Elfriede Ott: "Den Klitschko finde ich gut"
Sie kommen gerade von einem TV-Interview. Können Sie schätzen, wie viele Interviews Sie im Laufe ihres Lebens gegeben haben beziehungsweise welche Frage sollte ich Ihnen lieber nicht stellen, da sie diese schon ungefähr 500 Mal beantwortet haben?
ELFRIEDE OTT: "Ja, solche Fragen gibt es, wo ich am liebsten sagen würde Bitte fragen Sie mich nicht mehr, denn da werde ich verrückt (lacht)"
Und welche wären das?
Da gibt’s zum Beispiel... „Sagen Sie, ist es schwer, Theater zu spielen?“ Oder: „Was machen Sie lieber, Film oder Theater?“
Oder zum Beispiel: Ist ein Kabarettist ein schlechterer Schauspieler?
"Das ist eine gute Frage. Ich finde nicht, dass Kabarettisten schlechterer Schauspieler sind. Sehr viele Kabarettisten haben als Schauspieler eine wunderbare Karriere gemacht. Und es sind viele Kabarettisten, von denen ich mir vorstellen kann, dass sie ungeheuer ernste Rollen spielen könnten."
Wer wäre das Ihre Meinung nach?
"Naja, zum Beispiel Otto Schenk, der kann alles. Oder Fritz Muliar, der hat seine Karriere als Kabarettist begonnen."
Jetzt ist ihr Buch „Ich hätte mitschreiben sollen“ als Hörbuch erschienen.
"Ich finde, das ist eines meiner besten Bücher. Und ich hab mir gewünscht, dass es als Hörbuch erscheint."
Sie geben intime Einblicke in Ihr Leben. So einen Seelenstriptease stelle ich mir nicht einfach vor
"Das war nicht einfach. Aber, wenn man sich entschließt, so etwas zu schreiben, muss man aufrichtig sein."
Sie erzählen, Im Hotel zu wohnen, war als Kind für Sie eine große Sache. Mit was kann man Sie heute begeistern?
"Jetzt, wo ich hier im Rollstuhl sitze? (lacht)… Mit meinen Schülern zu arbeiten und meine Erfahrung weitergeben. Das ist es eigentlich. Alles andere interessiert mich nicht."
Und was langweilt Sie?
"Ich hab mich in meinem Leben schon so oft gelangweilt. Viel hab ich mich gelangweilt."
Die nächste Frage ist, so eine Frage, die Sie wahrscheinlich schon hundert Mal beantwortet haben. Aber ich muss Sie einfach stellen.
"Hilfe, Hilfe."
Woher haben Sie Ihre Frohnatur und Ihre Energie?
"Ja, das ist so eine Frage (lacht). Das ist mir gar nicht bewusst. Das habe ich gar nicht."
Themenwechsel: Ihre Mutter wollte nicht in Klosterneuburg bleiben, sondern unbedingt in die Stadt, nach Wien, ziehen. Was dann auch passiert ist. Was begeistert Sie denn so an Wien?
"Ich könnte in keiner anderen Stadt leben. Ich bin überhaupt ein Kind der Inneren Stadt. Ich liebe die Innere Stadt und bin sehr bös, wenn irgendwas kaputt gemacht wird."
Sind Sie ein politischer Mensch?
"Ja, obwohl ich natürlich kein praktisch-politischer Mensch bin. Ich lese jeden Tag Zeitung. Und kümmere mich um die Weltpolitik. Und je mehr ich mich darum kümmere, desto trauriger werde ich."
Wie kam’s zum Filmprojekt Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott.
"Der Regisseur Andreas Prochaska und der Produzent sind zu mir nach Haus gekommen und da haben sie mir das untergejubelt. Und wir haben so nett geplaudert, und die waren mir alle so sympathisch, dass ich gesagt habe 'Ja, gerne!'"
Was findet man auf Ihrem Nachtkästchen?
"Sehr viele Sachen, es ist viel zu klein. Viele Dinge. Fritzi, hilf mir weiter? Alle meine Brillen, Medikamente, Aufbaupräparate."
Bücher?
"Viele. Ich komme nur nicht zum Lesen. Ich bin ja eine unglaubliche Fernseherin, wenn ich am Abend ins Bett gehe."
Was schauen Sie am liebsten?
"Ich liebe Boxkämpfe. Den Klitschko finde ich gut."
Zur Person
Elfriede Ott (88), als Tochter eines Uhrmachers in Wien geboren, hatte 1944 ihr Bühnendebüt im Burgtheater. Ott, nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Autorin und Malerin bekannt, leitete 30 Jahre lang die Maria Enzersdorfer Festspiele. Ott hat einen Adoptivsohn – ihren ehemaligen Schauspielschüler Goran David. Ott war zwei Mal verheiratet. Ihr erster Ehemann war Schauspieler und Kabarettist Ernst Waldbrunn (1907-1977), ihr zweiter Ehemann war Schriftsteller Hans Weigel (1908-1991).
Otts Lebensmensch ist Frau Fritzi. Frau Fritzi lebt seit mehr als 60 Jahren bei Elfriede Ott und hat selbst nie geheiratet.
CD-Tipp: Elfriede Ott erzählt Splitter ihres Lebens in "Ich hätte mitschreiben sollen …", Mono Verlag, 19,95€, Für eine Hörprobe hier klicken
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