„Kuhfreies“ Wandern: Gar nicht so einfach!

Dem Vieh auf breiten (Forst-)Wegen zu begegnen, ist auf jeden Fall entspannter, als das auf schmalen Steigen der Fall ist.
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  • Dem Vieh auf breiten (Forst-)Wegen zu begegnen, ist auf jeden Fall entspannter, als das auf schmalen Steigen der Fall ist.
  • hochgeladen von Tamara Kainz

Eine steigende Zahl an Kuhattacken hält Tirol und seine Gäste in Atem. Vor allem die Kombination Wanderer mit Hund und Weidevieh liefert der Problematik leider laufend neuen Zündstoff. Nun ist es aber so, dass Almen nun mal für gewöhnlich nicht „kuhfrei“ sind. Zumindest nicht völlig.

INNSBRUCK (tk). Das bestätigt auch einer, der es wissen muss. Wolfgang Platzer war jahrzehntelang als Wanderführer in Bergen rund um die Landeshauptstadt unterwegs. Er kennt die Wandergebiete und weiß: „Es gibt de facto auch in der Innsbrucker Umgebung keine einzige Tour, für die man garantieren könnte, dass es zu keinem Zusammentreffen mit einer Kuh kommt. Man wird fast immer irgendwo - wenigstens auf einem kurzen Teilstück - Weidevieh begegnen.“

Vielfältige Störfaktoren

Freilich sei die Frequenz an Kühen da und dort verschieden, räumt der Igler ein. Seiner Meinung macht es zudem ein Unterschied, ob man dem Vieh auf einem breiten (Forst-)Weg oder auf einem schmalen Steig begegnet. „Ist es eng, ist es gefährlicher, weil sich die Tiere schneller bedrängt fühlen können.“ Was Platzer außerdem bestätigt ist, dass dort, wo Hirten regelmäßig nach dem Vieh schauen und auch dort, wo keine Mountainbiker unterwegs sind, selbiges deutlich ruhiger ist. Der 66-Jährige kam selbst noch nie in eine brenzlige Situation, genauso wenig, wie seine Gäste. „Es kommt immer darauf an, wie man sich dem Vieh gegenüber verhält. Meiner Meinung nach sind immer die Wanderer schuld, wenn was passiert - weil sie falsch reagieren! Ich habe oft erlebt, dass die Leute Kühe an den Hörnern packen und Selfies machen etc. Das ist natürlich wenig zielführend. Man sollte den Kühen ganz einfach aus dem Weg gehen.“

Wie passiere ich eine Herde richtig?

Gerade in Verbindung mit Hunden ein „Rezept“ für das sichere Passieren einer Herde zu formulieren, ist schwierig bis unmöglich. Die einen bestehen auf die Einhaltung der Leinenpflicht, die anderen sprechen von Lebensgefahr und Fahrlässigkeit, „bindet man den Hund an sich“. Einleuchtender erscheint wirklich, den vierbeinigen Freund kurz abzuhängen, wenn freilaufende Kühe in der Nähe sind. Das raten auch Experten. So zieht man nämlich nicht die Aufmerksamkeit der ganzen Herde auf sich und der Hund selbst wird ohnedies immer schneller sein, als jede Kuh. Auf keinen Fall jedoch, sollte man sein Haustier auf den Arm nehmen! Die jüngsten Ereignisse bestätigen das. Das gilt übrigens auch für Pferde, die – vor allem, wenn sie Fohlen dabei haben – ebenfalls mit Vorsicht zu genießen sind.

Sicherheitsabstand einhalten!

Mag. Ing. Bruno Berloffa, Leiter der Bergrettungs-Einsatzstelle Innsbruck Stadt, hat dazu den selben Ratschlag wie Platzer parat: „Am wichtigsten und einfachsten ist es - vor allem mit Hund - weit weg von den Kühen zu bleiben und die Tiere so gut es geht in Ruhe zu lassen. Das da oben ist nun mal kein Streichelzoo!“
Hundebesitzer, die ganz auf Nummer sicher gehen wollen, sollten mit ihren Gefährten vielleicht erst gar nicht ganz so weit den Berg hinauf. Zwar wäre oben dann wirklich kaum mehr Vieh, für den Weg dorthin, müsste man aber in jedem Fall über die ein oder andere Alm. In Tallagen findet man im Sommer – nicht aber im Frühjahr und Herbst! - tatsächlich viele kuhfreie Wege.

Touren mit wenig Kuhberührung

Für jene, die dennoch höher hinaus wollen (am besten mit Seilbahnbenützung), hier einige Tipps. Aber Achtung: Wie eingangs schon erwähnt, ist auf diesen Touren lediglich mit weniger „Kuhberührung“ zu rechnen, als andernorts!
* Zirbenweg: Auf Kühe trifft man in der Regel nur beim Ein- und Ausstieg, also am Patscherkofel und am Glungezer, Gehzeit ca. 2,5 h
* Speckbacher Weg von Ellbögen nach Tulfes, Wegstrecke und Dauer können hier beliebig variiert werden
* Hafelekar – Goetheweg bis Pfeishütte und retour bis zur Seegrube, Gehzeit Rundtour ca. 5 h, Variante mit Besteigung der Mandlspitze möglich
* Mit dem Glungezerlift bis zur Bergstation und weiter auf die Glungezer Hütte (1,5 h), evt. weiter bis zum Patscherkofel (nochmal 2 h)

Dialekt - Hochdeutsch

Und damit auch in der Kommunikation keine Missverständnisse aufkommen, hier noch eine kurze Erläuterung der wichtigsten Ausdrücke:

Dialekt/Hochdeutsch

Kuah = Melkkuh
Kalbele = Kalb, männlich oder weiblich
Kolbele = Kalbin, also ein weibliches Jungtier, das mindestens ein Jahr alt ist; dabei sind sich Wanderer meist nicht bewusst, dass diese „Kolbelen“ nicht Kälber sind, sondern Jungrinder, die meist schon fast die Größe einer ausgewachsenen Kuh haben
Galtling, Galtviech = Galtvieh – das sind alle Rinder, die keine Milch geben – egal ob Jung oder Alt

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