Proteste gegen die Schließung
Hollabrunn verliert seine Geburtenstation

- Ab 1.7.2025 wird die Geburtenabteilung in Hollabrunn Geschichte sein.
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Hollabrunn steht unter Schock: Die Geburtenstation des Landesklinikums wird mit 1. Juli 2025 geschlossen. Mitarbeiter schlagen Alarm – und auch werdende Eltern sind fassungslos. Eine Petition gegen die Schließung wurde gestartet und bereits nach 24 Stunden von 2.800 Menschen unterzeichnet. Nun ist sogar eine Demonstration für den 5. April geplant.
HOLLABRUNN. Die Entscheidung trifft den Bezirk Hollabrunn schwer: Jährlich werden rund 400 Frauen hier betreut, doch ab Juli 2025 müssen sie auf andere Krankenhäuser ausweichen – mit deutlich längeren Anfahrtswegen.

- Der Anfahrtsweg für werdende Mütter würde sich stark erhöhen.
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Die kleine, familiäre Station ist eine von nur zwei Abteilungen in Niederösterreich, die von WHO und UNICEF als "Babyfriendly Hospital" zertifiziert wurde. Diese Auszeichnung steht für höchste Qualität in Stillberatung und Bindungsförderung zwischen Eltern und Kind. Viele Mütter wählten genau aus diesem Grund die Geburtenstation Hollabrunn.
Mitarbeiter geschockt: „Wir wissen nicht, wie es weitergeht!“
Besonders für die 13 Hebammen und sieben Kinderschwestern ist die Situation ein harter Schlag. „Es ist für uns Mitarbeiter und für die werdenden Eltern sehr kurzfristig. Auf der Station sind die Kollegen sehr traurig, weil wir unsere Arbeitsplätze erhalten möchten und keinerlei Infos bekommen haben, wie es weitergehen kann“, berichtet eine Hebamme verzweifelt.

- Kein Stein wird im Gesundheitswesen in Niederösterreich auf dem anderen bleiben.
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Doch nicht nur das Personal, sondern auch die werdenden Mütter fühlen sich im Stich gelassen. Kein Mitarbeiter und keine Mitarbeiterin muss um den Arbeitsplatz fürchten, antwortet Gesundheit Weinviertel GmbH-Geschäftsführerin Katja Steininger und weiter: "Der NÖ Gesundheitsplan garantiert einen sicheren Arbeitsplatz in der Region. Es stehen zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, darunter Versetzungen innerhalb der Landeskliniken, beispielsweise in die Gynäkologie und Geburtshilfe nach Korneuburg oder auf andere Abteilungen innerhalb des Klinikums. Zudem werden, falls gewünscht, Umschulungen angeboten."
Angeblicher Ärztemangel
Gesundheit Weinviertel GmbH-Geschäftsführerin Katja Steininger begründet die Schließung mit Ärztemangel. Der Primar und der Oberarzt treten noch dieses Jahr in den Ruhestand – und es sei unmöglich, diese Positionen nachzubesetzen.

- Landesklinikum Hollabrunn
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Doch Insider behaupten: Die Stellen seien gar nicht offiziell ausgeschrieben worden. Das bestätigte Steininger auch: "Die Nachbesetzung der Position wurde nicht ausgeschrieben. Der aktuelle Primar der Abteilung wird mit 31.12.2025 in den Ruhestand treten. Rechtlich gesehen ist die Funktion somit noch bis zu diesem Zeitpunkt besetzt. Da jedoch bereits ab dem 01.07.2025 Abwesenheiten geplant sind, erfolgt die Leistungsverschiebung proaktiv ab diesem Zeitpunkt."
Zudem soll der Primar aus Korneuburg angeboten haben, vorübergehend auszuhelfen – doch offenbar wurde das nicht einmal in Betracht gezogen. Dazu gibt es offiziell keine Antwort, aber es wurde Folgendes bestätigt: "Im Zuge der Zusammenführung der Abteilung ist auch die Leitung der Gynäkologie zukünftig sichergestellt."
Proteste angekündigt
Die Wut wächst: „Wir lassen uns das nicht gefallen!“, heißt es aus der Bevölkerung. Schon jetzt gibt es große Sorgen über die längeren Anfahrtszeiten – aus manchen Regionen dauert es über eine Stunde bis zur nächsten Geburtenstation. „Müssen wir künftig mehr Babys im Auto zur Welt bringen?“, fragen sich viele.

- Die Abteilung in Hollabrunn ist eine von nur zwei Abteilungen Niederösterreichs die von WHO und UNICEF als "Babyfriendly Hospital" zertifiziert wurde. Diese Auszeichnung garantiert Stillberatung und Bindungsförderung zwischen Eltern und Kind auf allerhöchstem Niveau.
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Die Petition „Nein zur Schließung der Geburtshilfe am LK Hollabrunn“ findet enormen Zuspruch. Am Samstag, dem 5. April, gehen die Menschen in Hollabrunn auf die Straße. Die Forderung ist klar: Die Geburtenstation muss bleiben!
Was die Politik dazu sagt
ÖVP-Landtagsabgeordneter Richard Hogl ist überzeugt davon, dass es jetzt eine gute Aufklärung der Bevölkerung geben muss. Er habe schon sehr viele Telefonate geführt mit besorgten Bürgerinnen und Bürgern: "Bei komplikationslosen Geburten ist Hollabrunn hervorragend, aber bei Problemen muss schon jetzt in ein anderes Krankenhaus gewechselt werden, das für alle Eventualitäten gerüstet ist. Ich kann für eine Verlegung, aufgrund der Personalnot und der immer weniger werdenden Geburten, der medizinischen Expertise nichts entgegnen. Wie mit den Mitarbeitern jetzt umgegangen wird, ist eine betriebsinterne Angelegenheit."
SPÖ-Bezirkschef Stefan Hinterberger und Hollabrunns SPÖ-Vizebürgermeister Alexander Eckhardt verwehren sich nicht gegen medizinische Fortschritte, können aber diesen Plänen, die wohl in den nächsten 10 bis 15 Jahren umgesetzt werden, nichts abgewinnen: "Dieser Kahlschlag ist für uns inakzeptabel!" Absolut unverständlich ist für Eckhardt und Hinterberger auch, dass die Geburtenstation schon heuer per 01. Juli geschlossen werden soll.
Seefeld-Kadolz Bürgermeister Peter Frühberger, er ist Vorsitzender des sozialdemokratischen Gemeindevertreterverbandes im Bezirk Hollabrunn, warnt vor allem vor einer enormen Verschlechterung der medizinischen Versorgung für das Pulkautal und das Retzer Land – sollte auch der Retzer Standort für das Notfalleinsatzfahrzeug eingespart werden. Gemeinsam mit den Genossen im Bezirk wollen sie nun die weitere Vorgehensweise beratschlagen.
Weitere Statements aus dem Bezirk werden nach und nach folgen. Zu lesen auf MeinBezirk.at
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