Willkür? Nht räumt "Café Socke"
Nach sieben Jahren: Weil der Pächter 2011 eine Monatsmiete im Rückstand war, erfolgte nun die Räumung.
"Seit damals wurden alle Mieten pünktlich bezahlt", räumt sogar Nht-Chef Markus Pollo ein. Dennoch fuhr vergangenen Donnerstag ein Möbelwagen in Begleitung von Mitarbeitern und Juristen der Neuen Heimat Tirol (Nht) beim Café Socke in der Reichenau vor. Mit im Gepäck hatten die Herren einen gerichtlichen Räumungstitel gegen Pächter Manfred "Manni" Stachl.
Vorfall aus 2011
Doch der Räumungstitel gegen den 53-Jährigen geht auf einen Vorfall aus dem Jahr 2011 zurück. Damals, also vor sieben Jahren, geriet Stachl in Mietrückstand. Ein einziges Mal konnte er die Miete über 1.900 Euro nicht fristgerecht bezahlen. Sofort klagte die Nht auf den ausstehenden Mietzins und Räumung. Nachdem dem gebürtigen Reichenauer ein entsprechender Anwaltsbrief ins Haus geflattert war, beglich er die ausstehende Rechnung sofort. "Mir wurde daraufhin mitgeteilt, dass die Sache erledigt sei", erinnert sich Stachl.
Räumungsantrag verlängert
Doch dem war nicht so. Wie der Rechtsanwalt des Lokalbetreibers herausfand, wurde der Räumungsantrag seit damals jährlich "verlängert", aber nie vollzogen. "Diese Vorgangsweise ist mir so noch nie untergekommen", betont Anwalt Reinhard Ster. Er verweist darauf, dass sein Mandant nie über neuerliche Räumungsanträge informiert wurde. Mehr noch: "Er wurde wie ein normaler Mieter behandelt, bekam Betriebskostenvorschreibungen, hat sich bei der Gebäudesanierung eingebracht und ihm wurde sogar eine Entschädigung für die Dauer der Sanierung angeboten", betont Ster und kann dafür auch Dokumente vorlegen. Aus seiner Sicht ist die nun vollzogene Räumung rechtswidrig. "Wir werden diese Räumung bekämpfen. Wenn nötig durch alle Instanzen", so Ster.
Pollo: "Rechtlich prüfen"
Wie die gegenständliche Räumung rechtlich zustande gekommen ist, möchte Nht-Chef Markus Pollo derzeit noch nicht kommentieren. "Eine entsprechende hausinterne Prüfung habe ich bereits angeordnet", so Pollo. In der Sache betont er aber, dass es gute Gründe gab, den Mieter räumen zu lassen. "Der Pächter hat das Lokal als Wohnung benutzt, Schlaf- und Sanitärräume eingerichtet. Das ist eine Nutzungsentfremdung. Außerdem ist die Lokalität hygienisch in einem sehr schlechten Zustand", betont Pollo.
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