MCI Retro statt MCI Neu
Projektende führt zu zahlreichen Reaktionen
Kein MCI Neu in Innsbruck. Mit dieser Entscheidung hat LH Mattle den Schlussstrich unter einer jahrelangen Diskussion gezogen. Statt des Neubaus sollen Sanierungen der bestehenden Hauptstandorte des MCI die Qualität der 3.300 Studienplätze sichern. Die Reaktionen auf das Projektende sind vielfältig. Die Opposition spricht von einer katastrophalen Fehlentscheidung, einem Rückschlag und einem blamablen Ende, aber auch von einem überfälligen Schritt.
INNSBRUCK. Das größte Hochbauvorhaben des Landes ist Geschichte. Grundsätzlich waren im Rahmen der von Georg Dornauer angestoßenen Standortanalyse zum Management Innsbruck mehrere Standorte im Gespräch, die aber zu keinem finalen oder konkreten Ergebnis geführt haben. Demnach hat man sich nun dazu entschlossen, die bestehenden Standorte entsprechend zu sanieren und nachzuverdichten. Aktuell ist das MCI auf 7 Standorte in Innsbruck aufgeteilt. Ursprüngliches Ziel des Neubaus am Fenner Areal war es, das MCI unter einem Dach zusammenzufassen. Der aktuelle Hauptstandort befindet sich in der Universitätsstraße 15a.
LH Anton Mattle hat den zuständigen Hochbaureferenten beauftragt, die Sanierung der bestehenden Hauptstandorte des Management Center Innsbruck, insbesondere den zentralen Standort MCI 1, schnellstmöglich umzusetzen. Nach Abschluss der externen Analyse des Tiroler Hochschulstandortes wird die zuständige Wissenschaftslandesrätin zudem darlegen, wo zwischen Tirols Hochschulen inhaltlich und infrastrukturell besser kooperiert werden kann.
Das Dossier zum MCI Neu auf MeinBezirk finden Sie hier
Das Dauerthema
Über 60 Akten finden sich in den parlamentarischen Materialien des Tiroler Landtages zum Thema Management Center Innsbruck. Die ersten Gespräche zum Neubau des Managements Center Innsbruck (MCI) gab es 2008 in Form eines Masterplans, 2013 gab es einen Regierungsbeschluss und 2016 einen Wettbewerb. 2009 wurde zum Beispiel im Landtag festgehalten: "Herr Präsident! Hoher Tiroler Landtag! Herr Abgeordneter Mair, vielen Dank, dass ich heute ausführen darf, wie die Position der Tiroler Landesregierung zum MCI Neubau ist. Ich darf, abgesehen vom Umstand, wie Sie das in Ihrer Anfragebeantwortung kurz zitieren, aus dem Koalitionsabkommen zitieren: „Die Koalitionspartner vereinbaren, einen Neu- bzw. Um- und Zubau des MCI Innsbruck umzusetzen.“ Ungeachtet dessen bekennt sich die Landesregierung voll und ganz zu diesem Projekt." (LR Christian Switak, 2009)
2013 erfolgte im Tiroler Landtag die Annahme des Regierungsbeschlusses zum Projekt MCI Neu. In der Diskussion dazu, wurde u.a. festgehalten: "Wir unterstützen selbstverständlich und freuen uns, dass das Managementcenter einen Neubau bekommt und wir unterstützen auch den Platz, wo das MCI den Neubau bekommt. Wir freuen uns über die Lösung, die man dort stadtplanerisch gefunden hat, dass sowohl der Fußballplatz, wie auch der Pflanzgarten erhalten bleiben können. Ich glaube, das ist eine sinnvolle Lösung, die man dort jetzt gefunden hat." (LA Gebi Mair, 2013). 2015 erfolgte der Regierungsbeschluss zur Finanzierung des MCI Neu. 2018 wurde, aufgrund der erhöhten Kosten von 135 Millionen Euro, die Stopptaste vom damaligen zuständigen LR Johannes Tratter gedrückt. Nach vielen Diskussionen wurde der Spatenstich im Dezember 2023 geplant, im Wintersemester 2026 sollte der MCI-Neubau eröffnet werden. Jetzt steht das Projektende für das MCI Neu fest.
Überfälliger Stopp
"Nun ist es also fix. Außer Spesen ist nichts gewesen“, kritisiert die LA Evelyn Achhorner (FPÖ) die Entscheidung bezüglich des Stopps der MCI Neubau Pläne nach 10 Jahren Planungszeit. Nach zwei internationalen Wettbewerben, jahrelangem Hin und Her und beständigem Schweigen seitens der über die Jahre zuständigen Landesräte für Hochbau kommt nun Landeshauptmann Anton Mattle zur späten Erkenntnis, dass man 3.300 Studierende des MCI jetzt eigentlich doch auch im derzeitigen Bestand Platz hat. Mehr könne man sich nicht leisten, aber das MCI bleibe trotzdem ein Leuchtturmprojekt.", so Achhorner.
Projekt in den Sand gesetzt
Innsbrucks Stadtplanungsstadträtin Janine Bex kritisiert die Vorgehensweise der Landesregierung und ergänzt: „Die Landesregierung hat exemplarisch gezeigt, wie man durch Zaudern und politische Verantwortungslosigkeit ein zukunftsweisendes Projekt in den Sand setzt.“ Das Ganze ist ein schwerer Rückschlag für den Wissenschafts- und Wirtschaftstandort Tirol. Nach jahrelangen Planungen und Beratungen wird nun auf eine Sanierung der bestehenden Gebäude gesetzt, was die dringend benötigte Modernisierung und Erweiterung der Infrastruktur verhindert. „Es ist enttäuschend, dass trotz der Bedeutung des MCI für die regionale Entwicklung und die Innovationskraft Tirols keine tragfähige Lösung für den Neubau gefunden wurde. Die Verantwortung für dieses Scheitern liegt bei der Landesregierung, die es versäumt hat, rechtzeitig die notwendigen Schritte zu setzen und die Finanzierung sicherzustellen,“ so der Vizebürgermeister Georg Willi.
Katastrophale Fehlentscheidung
Der Vorsitzende der österreichischen Hochschüler:innenschaft am MCI Julian Pfurtscheller (NEOS) zeigt sich zutiefst schockiert über diese Entscheidung: „Das jahrelange Versagen des Landes gipfeln nun schlussendlich in der größten Fehlentscheidung, welche diese Landesregierung getroffen hat.“ Der Landeshauptmann hat angekündigt, als Alternative zum Neubau das Bestandsgebäude zu sanieren. Für Pfurtscheller ist klar, dass die derzeit bestehenden Probleme dadurch nicht gelöst werden: „Die Probleme werden durch eine Sanierung des Bestandsgebäudes genau dieselben bleiben, ohne dass eine Lösung in Sicht ist. Es braucht dringend die lange versprochenen Hörsäle, Labore, Studier-, Aufenthalts-, Projekt- und Start-up Flächen. Wir Studierende sind einfach nur enttäuscht“
Rückschlag
"Diese Entscheidung ist ein herber Rückschlag für die Bildungslandschaft Tirols und sendet ein trauriges Signal an Studierende, Lehrende und die Wirtschaft gleichermaßen. Der Stopp des MCI-Neubaus bedeutet nicht nur das Ende eines dringend benötigten Infrastrukturprojekts, sondern auch eine Absage an die Weiterentwicklung Tirols als Bildungs- und Innovationsstandort“, so die Grüne Landtagsabgeordnete Zeliha Arslan. Die Grünen fordern von der Landesregierung eine klare Darlegung, wie der Hochschulstandort Tirol trotz dieser katastrophalen Entscheidung konkurrenzfähig gehalten werden soll. Zudem verlangen sie eine transparente Offenlegung der rechtlichen Bedenken und eine Überprüfung der Budgetpriorisierungen. „Diese Entscheidung ist weder zukunftsweisend noch klug. Sie ist Ausdruck einer Politik, die keine Vision für ein modernes und innovatives Tirol hat. Wir werden nicht hinnehmen, dass Tirols Studierende, Wissenschaft und Wirtschaft auf der Strecke bleiben“, schließt Arslan.
Blamables Ende
„Nachdem jahrelang auf unprofessionellste Art und Weise Millionen Euro an Steuergeld bei der Planung des MCI-Neubaus verbrannt wurden, kommt die Causa nun zu einem für alle Verantwortlichen blamablen Ende“, so LA Susanne Riedlsperger (NEOS) zum Ende des MCI-Neubaus. „Das MCI ist seit Jahrzehnten eine Aufwertung für den Wissenschaftsstandort Tirol! All die Debatten, Planungskosten, Spesen und Co dafür, dass jetzt gar nichts passiert! Das ist ein peinliches Ende einer jahrelangen Steuergeldtragödie!“, so Riedlsperger. „Jetzt gilt es lückenlos aufzuklären, wer für dieses Polit-Desaster Verantwortung zu zeigen hat."
Pfusch am Bau
"Übrig bleibt ein millionenteurer Scherbenhaufen für die Steuerzahler in Tirol. „Die ÖVP-dominierte Landesregierung hat in den letzten Jahren rund 15 Millionen Steuergeld für Planungen, Beratungen, für 2(!) Architektenwettbewerbe und 2(!) Siegerprojekte sowie für den immer gleichen Rechtsberater ausgegeben! Ja, das ist Pfusch am Bau ganz ohne Bau!“, so Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint, für den dies auch ein Anschlag auf den Bildungs-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Tirol ist. Jetzt dreht Mattle das MCI ohne Information des Landtages im Alleingang ab, obwohl das letzte Rechtsgutachten noch nicht am Tisch liegt und damit noch nicht klar ist, ob die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) den MCI-Neubau in die Hand nehmen kann. Das Mattle-Aus für den MCI-Neubau passt zur Mattle-Regierung, viel ankündigen, nichts umsetzen! Die ÖVP und SPÖ Beschönigungsreden, wonach das MCI ein Leuchtturm sei, sind einfach nur zynisch und inhaltsleer. Das MCI braucht keinen Luxustempel, sondern ein ordentliches Funktionsgebäude! Tirol muss in die Köpfe seiner jungen Leute investieren. Mattle & Co. verspielen die Zukunft Tirols!“"
Richtige Entscheidung
Nach der Absage an den MCI Neubau und einen neuen Fokus auf eine kostengünstigere Sanierung zeigt sich AAB Tirol Chef und Klubobmann Jakob Wolf überzeugt davon, dass diese klare Entscheidung von LH Anton Mattle absolut richtig war: „In Zeiten angespannter Budgets hat die Bevölkerung kein Verständnis für ein bis zu 250 Millionen teures Projekt wie den MCI Neubau. Besonders, wenn eine kostengünstigere Sanierung und Nachverdichtung in greifbarer Nähe sind. Der Klubobmann erinnert, dass die bisherigen Planungsleistungen und Ressourceneinsätze durch Landtagsbeschlüsse gedeckt und öffentlich bekannt sind. "Nach jahrelanger Diskussion ist aber klar, dass der MCI-Neubau in einer Sackgasse steckt. Bevor nun hunderte Millionen Euro zur Umsetzung in die Hand genommen werden, muss ich sagen: lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende!“
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