Von der Leidenschaft des Sammelns

Erich Woldan (1901-1989) brachte es zu Lebzeiten zur größten Privatsammlung an Greographica in Mitteleuropa. Heute befindet sich die Sammlung-Woldan in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). | Foto: ÖAW
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  • Erich Woldan (1901-1989) brachte es zu Lebzeiten zur größten Privatsammlung an Greographica in Mitteleuropa. Heute befindet sich die Sammlung-Woldan in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
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(buk). Erich Woldan (1901-1989) war unbestritten eines der letzten Wiener Originale. Etwas bärbeißig, ziemlich kauzig und mit einer gehörigen Portion Ellbogentechnik stapelte der studierte Jurist in seiner Wohnung in der Landhausgasse 2 mehr als 11.000 historische Geographica und Cartographica.

„Ich habe ihn die letzten vier Jahre betreut“, verrät Gerhard Holzer, Woldan-Sammlungs-Leiter der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). „Erst in der Kommission, als wir den Katalog aufgearbeitet haben. Und die letzten eineinhalb, zwei Jahre habe ich ihn direkt in seiner Wohnung betreut.“

Privat vereinsamt…
Privat war Erich Woldan kein einfacher Zeitgenosse. „…nun ja, der Onkel Erich, der war ein bisschen schwer zu verdauen“, sollen selbst Familienmitglieder über den Eigenbrötler gesagt haben.

Doch einmal gestattete sich auch Woldan einen Ausflug in den Hafen der Ehe. „Nur zwei Wochen lang war er verheiratet – eine Kriegsehe“, schmunzelt Holzer. Als Jurist war Woldan am Rechnungshof beschäftigt. In der Zwischenkriegszeit kam er in diverse Preiskommissionen, die während des Krieges dem Wucher Einhalt geboten. „Damals war er in Berlin und ist in einen Bombenangriff hinein gekommen.

Er hat überlebt, wobei rechts und links des Gebäudes alle Mauern weg waren“, erzählt der Sammlungs-Leiter. „Da soll er zu seiner Sekretärin gesagt haben: Wenn wir das überleben, heiraten wir! Zwei Wochen waren sie verheiratet. Danach sind beide drauf gekommen, dass die Ehe wohl doch nicht so ideal war. Sammeln ist eine Leidenschaft, die nicht viel Konkurrenz verträgt.“

…geschätzt in der Fachwelt
Woldans wahre Leidenschaft galt Globen, Atlanten, Karten, Reiseberichten und Ansichten von 1500 bis zum Ende der Monarchie im Jahr 1918. Als er noch bei seinen Eltern wohnte, investierte er sein Juristengehalt 1:1 in die Sammlung. Beruflich bedingt bereiste er Europa und kam so in den Besitz dreier besonders wertvoller Unikate, darunter die Schedel’sche Weltchronik aus dem Jahr 1493.

„Da er sich ganz gezielt auf diesen relativ kleinen Bereich konzentrierte und ein großes wissen hatte, wurde er unter anderem vom Völkerkundler und Geografen Professor Wernhard hoch geschätzt“, so Holzer. Woldan verfasste in der von Wernhard herausgegebenen „Ethnohistorischen Blätter“ drei oder vier Biografien und arbeitete ehrenamtlich in der Geografischen Gesellschaft.

Schon zu Lebzeiten vermachte Erich Woldan seine Bibliothek, die heute die umfangreichtse Privatsammlung an Geografica Mitteleuropas darstellt der Akademie der Wissenschaften. Er starb 1989 nach einem Oberschenkelhalsbruch in einer Pflegeanstalt in der Hinterbrühl.

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