HÜTTENREPORTAGE: Es wird verdammt heiß!
Auch heuer sind wir mit Bus, Stöcken und Wanderrucksack unterwegs: Unsere erste Hüttenreportage mit Öffis führt uns zur Bettelwurfhütte.
Schon letztes Jahr machten wir uns auf den Weg, scheuten keine Zeit und keine Blasen an den Fersen, um zu erkunden, wie wanderfit nicht nur wir selbst, sondern auch das öffentliche Verkehrsnetz ist. Heuer sind wir mit dem Bus zur Bettelwurfhütte gestartet: Der 502-er hat uns von Innsbruck nach Absam – Haltestelle Bettelwurfsiedlung, Kostenpunkt 3,60 Euro – gebracht, von wo wir weiter über den Wanderweg 222 auf die Hütte gelangten.
Trittfest hinauf
Trittfest hinauf
Neben dem rauschenden Bach läuft man knapp eine halbe Stunde ins kühle Halltal hinein. Dabei genießt man ein bissl Berggeschichte: An einzelnen Stationen wird der 700 Jahre alte Salzbergbau des Halltales vorgestellt und auch die dicken Soleleitungen – durch welche das salzige Wasser ins Tal transportiert worden war – beeindrucken mit ihrer Größe. Direkt beim Trinkwasserstollen – der die Dörfer mit frischem Quellwasser versorgt – biegen wir nach rechts in einen steilen Steig ein, der uns danach auf ein Schotterfeld führt. Als wir einen entgegenkommenden keuchenden Wanderer nach dem Weg fragen, nickt der Mann nur und meint: "Es wird verdammt heiß!" Es ist kurz nach 10 Uhr, als wir hier ankommen, die Sonne prallt nur auf eine Seite der Felsen, der Weg verläuft noch im Schatten, trotzdem sehen wir die Zeit gekommen, unsere Kopfbedeckung aus dem Rucksack zu holen und uns mit Sonnencreme einzuschmieren. Dann geht es steil hinauf. Ein Schritt nach dem anderen, behutsam die Füße auf den Fels setzen – es braucht nicht viel Vorstellungskraft, um zu verstehen: Wer hier ausrutscht, stürzt höchstwahrscheinlich in den Tod.
Sonne unerbärmlich
Meine Kollegen schwitzen, ich schwitze, die Sonne ist unerbärmlich, der Schatten hat sich schon längst verabschiedet. Wir suchen unter einer Latsche nach ihm und machen eine Jause. Die Aussicht ist grandios. Auf einer Seite Stein und Felsen, auf der anderen Seite grüner Wald. Kitschig wird's, als obendrein ein roter Paragleiter am Horizont erscheint. Nach zirka vier Stunden und vielen "Mirtutderfußweh"-Pausen sehen wir die Hütte nach einer Kurve. Von hier ist es noch eine gute halbe Stunde, bis wir uns durstig und rotgeschwitzt auf die Terrasse niedersetzen können. Für unsere Anstrengungen werden wir entlohnt: Es öffnet sich ein weiter Blick aufs Inntal bis tief ins Stubaital hinein.
Hüttenwirte seit 2015
Hüttenwirte seit 2015
Florian und Nina leiten die Hütte seit 2015. "Wir sind totale Quereinsteiger", wie Flo meint. "Als wir die Nachricht bekamen, saßen wir perplex in unserer Küche und dachten: Jetzt haben wir tatsächlich eine Hütte." Heute werden an der Bettelwurfhütte die letzten Arbeiten nach einem großen Umbau erledigt – spektakulär wurde ein Bagger mit dem Hubschrauber auf die 2.077 Höhenmeter transportiert, der Platz aus dem Felsen geschremmt hat. "Nun haben wir unsere eigene Pächterabteilung", erklärt Flo und durch den Ausbau gibt es auch eine bessere Lösung, um die Toilette zu erreichen.
Geheimtipp der Einheimischen
Bei der Frage, was denn die Spezialität des Hauses sei, kommt er in Verlegenheit, dann sagt er doch: "Wir haben eine überschaubare Speisekarte mit Klassikern. Nina kocht sehr gut – es hat sich in den Dörfern schon herumgesprochen und wir sind stolz, dass viele Einheimische heraufkommen." Die Spinatknödel (2 Stück) – gefüllt mit Gorgonzola – schmecken hervorragend, dazu gibt es eine gute Portion Salat (insgesamt 7,60 Euro). Man könnte hier übernachten, es gibt 62 Schlafplätze, letzten Endes rappeln wir uns aber auf und steigen gemächlich wieder ins Tal. Noch was Gutes gibt's auf dieser Wanderung: Obwohl wir alle Busse verpassten, die wir noch zuhause notiert hatten, kamen wir sogar am späteren Abend noch mit dem Bus nach Innsbruck zurück.
Weitere Informationen zur Bettelwurfhütte finden Sie auf www.bettelwurfhuette.at oder auf der Bettelwurfhütten-Facebook-Seite
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