Polit-Gerüchteküche
Geht Willi nach Wien? Kommt Barbara Thaler? Erzählungen vom Stammtisch
INNSBRUCK. Sie sorgen an den Stammtischen für Diskussionen, Erheiterung oder Verwunderung. Die Erzählungen aus der Gerüchteküche, vor allem rund um die Innsbrucker Politik, sorgen bisweilen für Aufsehen. Die Stadtblatt-Redaktion mit einem "best of" aus den sagenumwobenen Erzählungen rund um den Bürgermeister, Kronprinzessin, Flügelkämpfe, Dauerbrenner und Urgesteine.
Der Bürgermeister
Georg Willi hat es in der Stadt nicht leicht. Zwar sehen ihn die Umfragen immer noch als Gewinner einer möglichen Bürgermeisterwahl, aktuell ist sein politisches Handeln durch eine zerbrochene Koalition und der Einigkeit von VP; FI und FPÖ in manchen Themen nicht so erfolgreich, wie sich der Politprofi sich das wohl selbst vorgestellt hat. In Verbindung mit seinen Interviews auf nationaler Ebene soll Willi einmal mehr im Gespräch für eine bundesweite Funktion bei den Grünen sein. So habe "Kogler bereits angerufen und ihm ein Angebot" gemacht, erzählt man sich knapp vor der gemeinderätlichen Sommerpause. Georg Willi zählt aufgrund seiner Bekanntheitswerte zu den Jokern auf bundespolitischer Ebene für die Grünen. Der Gang nach Wien taucht immer wieder auf, so auch 2019: Eine möglichen Schritt in ein Regierungsamt hat Willi bisher mit einem Kopfschütteln verneint. "Er wird damit für die Übernahme eines Ministeramtes nicht zur Verfügung stehen" war dazu im Stadtblatt zu lesen.
Die Kronprinzessin
Einst war Innsbruck eine Hochburg der Volkspartei, ehe Herwig van Staa mit Gründung der Liste für Innsbruck unter der Devise "bunte Raben" den Bruch mit dem Romuald Niescher herbeigeführt hat und den Bürgermeistersessel eroberte. Nach van Staa folgten Hilde Zach und Christine Oppitz-Plörer in den gelben Parteifarben auf den Bürgermeistersitz, ehe Georg Willi für die Grüne als Stadtoberhaupt gewählt wurde. Die Innsbrucker Volkspartei hat seitdem bewegte Zeiten hinter sich. Knapp vor der GR-Wahl 2012 wurde Franz X. Gruber durch Christoph Platzgummer als Spitzenkandidat ausgetauscht, rund um Christoph Appler und Johannes Anzengruber gab es einige parteiinterne Grabenkämpfe und auch eine mögliche Fusion zwischen FI und VP belasten immer wieder die Politfunktionäre. Neu ins Spiel ist jetzt die EU-Abgeordnete Barbara Thaler. Sie wird als mögliche Spitzenkandidatin und Bürgermeisteranwärterin für die kommende Gemeinderatswahl gehandelt. Die stellvertretende Verkehrssprecherin der Europäischen Volkspartei ist auch Stellvertreterin von Landesparteiobmann Günther Platter, aber mit Meldungen zur Innsbrucker Politik aktuell sehr sparsam. Für die nach Erfolg suchende Innsbrucker VP-Riege scheint ein Sommer mit vielen Gesprächen garantiert.
Die Flügelkämpfe
Helmut Buchacher und Irene Heisz gegen Benjamin Plach und Elli Mayr. So wird gerne ein Duell innerhalb der SPÖ Innsbruck in der Öffentlichkeit dargestellt. 1946 hatte die SPÖ noch 17 Gemeinderatsmandate (22 ÖVP, 1 KPÖ). Seit 2018 sind die Sozialdemokraten mit vier Sitzen im Gemeinderat vertreten. Interessantes Detail, bei den Nationalratswahlen 2017 war die SPÖ Innsbruck mit 28,4 Prozent der gültigen Stimmen die stimmenstärkste Partei in Innsbruck. Die 15.589 Stimmen hätten auch bei der folgende Gemeinderatswahl für den sicheren ersten Platz gereicht. Trotzdem ist stadtpolitisch das Klima in der roten Fraktion mehr als schwierig. Traditionell melden sich die roten Jugendorganisationen mit Rücktrittsaufforderungen in der Öffentlichkeit zu Wort. Ein möglicher "Antrag auf Parteiausschluss" gegenüber Helmut Buchacher ist immer wieder in den Medien nachzulesen. Ob das politische Urgestein als Kandidat bei den nächsten Wahlen ins Rennen geht, wird sich zeigen.
Der Dauerbrenner
Stadträtin Christine Oppitz-Plörer findet sich recht oft in der Gerüchteküche wieder. Vor allem die künftige berufliche Laufbahn, wohl auch durch ihr Studium der Volkswirtschaftslehre, steht dabei im Mittelpunkt. Erst im Frühjahr wurde der ehemaligen Bürgermeisterin und jetzigen Stadträtin einmal ein baldiger Wechsel in die Wirtschaft nachgesagt, den sie aber auf Stadtblatt-Nachfrage verneinte. Nach einen kurzen Ausflug in die Landespolitik, 2013 gründete Oppitz-Plörer gemeinsam mit der ehemaligen Politikerin Anna Hosp die Liste „Vorwärts Tirol“ , die nach der Abspaltung zur Neugründung der Liste „Impuls-tirol“ führte, scheint sich Oppitz-Plörer in der Gemeindepolitik recht wohl zu fühlen.
Die Urgesteine
Georg Willi (62 und 1989 erstmals in den Innsbrucker Gemeinderat eingezogen, damals noch für die Liste VGÖ), Rudi Federspiel (72 und ebenfalls 1989 in den Gemeinderat gewählt), Uschi Schwarzl (61 und auch 1989 in den Gemeinderat gewählt) oder Gerhard Fritz (72, 1983 erreichte der aus der alternativen “Stattzeitung” hervorgegangene Stattclub mit Gerhard Fritz an der Spitze 1,1 %, 1989 zog Gerhard Fritz für die Grünen in den Gemeinderat ein) sind die politischen Urgesteine im Innsbrucker Gemeinderat. 32 Jahre Erfahrung in kommunalpolitischen Dingen hinterlassen durchaus Spuren. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Fragen nach Nachfolgerinnen und Nachfolgern der Politprofis für rege Diskussionen sorgt. Folgt Janine Bex auf Uschi Schwarzl, übernimmt Dejan Lukovic dieRolle von Gerhard Fritz und folgt Markus Lassenberger den Spuren von Rudi Federspiel. Problem bei allen Namensspielereien, die parteiinternen Gremien stimmen meistens darüber ab.
"Alte" Grüne
Interessantes Detail. Bei den jungen Grünen gibt es mit Georg Willi, Uschi Schwarzl und Gerhard Fritz fast ein Drittel der Abgeordnetenzahl von 40 Mandaten, die (nicht mit ihren Lebensalter gemeint) eindeutig als "Alt" bezeichnet werden dürfen. Vor 32 Jahren stiegen die drei Grünen in die Kommunalpolitik ein und hatten in diesen Jahren unterschiedlichste Funktionen auf Stadt-, Landes- und Bundesebene. Einerseits dürfen Willi, Schwarzl und Fritz damit auf eine weitreichende Erfahrung zurückgreifen, andererseits ist der Druck der "jungen" Parteibasis der Grünen zu spüren. Bei allen politischen unterschiedlichen Meinungen ist für das Dreiergespann auf alle Fälle Respekt zu zollen.
Die Wahrheit
"Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit", meinte einst Andreas Khol, der damit ein Zitat vom römischen Schriftsteller Aulus Gellius, sehr bekannt machte. Und so wird sich auch die Wahrheit der diversen Erzählungen an den Stammtischen auch erst in Zukunft herausstellen. Auch die Redensart: "Darin steckt ein Körnchen Wahrheit." darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass so manches Gerücht, mehr durch den Wunsch des Erzählers geprägt ist, als durch seinen Wahrheitsgehalt.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.