimmung auf der Sitzung war von Anfang an nicht die beste?
Es kam ja noch dazu, dass Rauch auf der Sitzung keinerlei Konzepte präsentiert hat, sondern nur die durch Radi-Vollmacht an ihn übertragenen Kernmitgliedsstimmen kommentarlos eingesetzt hat. Auch dass die Mitglieder mit der kurzfristigen Kooptierung zwei Stunden vor der GV überrumpelt wurden, hat für Unmut gesorgt.

"Wir sind optimistisch den Verein noch zu retten", H.R., BezirksBlätter Innsbruck Artikel

Neben Rauch wurde auch Spielervermittler Jakob Griesebner in den Vorstand kooptiert.
Der wurde von seiner Kooptierung wohl auch überrascht und war aber wegen einer Reise nicht anwesend. Nico Weinhardt hätte zu eindeutig auf Ponomarev hingedeutet. Aber auch Rauch und Griesebner sind inzwischen eindeutig dem Ponomarev-Umfeld zuzuordnen. Die beiden kennen sich auch schon etwas länger und haben damals in Kufstein gemeinsam versucht eine Schiene mit afrikanischen Spielern zu etablieren. Allerdings erfolglos. Griesebner ist hinsichtlich Wacker kein völlig unbeschriebenes Blatt, er war etwa in den Transfer von Sunday Faleye nach Tschechien involviert.

Niklas Sattler ist im Vorstand geblieben.
Eine weitere Kontinuität zur Ära Radi. Sein Glaubwürdigkeitsproblem ist auch nicht kleiner als das von Hannes Rauch. Dazu muss man wissen, dass er ursprünglich mit Selle Cosgun gekommen ist und dann auf die Seite von Radi gewechselt ist. Nun ist er an der Seite von Hannes Rauch.

Demokratie bei der Generalversammlung, BezirksBlätter Innsbruck Artikel

Sein Name ist nun schon öfter gefallen. Reden wir über Ponomarev.
Das ist eine lange Geschichte. Der war schon in der Verlosung als die Kernmitgliedschaft eingeführt und schließlich „der Spross einer alteingesessenen Hamburger Kaufmannsfamilie“ als Investor präsentiert wurde. Als das in die Brüche ging war er der nächste auf der Liste. Die Probleme blieben aber die gleichen. Bei mangelndem Wohlverhalten wurden Zahlungen verzögert oder eingestellt. Die Konflikte wegen Ponomarevs Wunschtrainer sind bis in die Öffentlichkeit gedrungen. Entgegen dem schon angelaufenen Einsparungskonzept, das neben den Transfers von Fridrikas und Aydin die Abgabe weiterer Großverdiener beinhaltet hätte, wollte sein Vertrauter Nico Weinhardt zudem den damaligen Sportvorstand umgehen und neue Spieler holen. Da ging es z.B. um drei Leute von Hannover 96. Derartige Vorfälle haben zum zwischenzeitlichen Bruch geführt. Im Februar ist dann eine Wacker-Abordnung zu dem in Ischgl urlaubenden Pomomarev gefahren, um das wieder zu kitten.

FC Wacker Innsbruck in den BezirksBlätter Innsbruck, die Artikelserie

Wer war da dabei?
Zwei Leute aus dem damaligen Vorstand und ein wohlbekannter Altvorstand. Es ist nach langen Gesprächen auch zu Vereinbarungen gekommen. Allerdings hat ein anderer Vorstand bereits am nächsten Tag Kevin Radi durchgesetzt. Dass es mit Ponomarev über kurz oder lang wieder Probleme geben würde war allen klar und Radi hatte einen von Kienle unterschriebenen Vertrag vorzuweisen, der für die nächsten Jahre 8 Mio garantieren sollte.

Das kam dann ja ganz anders. Radi ist also einfach plötzlich mit einem Investorenvertrag aufgetaucht?
Nein, der war schon lange mit seinen Investorenversprechungen beim Verein vorstellig, hatte etwa schon letzten Sommer versucht Ponomarev zu verhindern. Der Vorstand ist aus Geldnot irgendwann dazu übergegangen immer mehrgleisig zu fahren. Dadurch haben sich aber auch irgendwann die Probleme vervielfacht. Dazu vielleicht eine Anekdote: nachdem sie der Betroffene schon selbst herumerzählt hat, wird er hoffentlich nicht böse sein, wenn ich sie weitererzähle. Der erwähnte Altvorstand hat dem FCW als Überbrückung bis zum Eintreffen einer für 15. November versprochenen Kienle-Zahlung einen niederen 6stelligen Betrag überwiesen. Auf die Rücküberweisung wartet er bis heute.

Kienle-Geld war also schon während der Herbstsaison Thema?
Ja, Ponomarevs Zahlungswilligkeit war nicht durchgängig zu erkennen. Das Ausbleiben dieser Kienle-Zahlung hätte man aber mit etwas Vernunft als ernste Warnung vor dem Radi-Investor und den Radi-Versprechungen. sehen können.

Stadtderbys und die Leiden des FCW, BezirksBlätter Innsbruck Artikel

Rauch sagt, Ponomarew sei nur die „3. Option“.

Rauch sagt auch er könne Ponomarev unter Kontrolle halten. Zu Ponomarev sagt er, er könne die Fans kontrollieren und auch die Mitglieder würden sich beruhigen, wenn erst mal wieder Geld da sei. In Wahrheit hat er natürlich keinerlei Kontrolle und in Wahrheit ist Ponomarev aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeiten die erste Option. Die anhängigen Klagen kann man wohl nur so abwenden. Der FCW hat schlichtweg nicht die finanziellen Mittel für einen längeren Rechtsstreit, völlig unabhängig von der Frage, wer schlussendlich recht bekäme. Außerdem hat Ponomarew schon 1,2 Mio in den Verein gesteckt, die bei einer Insolvenz endgültig weg wären. Er hat also gute Gründe diese zu verhindern.

kitzVenture und der FC Wacker Innsbruck, BezirksBlätter Innsbruck Artikel

Die „Tiroler Gruppe“ gibt es also gar nicht?
Doch, die gäbe es in Ansätzen schon. In Hintergrund wird auch schon seit geraumer Zeit der Name eines bekannten Kitzbühler Unternehmers und Bezirkspolitikers als Option für den Vorstand genannt. Den Strippenziehern im Umfeld des Vereins uns selbst dem einen oder anderen der Ponomarev-Unterstützer würde diese Lösung eher zusagen, sie ist aber derzeit kaum durchsetzbar. Ponomarev ist inzwischen natürlich bewusst, dass man ihn lieber früher als später wieder loshaben will. Dementsprechend straff wird er die finanziellen und personellen Zügel anziehen. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass er noch andere Wacker-Geldgeber neben sich dulden wird. Damit hat er ja schon Erfahrungen (lacht).

Wieso nennt Rauch dann die „Tiroler Lösung“ an erster Stelle?
Es stehen demnächst bei Stadt und Land Entscheidungen über Fördergelder an. Ponomarev offiziell im Boot zu haben, kann da mehr als hinderlich sein. Gleiches gilt natürlich für Verhandlungen mit möglichen Sponsoren.

Die Insolvenz der FC Wacker Innsbruck GmbH, BezirksBlätter Innsbruck Artikel

Kehren wir abschließend zum Ausgangspunkt Generalversammlung zurück. Glaubst Du, ist die Kernmitgliedschaft jetzt in Stein gemeißelt?
Rauch sagt, er sieht sie als Vehikel zur Investorengewinnung. Auf der GV war sie vor allem sein Vehikel sich gegen eine große Mehrheit durchzusetzen. Ich glaube nicht, dass die Mitglieder das dauerhaft akzeptieren werden. Aber vielleicht fragt ihr besser den Verfasser, der Kernmitglied-freien Statuten, ob der Antrag nochmal kommen wird? Das würde sicher auch den Vorstand interessieren (lacht).

Der ist schon angefragt. Hast Du noch einen Rat für Hannes Rauch?
Puh, wo soll ich da anfangen? Vielleicht nicht ewig die gleichen Fehler machen wie so viele Vorstände vor ihm? Etwa die Mitglieder nicht ernst nehmen, mit mehreren konkurrierende Investoren Verträge schließen oder am Anfang einfach mal Trainer und Spieler holen wie Radi. Ich bezweifle, dass speziell letzteres Gläubiger und Masseverwalter gerne sehen. Die Insolvenz des Vereins ist noch nicht vom Tisch. Am wichtigsten wäre aber sich einmal konzeptionelle Gedanken zu machen und grundsätzliche Fragen zu stellen z.B. Ist es wirklich Geld was der Wacker am dringendsten braucht, oder wären andere Dinge nicht vielleicht noch viel nötiger?

Jubel bei der U12 des FC Wacker, die Nachwuchs- und Frauenfußballarbeit des FCW ist auf hohem Niveau. | Foto: Huber
  • Jubel bei der U12 des FC Wacker, die Nachwuchs- und Frauenfußballarbeit des FCW ist auf hohem Niveau.
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Danke für das Gespräch.

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