Morgen, wenn die Sonne lacht denken wir ganz fest an Dich.
Richi, der singende Tausendsassa spielt jetzt drüben in einer neuen Band.
Den "Richi" das erste Mal gesehen, getroffen, so um 1980/81 bei einem Faschingskränzchen der Landes-Hypothekenbank Tirol. Beide waren wir erst kurz bei der Landesbank. Er als gestandener Musiker des "Hippacher Trios" – ich als junger Novize und Neobanker. Veranstaltung fand im Hofgarten-Cafe, damals noch ein unbekanntes Kleinod (In der Erinnerung - abbruchbereit!) statt. Wie haben wir alle gestaunt, als er, der Richi seinen blossen Bauchnabel gezeigt, dort war ein Gesicht mit Mund aufgemalt, die Zigarette im gezeichneten Mund festgemacht und dann mit dem Nabel geraucht. Nebelschwaden. Rauchzeichen. Sensationell. Unvergessen. Wie immer das ging und gegangen. Einmalig. All–Over–All.
In der Bank: Richard war ein Tausendsassa. Stets zu Diensten. Hilfsbereit. Gut aufgelegt. Einen lockeren Spruch auf den Lippen. Trocken rausgeknallt. Ein Kassier der alten Schule. Kommunikativ, herzlich, bodenständig, mit dem vitalen Lebensgefühl des eines begndatenen Musikers gesegnet - nicht nur - vielseitig talentiert und versiert. Praktischer Hausmeister im Hypo Haus in Mayrhofen, genialer Hobbykoch und vieles mehr ... ausgestattet mit der sichtbaren Menschenliebe - das heißt, man spürte es, man konnte es sehen, fühlen, erleben, Richard war jemand der Menschen gern hatte. Menschenliebe. Vom ersten Tag an war er "das Gesicht" der Hypo Tirol, die damals noch als Landes-Hypothekenbank Tirol firmierte in der Zillertaler Metropole. Alle, ja alle haben den Richi gekannt. Einheimische. Gäste, alle. "Richi! Möchtesch nit liaba in de Knopfziacher einidruckn", haben die Einheimischen gemeint, wenn der Kassier Richi die Rechenmaschine oder den damaligen optische-opulenten Buchungsautomaten behandelte.
Das Hippacher Trio war seine musikalische Leidenschaft. Mit Alfred Mader und Sepp Wildauer gemeinsam waren diese Musiker Botschafter für Tirol. Drinnen und draußen. Garanten für einen einmaligen, schönen, unvergesslichen Abend mit bodenständiger Musik, Spässen und purer Lebenslust. In deutschen Foren findet man heute noch Lobeshymnen auf das Trio.
... Und von dem Gitarristen und Jodler Sepp Wildauer erfährt man über seine Todesanzeige, dass er eben nicht nur ein Jodler war, sondern in seiner aktiven Berufsphase Angestellter der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG war. Und Richard Neuner ist immer noch aktiv. Über ihn ist z.B. in einem Bericht über das Skigebiet „am Hintertuxer Gletscher“ zu lesen: Doch Vorsicht: Wenn Richard Neuner gerade mit dem Akkordeon die Hütte besucht und den „Zillertaler Hochzeitsmarsch“ anstimmt, gibt sich auch der aktivste Skifahrer der Gemütlichkeit hin. Neuner war Gründungsmitglied des „Hippacher Trio“, der ersten erfolgreichen Volksmusikgruppe des Zillertals, und versteht es, musikalisch mitzureißen. Aber dennoch: Schade, dass es hier nicht mehr gibt, denn einerseits waren die Burschen wohl ne zeitlang sehr beliebt, andererseits macht sich aus dieser Gegend/Szene keiner die Mühe, hier etwas mit subastanz zu dokumentieren. Es bleibt also die Musik: Ich vermute, sie fand bei Heimatabenden insbesondere bei Touristen großen Anklang … und ob dieses Trio auch seine Groupies hatte … nicht mal das ist bekannt
Was er alles konnte. Singen, Spielen. Jodeln. Riche konnte die Augen verdrehen, nach hinten, so weit, dass es uns Betrachtern weh tat – auf die Seite – nach hinten – ganz Showman. Grimassenschneiden-Augen-hin-und-her-und-nach-hinten-rollen, Verkleiden, Stimmenimitator.
Bei der Hochzeit vom Roland H. hat auch das Hippacher Trio, trotzdem und obwohl es eigentlich schon aufgelöst schien, nein war, gespielt. Und wie. Es war dem Roland, der auch am Beginn seiner Bankenkarriere fast ein Jahr in Mayrhofen Dienst versah, vom Richi versprochen worden. Und auch eingehalten. Erinnere mich schon noch. Was für ein rauschendes Fest. Verstärkt mit Gastmusikern. Mensch, wie lange ist das her? – nachgefragt – es war 1994!! Und Damals-Hochzeiter Roland meint dazu heute in der Reprise traurig: "Richard war für mich ein großes Vorbild, dafür – wie man Kunden begegnet und mit diesen spricht. Ich werde nie vergessen, daß er mit seinem Hippacher Trio auf meiner Hochzeit gespielt hat. Danke Richard für viele schöne Stunden."
In den Bezirksblättern (meinbezirk)habe ich auch noch einen Artikel von Florian Haun gefunden, der da schreibt.
Florian Haun, meinbezirk 23.9. 2015 - ZILLERTAL (fh)
... Man sagt das Zillertal sei die Heimat unzähliger MusikantInnen und Musikanten und wer ein wenig die Ohren aufsperrt der wird sich dieser Aussage nicht verweigern können. Die Zahl der Musikgruppen im Tal schwankt laufend und wirklich seriöse Angaben über Anzahl kann niemand machen. Doch das Tal ist ein Hort der Musik und ausgehend von den unzähligen Blasmusikkapellen über die volkstümlichen Gruppen bis hin zu Rock und Hardrock ist im Zillertal alles unterwegs. Dominant ist natürlich die volkstümliche Szene und die Werbung, welche diese Damen und Herren über Jahrzehnte hinweg im In- und Ausland für das Zillertal gemacht haben und immer noch machen. Unbezahlbar. Legendäre Gruppe wie das Hippacher Trio mit Alfred Mader, Richard Neuner und Sepp Wildauer haben den Weg für viele bereitet und den Sound des Zillertals in die Welt hinausgetragen. Unzählige Gruppen sollten folgen ...
In der Hypo, in der Bank war der Richi für vieles zuständig. Verantwortlich. Ein begnadeter vertrauensvoller Verkäufer und seriöser Vermittler. Von Wohlgefühl, Werte wie – Heimat, Urbanität, Bodenständigkeit, Musikbesessenheit – in Kombination mit dem reichen Fundus rund ums Geld geadelt. Erfolgreich als, heute würde man sagen "Testimonial" und "Storyteller". Bekannt, wie ein bunter Hund, liebenswert und überall gerne gesehen und mittendrin dabei. Ein richtig sympathischer Werbeträger für das Unternehmen. Und dank seiner unzähligen Kontakte und Verbindungen war der Richi immer für Überraschungen, neue Bekanntschaften, Vermittlungen, besondere Momente und aussergewöhnliche Augenblicke nicht nur zuständig, sondern Garant. In seinen Adern blubberte "blitz-blaues Hypo Blut". In der Hypo bezeichnete er sich selbst (laut Auszug aus dem Hypo Magazin ) als Zweigstellenleiterstellvertreter, Hausmeister, Zimmervermieter und Aussendienstmandl. Und weiter in den Archiven: Im 100 Jahre Jubiläums Buch der Bank steht bei ihm auf die Frage, was wünschst Du der Hypo ... . "viel Glück für die Zukunft. Viel Eigenständigkeit und Kraft, um die bösen Geister von uns abzuwenden."
Lieber Richi, du bist heute an einem anderen Ort. Wie immer – vorausmarschiert. Dort wo Du bist, haben sie sicher auf einen solchen leidenschaftlichen Musiker und Entertainer, wie Du es einer warst, gewartet. Garantiert. Und die Musik, die dort gemacht wird, so wollen wir es uns vorstellen, ist wundervoll-nicht endend wollend. Schöne Erinnerungen, besondere Erlebnisse und Bilder aus der Vergangenheit spielt das Kino des Lebens unvermittelt ein, wir denken an Dich, geben uns, den Menschen, die noch dableiben müssen den großen Über-Mut und die unbändige Kraft das allgegenwärtige Vergängliche in und von uns allen – besser zu ertragen und zu verstehen.
Du! Lieber Richi, sei Dir sicher, wir können Deine – ja – einzigartige Stimme und Deine Musik immer, immer noch hören. Ganz genau. Wir wissen auch, Du bist auf einer guten Reise. Wohin? Nach drüben, nach nebenan, voran, stecken geblieben in unsere Köpfe und Seelen, – hinaus, eben dort wo Du jetzt bist, spielst Du schon wieder wunderschön Akkordeon. Vielleicht, wer von uns weiß es schon, jodelst du mit deinem alten Weggefährten Sepp vom "Hippacher Trio" .... – "Am Morgen, wenn die Sonne lacht".
Wir wünschen es.
Dir.
Uns.
PS: Habe noch etwas sehr Persönliches dazu erhalten, von Hansjörg Fuchs, früher Hypo Geschäftsstellenleiter in Reutte, heute Bürgermeister von Lechaschau, damals eben auch auch in Mayrhofen "aushelfend" mit dem Richi unterwegs:
"Lieber Herbert, ...gerne erinnere ich mich an die schöne Zeit in unserer damals noch fast neuen Geschäftsstelle in Mayrhofen, in die ich damals im Jahre 1981 vom Vorstand abkommandiert wurde, um mich auf meine spätere Aufgabe als Geschäftsstellenleiter in Reutte vorbereiten zu können. Versprochen hatte mir das Personalbüro als Unterkunft eine schöne Ferienwohnung im Obergeschoß unserer Geschäftsstelle. Bei meinem Arbeitsbeginn im Zillertal wurde mir jedoch erklärt, dass diese gemütlichen Räumlichkeiten nun während der Wintermonate an Urlaubsgäste vermietet sei, dies sei rentabler und ich müsse dafür natürlich Verständnis haben. Unser nun leider viel zu früh verstorbene „Richi“ hat mir dann ein winzig kleines, ich glaube, es war ein unbeheiztes, zumindest kaum beheiztes Zimmer, bei seinen Verwandten in Schwendau organisiert.
Richard hat damals immer erzählt, warum er aus seiner Sicht die ausgeschriebene Stelle als Kassier bei der Hypo-Bank bekommen habe. Er habe den damaligen Vorstandsdirektor Dr. Anton Weigl mit einem flachsig hingeworfenen lateinischen Spruch (vermutlich „Carpe diem“ oder „Cave canem“ ) tief beeindruckt, worauf ihn dieser gefragt habe, ob er eine humanistische Ausbildung habe. Richard hat ihm darauf geantwortet, dass er das Paulinum in Schwaz besucht habe. Er hat jedoch nicht erwähnt, dass er nur kurze Zeit im Paulinum gewesen sei.
Richard hat mich damals in die im Zillertal üblichen Gepflogenheiten eingeführt. Ungewöhnlich für mich war vor allem, dass vom Pfarrer bis über den Bürgermeister jede Person „geduzt“ werden musste. Ungewöhnlich deshalb, da wir es von der Hypo-Zentrale doch gewohnt waren, alle unsere Kunden zu „siezen“. Fast täglich verbrachten wir die Abende bei der „Thaler Rosa“, wo nach jedem kleinen Bier von den Wirtsleuten ein Schnaps kredenzt wurde. (ich habe es jedenfalls so in Erinnerung) Dort kehrten auch sämtliche Musiker und Musikanten aus dem nahen Umkreis ein. Richard als Mitglied des „Hippacher Trios“ war bekannt wie ein bunter Hund, beliebt, leutselig, lustig und unterhaltsam. So gesellten sich auch immer wieder Mitglieder der „Zillertaler Schürzenjäger“ dazu, die damals ihre ersten Erfolge feierten. Wenn ich mich richtig erinnere, hat er auch erzählt, dass er mit dem „Hippacher Trio“ während der Olympischen Spiele in Japan aufgetreten sei. Beschwören kann ich das jedoch nicht! Vielleicht weiss es unser Freund Roland!
Auch wenn behauptet wird, dass es im Zillertal immer einen guten Schnaps gibt, muss ich gestehen, dass mir dieser nie „gut getan hat“. Häufig war mir speiübel, womöglich lag es aber nicht am Schnaps, sondern an der Menge. Trotzdem durfte ich Richard häufig zu diesen tollen, mir unvergesslichen Abende begleiten. Ich war froh, dass ich mich nach einer anstrengenden Woche in Mayrhofen an den Wochenenden immer in Innsbruck bei meiner damals neuen Freundin Annamaria erholen konnte.
Wenn ich damals nicht schon mit meiner Annamaria liiert gewesen wäre, womöglich wäre ich im Zillertal hängengeblieben. Jedenfalls war es für uns beide selbstverständlich, Richard zu bitten, bei unserer Hochzeit im Jahre 1983 in Neustift aufzuspielen. Heute noch danke ich ihm für das Einhalten seines Versprechens, uns und unsere Gäste am Hochzeitstag mit seiner Musik zu unterhalten.
Als legendär können auch seine „Auftritte“ bei unseren Hypo-Betriebsausflügen bezeichnet werden, wenn er sich zu fortgeschrittener Stunde ein Gesicht auf den Bauch malte, eine brennende Zigarette in seinen Bauchnabel steckte und mit seinen Bauchmuskeln ein lachendes oder ein trauriges Gesicht formte.
Ich jedenfalls werde mich an „Richi“ nur immer und gerne mit einem lachenden Gesicht erinnern!"
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