Aussendung der Stadt
Wegen hoher Feinstaubbelastung Auto stehen lassen
Wegen dem Überschreiten der Feinstaubwerte bittet die Verkehrsstadträtin und Vizebürgermeisterin Uschi Schwarzl die AutofahrerInnen ihre Fahrzeuge stehen zu lassen.
INNSBRUCK. Schönes Wetter, wenig Wind und klirrende Kälte: Das sind die Faktoren für hohe Feinstaubbelastungen. Im Jänner wurden die Werte schon neunmal überschritten. So steht die Messtelle in Innsbruck Reichenau (Andechsstraße) – hinter zwei Messstellen in Graz – auf dem dritten Platz in der Liste der Überschreitungsstatistiken des Umweltbundesamtes. Aus diesem Anlass appellieren Vizebürgermeisterin Uschi Schwarzl und Bürgermeister Georg Willi an die AutofahrerInnen ihr Fahrzeug stehen zu lassen: "Wir haben in Tirol und Innsbruck kostengünstige Ticketangebote. Vor allem im Inntal und Wipptal besteht ein ausgezeichnetes Angebot auf der Schiene direkt in die Stadt zu kommen." Was nur teilweise (Stichwort: Jahrestickets) wahr ist. Wer zum Beispiel von Matrei am Brenner (Abzw. Mariawaldrast) zum Innsbrucker Hauptbahnhof muss wird tief in die Tasche greifen und insgesamt 15 Euro zahlen. In einer ungünstigen Situation muss dann auch noch ein Ticket beim Busfahrer für den innerstädtischen Bereich in Innsbruck entwertet werden. Somit kann dieser Arbeitsweg – wenn es nach Wunsch der Verkehrsverantwortlichen der Stadt geht – über 20 Euro kosten.
"Eine Gratisrunde ausgeben: Why not?"
Daher fordern die NEOS bei Überschreitung der Feinstaubwerte gratis Öffis. "Es ist legitim, die BürgerInnen zu bitten, die Autos in Zeiten extremer Luftbelastung vermehrt stehen zu lassen. Es wäre aber noch schöner, wenn man gleichzeitig als Stadt den BürgerInnen entgegen kommt und in diesen Tage die Öffis gratis macht", argumentiert NEOS-GR Julia Seidl.
Auf einen ähnlichen Zug springt auch die Liste ALI auf und formuliert erneut ihre Forderung nach Gratis-Öffis. "Das Abtreten von Verantwortung an die Stadtbevölkerung führt nicht zu einer Reduktion des Autoverkehrs. Die Leute fahren ja nicht zum Spaß, sondern weil sie aufgrund der unattraktiven Öffisituation darauf angewiesen sind“, geht GR Mesut Onay noch einen Schritt weiter.
Auch Liste-Fritz-Gemeinderat, Tom Mayer, schlägt in die gleiche Kerbe: "Erstens ist die Stadtregierung gesetzlich verpflichtet, bei mehr als 35 Überschreitungen der Feinstaub-Tagesgrenzwerte wirksame Maßnahmen zu setzen. Zweitens kann die Gesundheit der Bürger und Gäste nie eine Frage des Geldes sein. Und drittens spart ein kostenloses Öffi-Angebot volkswirtschaftlich Millionen an Kosten ein, wenn man nur an die Gesundheitskosten denkt. Politische Appelle an die Bürger, das Auto stehen zu lassen, oder einzelne Gratis-Öffi-Tage nach Grenzwert-Überschreitungen sind nett, gut gemeint und wirkungslos."
Hausbrand als Hauptverursacher für Feinstaub in Innsbruck
Nichtsdestotrotz bestätigt auch die für Luftgüte zuständige Abteilung des Landes, dass die Bitte der Stadt sinnvoll ist. Auch, wenn die Emissionen, die Feinstaub verursachen, zum größten Teil durch Hausbrand – die Emissionen, die durch heizen mit Gas, Öl oder Holz –entstehen. Eine Statistik aus dem Jahr 2002 zeigt, dass Hausbrand 41 Prozent der Feinstaubbelastungsmenge ausmacht. Der Verkehr macht in diesem Bereich 26 Prozent aus, ist jedoch für den Stickstoffoxidwert der Stadt ausschlaggebend.
"Im Allgemeinen ist eine große Verbesserung der Luftqualität in den letzten Jahren zu bemerken", erklärt Schverständiger für Luftgüte im Land, Andreas Krismer. Das führt der Experte einerseits auf die stetige Sanierung der Häuser zurück, wie auch auf verbesserte Partikelfilter bei Dieselfahrzeugen oder Heizkampagnen des Landes. Ein Beispiel für Letzteres ist die Kampagne "Richtig heizen mit Holz", denn durch heizen mit Holz kann es zu Belastungen für die Luftqualität kommen, die gleichzeitig leicht zu vermeiden wären.
Keine kurzfristigen gesundheitlichen Bedenken
Auch, wenn Feinstaub- oder Stickoxid-Messwerte überstiegen werden, sind keine kurzfristigen gesundheitlichen Schäden zu erwarten. Stellvertretender Landessanitätsdirektor Dr. Karl-Heinz Fischer beruhigt: "Die Luftgüte ist in den letzten zehn Jahren deutlich besser geworden. Fälle, wie es in den 50er und 60er Jahren zum Beispiel in London gegeben hat, wo Menschen direkt an den Folgen von starkem Smog gestorben sind, sind heute nicht mehr vorstellbar."
Trotzdem sind Menschen, die an verkehrsreichen Straßen oder Ballungszentren leben und somit andauernder Belastung ausgesetzt sind, längerfristig von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen öfters betroffen, als jene, die auf dem Land leben. "Es gab in den letzten Jahren viele Verbesserungen, die positive Auswirkungen auf die Luftgüte haben. Andere Faktoren, wie es die Meteorologie ist, sind jedoch nicht beeinflussbar. Wenn es eine Inversionswetterlage gibt und der Wind die Luft nicht verdünnt, geht die Schadstoffkonzentration hoch", erklärt Fischer.
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