„Nein danke, ich bin allergisch!“

Foto: IGAV

TIROL. 20 Prozent der ÖsterreicherInnen sind allergisch. Und die Zahlen schießen weiter alarmierend nach oben. Viele Faktoren spielen bei dieser Entwicklung laut ExpertInnen eine Rolle. Eine letztgültige Erklärung kann die Wissenschaft aktuell allerdings noch nicht geben.

Die kleine Anna leidet jedes Jahr aufs Neue im Frühjahr an starken Niesattacken, Augenjucken und fließender Nase. Sie gehört zu den 20 Prozent der Allergi-
kerInnen in Österreich. Jede/r Fünfte leidet laut Statistik Austria an einer Überreaktion des Immunsystems. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Junge Menschen sind öfter allergisch als ältere.

Viele Ursachen – viele Wirkungen
Wissenschaftlich gibt es noch keine definitive Erklärung für die stetig steigenden Zahlen. Das gilt neben „echten“ Allergien auch für Intoleranzen und Pseudoallergien. Diskutiert werden Faktoren wie denaturierte Ernährung, Chemie- und Umwelteinflüsse sowie Impfungen. ExpertInnen sehen in dem Zusammenspiel mehrerer Faktoren die Ursache.

Vor über 100 Jahren erkannte der österreichische Kinderarzt Clemens von Pirquet als Erster, dass Antikörper das Immunsystem nicht nur schützen, sondern auch Überempfindlichkeit verursachen können. Heute sind Allergien „die Umweltkrankheit Nr. 1“, betitelt Univ.-Prof. Dr. med. univ. Werner Aberer von der Medizinischen Universität Graz den dramatischen Anstieg der Allergieprävalenz.

Was wir einatmen und essen
Neueste Studien belegen einen klaren Zusammenhang zwischen aktuellen Umweltproblemen und Allergien. Eine Veröffentlichung des Wissenschaftsfonds im dem Journal „Allergy Clinical Immunology“ konnte etwa nachweisen, dass erhöhte Ozonkonzentration den Allergengehalt von Pollen ansteigen lässt. Auch Univ.-Prof. Dr. med. univ. Werner Aberer sieht in der Umweltbelastung einen wesentlichen Faktor: „Industrie-, Verkehrs- und andere Abgase belasten die menschlichen Atemwege – aber auch Pflanzen, wodurch die Pollen aggressiver werden.“ Er gibt allerdings auch zu bedenken, dass es in massiv belas-teten Gebieten dennoch oftmals weniger AllergikerInnen gibt, was die Theorie widerlegen würde.

Mediziner der Universität in Florenz fanden indes heraus, dass unsere westliche Ernährung die Anzahl der AllergikerInnen hochschnellen lässt. Die eher einseitige westliche Ernährungsweise schmälert laut ExpertInnen die Mikrobenvielfalt im Verdauungstrakt. Ein Mehr an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen schon von Klein auf könne in Sachen Allergievorsorge Abhilfe verschaffen. Schon im Bauch der Mutter entscheidet sich vieles.

Allergien – in die Wiege gelegt?
Besonders allergische Schwangere müsssen auf die richtige Ernährung achten. Denn bei auftretenden Problemen darf nicht jedes antiallergisches Medikament eingenommen werden. Aber: Eine allergenarme Ernährung reduziert das Allergierisiko des Ungeborenen nicht unbedingt. Univ.-Prof. Dr. med. univ. Werner Aberer erklärt den Zusammenhang so: „Nicht die Allergie wird in die Wiege gelegt, sondern die Neigung dazu.“ Entscheidend ist auch die Art der Geburt. Mehrere Studien belegen etwa eine erhöhte Allergiebereitschaft bei Kaiserschnitt-Babys.

Der Körper trägt einen inneren Kampf aus
Eine Allergie entsteht durch eine überschießende Abwehrreaktion des Körpers. Um sich zu schützen, wird auf fremde Stoffe abwehrend reagiert. Bei Viren oder Bakterien ist diese Funktion des Körpers überlebensnotwendig. Problematisch wird es, wenn die Abwehrreaktion einem eigentlich ungefährlichen Stoff (z.B. Pollen, Tierhaare,...) gilt.

Der Körper setzt einen Abwehrprozess in Gang. Antikörper werden gebildet, um den Kampf mit dem vermeintlichen „Eindringling“ aufzunehmen. Diese Antikörper verursachen ihrerseits eine Ausschüttung von Hormonen. Im Hinblick auf Allergien ist das Histamin am bedeutendsten.

Histamin sorgt in weiterer Folge für die unangenehmen Auswirkungen wie tränende Augen, Juckreiz, Atemnot, laufende Nase u.v.m. Das Immunsystem merkt sich dieses Reaktionsmuster gut und spielt es in Verbindung mit dem Auslöser immer wieder ab.

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