Wenn das Spielen zur Sucht wird
Die Spielsuchthilfe in Margareten gibt es heuer bereits 35 Jahre.
Seit dem Aus für Automaten in Wien verlagert sich die Spielsucht zunehmend ins Internet.
(siv). "Glücksspiel giebt es bereits seit Tausenden von Jahren. Damals hat man mit Knochen oder Würfel, später dann mit Karten gespielt, heute sind es Automaten, Roulette und Rubbellose. Das belegen auch Sprüche wie 'Haus und Hof verlieren', 'Das Glück ist ein Vogerl' oder 'Pech in der Liebe, Glück im Spiel', wie der Volksmund so sagt", so Izabela Horodecki von der Spielsuchthilfe in Margareten. Mittlerweile steckt eine große Industrie dahinter, der viele Menschen nicht widerstehen können. Sie werden spielsüchtig. "Wir betreuen etwa 600 Patienten im Jahr. Spielsucht ist eine anerkannte Sucht, genauso wie Alkohol- und Drogensucht. Wobei das Heroin unter den Glücksspielen sind die Automaten und das Roulette", so Horodecki.
Spielen völlig legal
Das mit den Automaten sollte sich zumindest in Wien ja seit dem Verbot im Jahr 2015 ja gelegt haben, könnte man meinen. Dem ist aber nicht so. "In einem Spielcasino im Prater wurden 50 Automaten aufgestellt, völlig legal. Denn verboten ist, dass der Automat direkt den Gewinn oder Verlust steuert. Bei diesen sogenannten Video-Lotterie-Terminals (VLT) fällt die Entscheidung nicht am Automaten, sondern auf einem Server der Österreichischen Lotterien, und das ist erlaubt. Eine Patientin von mir hat sich die Automaten angesehen und gemeint, die sehen genauso aus wie die verbotenen", so Horodecki. Sie und ihre Mitstreiter waren vom Verbot in Wien auch nicht wirklich überzeugt. "Abgesehen von diesen legalen Automaten können Spielsüchtige nach Niederösterreich oder nach Tschechien ausweichen. Es wäre besser gewesen, die Hürden zum Zugang zu erhöhen. Positiv ist aber, dass es Jugendlichen nicht mehr so leicht gemacht wird, da es bei den Automaten keinerlei Kontrollen gab", so die Psychologin und Psychotherapeutin.
Alternative Internet
Süchtige, für die der Aufwand nach Niederösterreich auszuweichen zu groß ist, suchen sich Alternativen wie Roulette oder Wetten. Wobei auch Livewetten verboten sind. Dass es sie dennoch gibt, davon sind die Wiener Grünen überzeugt, die deswegen vor kurzem eine Anzeige einbrachten. "Ein großes Problem ist mittlweile das Internet. Machten die Patienten, die uns im Jahr 2003 zum ersten Mal kontaktierten erst ein Prozent aus, sind es mittlerweile an die 70 Prozent Erstkontakte, die dem Onlinspiel verfallen sind", so Horodecki. Das Finanzministerium will ausländische Glücksspielseiten schließen lassen, aber: "Die Österreichischen Lotterien dürften dann weiterhin ihre Seite betreiben", so Horodecki. Heißt, wenn mehr Spielsüchitge aum einzig legalen Onlineportal spielen, haben der Staat und die Österreichischen Lotterien mehr Einnahmen. Ein kleiner Teil davon fließt allerdings auch in die Spielsuchthilfe, ebenso wie von den Casinos Austria. "Das ist aber alles freiwillig. So hat uns früher auch Novomatic unterstützt. Als dann das Aus für die Automaten in Wien kam, wurde die Förderung von einen Tag auf den anderen komplett gestrichen und wir verloren 60 Prozent vom Budget", so Horodecki. Mittlerweile subventioniert allerdings die Stadt Wien die Spielsuchhilfe in der Siebenbrunnengasse. "Die Förderung ist aber viel zu gering für die Patienten, die wir betreuen. Ein Tropfen auf den heißen Stein.".
Info: www. spielsuchthilfe.at
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