Masterplan für Toiletten
Mit 114 Seiten gegen den WC-Notstand
Auf 114 Seiten beschäftigt sich die Stadt Innsbruck mit dem Thema öffentliche WC-Anlagen in der Stadt. Der Masterplan soll den WC-Notstand in Innsbruck beheben. Die BezirksBlätter-Redaktion wirft einen Blick in das Werk und informiert über bestehende und geplante WC-Anlagen sowie das Thema Gastro-Toiletten.
INNSBRUCK. Initiatorin des Masterplans der Stadt Innsbruck (Studienautor Architekt und
Stadtplaner Philipp Fromm) ist die für die Agenden des Behindertenbeirats zuständige StR Elisabeth Mayr. „Der Masterplan dient als grundlegender Baustein zur Steigerung der Lebensqualität im öffentlichen Raum und umfasst konkrete Schritte für die Umsetzung im gesamten Stadtgebiet. Neben ansprechend gestalteten Freiflächen sind auch saubere, barrierefreie und gut erreichbare Toilettenanlagen ein integraler Bestandteil des Stadtbildes", erklärt Mayr bei der Präsentation. "Besondere Beachtung finden dabei die Bedürfnisse verschiedener, vielschichtiger Bevölkerungsgruppen in Innsbruck, darunter Menschen mit Behinderungen oder gesundheitlichen Einschränkungen sowie ältere Personen. Ebenso sind öffentliche WC-Angebote für Eltern mit kleinen Kindern und Jugendliche von großer Bedeutung, um das städtische Leben in hoher Qualität genießen zu können.“
Die Stadt betreibt derzeit gemeinsam mit ihren Tochterunternehmen insgesamt 18 öffentliche Toilettenanlagen. Davon sind derzeit zwölf vollständig und fünf bedingt barrierefrei benutzbar. 14 Anlagen sind kostenlos, bei vier Anlagen ist eine Benützungsgebühr in der Höhe von 0,50 Euro zu entrichten. Acht weitere WC-Anlagen werden von anderen öffentlichen Institutionen betrieben. Darüber hinaus regelt die derzeitige Gastgartenrichtlinie, dass Toiletten von Gastronomiebetrieben mit Gastgärten auch der Öffentlichkeit ganzjährig zur Verfügung stehen.
"Beim Thema öffentliche Toiletten haben wir noch viel Handlungsbedarf, wie der Masterplan eindrucksvoll aufzeigt“, so StR Christine Oppitz-Plörer. „Öffentliche Toiletten sind wichtig, weil sie grundlegende menschliche Bedürfnisse erfüllen und einen wichtigen Beitrag zur allgemeinen Gesundheit und Hygiene leisten", erklärt GR Brigitte Berchtold.
Die Anlagen
Spielplatz Kranebitten, Spielanlage Saurweinwiese
Rapoldipark, Körnerstraße 2
Tivoli Skaterpark / Jugendzentrum, Spielanlage Tivoli
Innpromenade Reichenau, Reichenauer Promenade, (Kneippanlage)
Innpromenade Olympisches Dorf, Sepp-Grünbacher-Promenade
Pavillon Landestheater, Rennweg 4
Franz-Greiter-Promenade, Löwenhaus
Innrain Busterminal, Marktplatz
Vereinsheim Arzl, Schusterbergweg 15
Markthalle, Herzog-Siegmund-Ufer 1
Friedhof Westfriedhof, Fritz-Pregl-Straße 2
Friedhof Ostfriedhof, Kaufmannstraße 1
Friedhof Ostfriedhof, Wiesengasse
Friedhof Hötting, Schulgasse/ Höhenstraße
Friedhof Mühlau, Mühlenweg
Friedhof Arzl, Nördlich Canisiusweg
Friedhof Igls, Viller Steig
Stubaitalbahnhof, Pater-Reinisch-Weg 4
Fennerareal, Kaiserjägerstraße
Stadtturm, Herzog-Friedrich-Straße 21
Haus des Gastes, Hilberstraße 15
UG Rathausgalerien, Maria-Theresien-Straße
Landesfriedhof Mariahilf, Sonnenstraße
Parkplatz Tirol Panorama, Bergiselweg 3
Botanischer Garten, Sternwartestraße 13
WC-Hauptbahnhof, Südtiroler Platz 7
In der Prioritätenliste der angedachten WC-Anlagen haben der Spiel-, Sport- und Erholungsflächen Pulverturm, die Innpromenade zwischen Unibrücke und Freiburger Brücke, der Ursulinenpark, die Innpromenade zw. Unibrücke und Emile-Béthouart-Steg inkl.
Waltherpark, der Pechepark und der Huttererpark die höchste Priorität.
Waltherpark
Der Waltherpark ist aufgrund seiner Lage ein zentraler Erholungs- und Aufenthaltsort. Zudem besitzt der Park einen stark frequentierten Spielplatz und einen Ballspielplatz und es finden im Waltherpark, bspw. durch ansässige Vereine organisiert, öfters niederschwellige Veranstaltungen im Kulturbereich statt. Von Seiten des Amt für Grünanlagen und auch von Seiten des Behindertenbeirats der Stadt Innsbruck wird der Bedarf einer WC-Anlage im Bereich des Waltherparks genannt. Im Masterplan finden sich fünf Standortvarianten.
Gastro-Toiletten
Ausführlich widmet sich der Masterplan dem Thema Gastro-Toiletten. Die Gastgartenrichtlinie vom 16.01.2019 der Stadt Innsbruck erlaubt grundsätzlich die Benützung von Toiletten von Gastronomiebetrieben mit Gastgärten für die Öffentlichkeit. Im Rahmen der Gastgartenrichtlinie der Stadt Innsbruck ist unter Punkt 11 folgendes hinsichtlich der Benützung der Toiletten durch die Öffentlichkeit geregelt:
„Bei Vorhandensein einer Toilettenanlage in seinem Gastbetrieb verpflichtet sich der Gastgarten-Betreiber, diese nicht nur Gästen, sondern bei Bedarf auch Passanten (Einzelpersonen) ganzjährig zu gestatten.“
Nach Auskunft des Amts für Stadtplanung, Mobilität und Integration ist dies auch so zu verstehen, dass das Vorhandensein (auch nur im Sommer) eines Gastgartens für die ganzjährige Gültigkeit der Regelung einziges Kriterium ist, auch wenn der Gastgarten geschlossen oder nicht in Bewirtung ist. Aufgrund der unregelmäßigen Öffnungszeiten der Betriebe ist die „Abdeckung“ von öffentlichen Toiletten durch Betriebe mit Gastgärten lediglich als Ergänzung einer Grundversorgung zu sehen. In Bereichen, die eine sehr hohe Zahl von Gastgärten haben (insbesondere Innenstadt) würde eventuell zwar die Zahl der Betriebe für eine gute Abdeckung zu den Tageszeiten des Bedarfs bestehen, jedoch sind in diesen Bereichen auch eine hohe Zahl von Menschen vor Ort, somit ist auch hier dringend eine Grundversorgung an öffentlichen Toiletten ohne Gastgärten zur Verfügung zu stellen.
Im Rahmen der Erstellung des Masterplans wurden zahlreiche Gespräche über diese Regelung geführt, gekannt hat sie keine/r der darauf angesprochenen Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Hier wäre insbesondere ein wichtiger Schritt, diese Möglichkeit der Nutzung von Toiletten von Gastronomiebetrieben in der breiten Bevölkerung und bei Touristinnen und Touristen publik zu machen, da dazu kaum Kenntnisse vorhanden sind.
Ebenso sollten Informationen bzgl. Barrierefreiheit, Öffnungszeiten, etc. abrufbar sein um so den Menschen mit Behinderungen die nötige Planung vorab zu ermöglichen. Eine alternative Form der Kooperation im Sinne des Konzepts „die Nette Toilette“ in Deutschland oder der Schweiz könnte zu einer breiteren Akzeptanz führen. Beispiel Gastrotoilette: www.die-nette-toilette.de
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