Ohne Inn – kein Leben
„Könnten Fische schreien, würde Tirol erzittern“
INNSBRUCK. Am 22. Oktober findet die Premiere des Films „Was Fische Wollen“ um 16:15 Uhr im Innsbrucker Metropolkino beim Nature Film Festival 2021 statt.
Der Film „Was Fische Wollen“ zeigt die Zusammenhänge und Hintergründe für das dramatische Verschwinden der Fische am einst mächtigen und artenreichen Tiroler Inn. Regisseur Christoph Walder dokumentiert die in der Öffentlichkeit bislang wenig bekannten, aber signifikanten Auswirkungen der Wasserkraft auf die Fischwelt und folgt Naturschützern und Fischern in ihrem Bemühen, den Inn wieder zu einem artenreichen und lebenswerten Fluss zu machen. In den letzten Wochen erhielt der Film bereits Auszeichnungen bei internationalen Filmfestivals in Toronto, Genf und Berlin und wurde für Filmfestspiele in New York und Brüssel ebenso nominiert, wie für das Innsbruck Nature Film Festival.
„Könnten Fische schreien, würden Inn- und Zillertal an manchen Tagen erzittern. Wir erleben derzeit einen beispiellosen Niedergang der Fischwelt im Alpen-Inn. Wird dieser Trend nicht gestoppt, könnten ikonische Fischarten wie die Äsche in Zukunft aus dem Inn verschwinden“
, sagt Walder, der beim WWF Österreich den Bereich Naturschutz leitet.
Herzensprojekt
Drei Jahre lang hat Christoph Walder an seinem Film gearbeitet. Entstanden ist ein von Stimm-Legende Otto Clemens gesprochenes, einfühlsames Fluss-Porträt, das dem Zuschauer die Bedeutung eines intakten Inns vor Augen führt:
„Der Inn sorgt für grüne Wiesen und Felder, für Trink- und Grundwasser und ist gleichzeitig Wasserspeicher und Bollwerk gegen die stetig stärker werdenden Auswirkungen der Klimakrise. Ohne Inn gibt es im Inntal kein Leben wie wir es kennen. Respektieren wir den Inn, schützen wir seine letzten Naturoasen und schaffen wir neue. So rasch wie möglich“
, betont der Regisseur. Im und am Inn leben besondere Tier- und Pflanzenarten, seine Auen und unverbauten Wiesen mildern die Wucht von Hochwässern – und er bietet Erlebnis- und Erholungsräume für Menschen.
Schwallbelastung von Wasserkraftwerken
Der Film „Was Fische Wollen“ zeigt erstmals in schockierender Deutlichkeit die verheerenden Folgen des Schwellbetriebs von Wasserkraftwerken. Durch den Schwall-Sunk-Betrieb von Wasserkraftwerken steigt und sinkt der Wasserspiegel in den betroffenen Flüssen oft mehrmals täglich sehr schnell und drastisch – teils um bis zu 1,5 Meter. Auf Basis von wissenschaftlichen Untersuchungen an der Drau schätzt der WWF, dass in Österreich jedes Jahr bis zu 200 Millionen Jungfische und Fischlarven der Schwall-Sunk-Belastung zum Opfer fallen. Das millionenfache Tierleid hat katastrophale Folgen – sowohl für die gefährdeten Fischarten wie zum Beispiel die Äsche, als auch für das ganze Ökosystem. Die negativen Folgen könnten durch technische Anpassungen behoben werden. Trotz einer Verpflichtung durch die EU sind jedoch noch kaum entsprechende Schritte gesetzt worden.
„Klimawandel zerstört Wasserorganismen“
Christoph Walder: „Ich wollte schon lange einen Film über den Inn machen. Er ist mein Herzfluss. Ich bin an seinen Ufern aufgewachsen, in ihm geschwommen (kalt!) und habe dort einige meiner schönsten Naturbeobachtungen erlebt. Hier hat mich der „Virus „Naturschutz“ infiziert. Das reicht für ein ganzes Leben. Seit nahezu 30 Jahren versuche ich mitzuhelfen, dass die letzten Naturschätze, die sich am Inn noch erhalten haben, geschützt werden und dass endlich ausdauernd und ernsthaft an seiner Wiederbelebung gearbeitet wird. Manches ist gelungen, etwa die Unterschutzstellung der 100 Kilometer langen, nicht gestauten Fließstrecke von Imst bis Kirchbichl. Andere Bedrohungen für den Inn sind geblieben oder sogar gewachsen, etwa der Hunger der Wasserkraft nach noch mehr Staumauern. Der Klimawandel hat den Fluss stark im Würgegriff. Die Erwärmung des Wassers führt zu weiteren Belastungen der Wasserorganismen. Dagegen hilft nur die substanzielle Wiederherstellung natürlicher Gewässerabschnitte. Gelingt uns das nicht, werden der Fluss und seine Lebensräume – wie wir sie heute noch an einigen Strecken erleben dürfen – verschwinden.“
Artenvielfalt sinkt
Christoph Walder: „Für einen Film über einen Fluss sind Fische naturgemäß die idealen Protagonisten – auch wenn sie bisher kaum im Fokus meiner Arbeit standen und meine neugefundene Begeisterung für Äsche, Barbe und Bachforelle vor allem dem erfahrenen Innfischer Luis Töchterle zu verdanken ist. Für uns Menschen sind Fische oft weniger präsent als zum Beispiel Vögel, Schmetterlinge oder Tiger. Deshalb sind sie auch fast lautlos aus dem Tiroler Inn verschwunden. Die allermeisten Arten kommen nur noch in geringen Beständen vor oder sind bereits ausgestorben. Auch die Bestände der letzten drei Arten – Bachforelle, Äsche und Koppe – gehen immer mehr zurück. Besonders erschüttert hat mich das massenhafte Sterben der Jungfische im Zuge der Kraftwerksschwälle, die ich live an den Innufern miterlebte.“
Infos und Karten unter naturefestival.eu/portfolio/was-fische-wollen
Mehr Infos zum Film hier.
Mehr Infos zum Schwall hier.
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