Tödliche Unfälle
Gefahr durch Bäume in Kurven Richtung Oberfellabrunn

- So sah das Auto von Jesica Stockinger nach dem Unfall aus.
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Die kurvenreiche Straße nach Oberfellabrunn ist immer wieder der Ort schwerer Verkehrsunfälle. Oft prallen die Autofahrer frontal gegen Bäume. Viele fragen sich, warum überhaupt Bäume in Kurven gesetzt werden, und wir sprachen mit einem Unfalloper - der 22-jährigen Jessy Stockinger.
HOLLABRUNN. „Warum müssen gerade in den Kurven Bäume stehen", macht Beate Bauer auf die Gefahr aufmerksam, die von Bäumen entlang der Strecke zwischen Oberfellabrunn und Hollabrunn ausgeht.

- Neue Bäume werden nur mehr auf der anderen Seite hinter dem Graben gesetzt.
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Hintergrund ihrer Besorgnis sind mehrere tödliche Verkehrsunfälle in den letzten Jahren, zuletzt am 13. Oktober, als ein 31-Jähriger gegen einen Baum prallte und noch an der Unfallstelle verstarb.
Bäume stehen ungünstig
Ortsvorsteher von Oberfellabrunn Thomas Bauer teilt ihre Bedenken: „Die Bäume sind zwar nicht die Ursache der Unfälle, aber gerade in Kurven stellen sie eine erhebliche Gefahrenquelle dar.“ Dennoch spricht er sich gegen weitere Geschwindigkeitsbeschränkungen aus, da bereits ein 70-km/h-Limit bei Nässe gilt.

- Bezirkspolizeikommandant Eduard Widhalm kennt die Strecke: "Aufgrund der Kurven und Niveauunterschiede ist sie nicht ungefährlich."
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Bezirkspolizeikommandant Eduard Widhalm erklärte auf Nachfrage von MeinBezirk, dass das Kuratorium für Verkehrssicherheit bei einer Unfallhäufigkeit gemeinsam mit der Verkehrsbehörde, sprich der Bezirkshauptmannschaft, Maßnahmen setzt: "Deshalb entstand vor Jahren dort eine 70er Beschränkung. Uns ist bewusst, dass die Strecke nicht ungefährlich ist aufgrund der Kurven und Niveauunterschiede."

- Nach dem tödlichen Unfall am 13. Oktober stellten Freunde Kerzen an die Unfallstelle.
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Eine weitere Begehung durch die Bezirkshauptmannschaft fand nach dem Unfall im Oktober erneut statt. "Es wurde festgehalten, dass die Kurve einerseits gut erkennbar ist und andererseits bereits mit Leitwinkeln nach dem Stand der Technik gekennzeichnet ist, daher wurden keine weiteren Maßnahmen getroffen", erklärte Bezirkshauptmann Karl-Josef Weiss.
Jesica prallte frontal gegen Baum
Am 1. November 2023 um 3:18 Uhr prallte die junge Oberfellabrunnerin Jesica Stockinger frontal gegen einen Baum und anschließend die hohe Böschung runter. Sie war damals sehr schwer verletzt.

- Jesica Stockinger überlebte in diesem Auto den schlimmen Unfall.
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Könnte sie der Baum vielleicht auch gerettet haben und den Absturz abgefedert haben? "Nein, ich kann nicht sagen, dass mich der Baum gerettet hat. Man weiß zwar nicht was ohne Baum passiert wäre, aber ich war sehr schwer verletzt. Die Bäume stehen dort zum Umbringen", sieht Jesica Stockinger die Bäume als große Gefahr.
Ihre ganze Geschichte des Unfalls
Am Abend des 1. November 2023 wollte Jesica Stockinger, eine 22-jährige Frau aus Oberfellabrunn, nach einer Party nach Hause fahren. Sie war müde und freute sich darauf, ins Bett zu gehen.

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Doch auf der Heimfahrt geschah das Unvorstellbare: Jesica schlief am Steuer ein. „Ich bemerkte nicht, dass ich einschlief. Plötzlich machte es einen Krach, und ich wusste gar nicht, was passiert ist“, erinnert sie sich.
Not-OP wegen Darmrissen
Ihr Auto prallte frontal gegen einen Baum in einer Kurve und stürzte anschließend die Böschung hinunter. Zum Glück hatte ihr Handy dank der Unfallerkennung den Notruf gewählt, und Rettungskräfte waren rasch zur Stelle. Jesica schaffte es noch, aufgrund des Schocks ohne spürbare Schmerzen aus dem Fahrzeug zu klettern, doch kurze Zeit später setzten starke Bauchschmerzen ein.

- Eines der Kreuze nach einem tödlichen Unfall.
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Ein Rettungshubschrauber brachte sie ins Krankenhaus Horn, wo Ärzte lebensbedrohliche Verletzungen feststellten: zwei gebrochene Wirbel, ein Bruch des fünften Mittelhandknochens und ein stark geschädigter Darm, der zu platzen drohte. Eine Not-Operation rettete ihr das Leben.
Lange Genesung
Die junge Frau weiß heute, wie knapp sie dem Tod entgangen ist: „Mein Glück laut Feuerwehr war, dass ich den Baum mehr auf der Beifahrerseite erwischt habe. Sonst wäre ich sicher nicht mehr am Leben.“

- Neue Bäume werden nur mehr auf der anderen Seite hinter dem Graben gesetzt.
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Die Genesung war langwierig und schmerzhaft. Monate der Rehabilitation folgten, in denen sie auf die Unterstützung ihrer Mutter angewiesen war. „Am Anfang konnte ich gar nichts, nicht einmal mich im Bett auf die Seite drehen“, berichtet sie dankbar.
'Unfall veränderte meine Ansichten'
Das traumatische Erlebnis hat Jesica verändert. Anfangs hatte sie große Angst, nachts wieder Auto zu fahren, und die Unfallstelle ruft bis heute schmerzhafte Erinnerungen wach. Doch sie hat auch gelernt, das Leben mehr zu schätzen und achtsamer zu sein: „Ich bin viel vorsichtiger und überlegter geworden. Früher war ich ein Scheißminix.“

- In dieser Kurve geschah am 13. Oktober 2024 ein tödlicher Verkehrsunfall.
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Trotz allem bleibt ein bitterer Beigeschmack: Die gefährlich stehenden Bäume entlang der Strecke. Jesica spielte oft mit dem Gedanken, „ihren“ Baum zu fällen, ließ es aber schließlich bleiben. „Die Strafe war es mir dann doch nicht wert“, sagt sie.
Vorsichtiger bei Baumpflanzung
Josef Nimmervoll, Straßenmeister von Hollabrunn, erläutert, dass Bäume ursprünglich zur Orientierung und Leitführung gepflanzt wurden. Heute geht man vorsichtiger vor: „An Unfallstellen werden Bäume nur noch selten oder mit Bedacht gesetzt.“ Klar ist für ihn jedoch: Die Verantwortung liegt letztlich beim Fahrer.
Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Oberfellabrunn Christian Tröthann erinnert sich an den letzten Unfall: "Die Bäume befinden sich dort schon seit ich mich erinnern kann. Im Bereich des letzten Unfalls sind schon drei Kreuze. Ob sie ohne Bäume zu verhindern gewesen wären, ist nur eine Mutmaßung. Ich kann nur sagen, dass neue Bäume nur mehr auf der anderen Seite hinter dem Graben gesetzt wurden."
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