Betrüger im Bezirk Hollabrunn unterwegs
800 Euro für ein Mal aufsperren

- Die Dunkelziffer der Opfer ist vermutlich sehr hoch.
- Foto: Goll
- hochgeladen von Alexandra Goll
In ihrer Not fiel eine Frau aus dem Bezirk Hollabrunn einer Schlüsseldienst-Betrügerbande zum Opfer - doch sie entkam noch rechtzeitig.
BEZIRK HOLLABRUNN (ag). Die Tür fällt ins Schloss - ach Du sch... - und der Schlüssel ist drinnen - es war kalt, windig, spät, die Kinder durchgeschwitzt vom Training und die Panik groß. Die dreifache Mutter (Name der Redaktion bekannt) googelte und rief die erste Nummer, eine 0800er-Nummer, an. In 30 Minuten sei er hier, dann noch ein Anruf, sie hätten einen Notfall und unterstützen die Polizei und schlussendlich kamen zwei Männer nach rund einer Stunde zur bestellten Adresse in einem unbeschrifteten Kastenwagen mit deutschem Kennzeichen.
Seriosität schwer erkennbar
"Das machte mich schon einmal stutzig! Er erzählte mir plausibel von dem Vorfall mit Kindern. Auf die Frage nach dem Preis antwortete er 400 Euro für das Öffnen, 150 für Wochenendzuschlag, 100 für ein neues Schloss und 80 pro zehn Minuten, aber die 150 Euro Anfahrtpauschale erlässt er mir, weil ich wegen dem Einsatz bei den Kindern länger warten musste", so die Betroffene. Also in Summe rund 800 Euro bei Barzahlung, die laut dem "Fachmann" ohnedies von der Haushaltsversicherung übernommen werden.
Situation zu heiß geworden
Die verunsicherte Frau verständigte ihre Tante und ihren Bruder und telefonierte relativ lang, was die Betrüger anscheinend als Gefahr witterten und nach einen "walla walla" meinten, sie haben einen Notfall und kommen später wieder. Doch sie verschwanden und waren nicht mehr gesehen. "Ich war ständig hin und her gerissen und eigentlich zeigte mir mein Bauchgefühl eine Warnung an, doch der eine war rhetorisch so gut, dass er mich immer wieder überzeugte."
Kennzeichen ausfindig gemacht
Durch die Überwachungskamera auf einer Tankstelle konnte die verständigte Polizei die Kennzeichen ausforschen, doch ohne einem Wohnort kann die Polizei nichts dagegen unternehmen. Der kriminalpolizeiliche Beratungsdienst des Bezirkes Hollabrunn appelliert an Betroffene, solche Vorfälle auf jeden Fall der Pollizei zu melden, denn in weiterer Folge könnte der Bande der gewerbsmäßige Betrug nachgewiesen werden und ein höheres Strafausmaß sowie ein Haftbefehl ausgestellt werden. Der Betrug hat Methode, weiß die Hollabrunner Polizei: "Im Bezirk haben wir bisher nur einen Fall gemeldet, wissen aber von Fällen aus anderen Bezirken und Bundesländern."
Seriöse Nummer einspeichern
Ein seriöser Fachmann auf diesem Gebiet ist Wolfgang Solomka aus Horn, der unter 0676/4455000 rund um die Uhr erreichbar ist. "Was sich seit gut vier Monaten abspielt ist nicht Betrug im kleinen Stil sondern da ist eine Mafia am Werk, die den Betrug über ganz Mitteleuropa aufzieht. Keine seriöse Firma in Österreich kann das auf lange Sicht überleben. Dramatische Szenen mit Erpressung und Gewalt hörte ich von diesen "Notdiensten". Das ist groß aufgezogener Betrug an der Bevölkerung, dem Staat, den Krankenkassen und den Betrieben. Allerdings müsste die oberste Branche etwas tun dagegen. Wir haben alleine keine Kontrolle und keine Chance mehr. Wir haben verloren", schilderte Solomka die Situation. Er verlangt für das beschädigungsfreie Öffnen einer Türe zwischen 150 und allerhöchstens 220 Euro.
Zur Sache:
- Auf Hausverstand und Bauchgefühl achten
- Bereiten Sie sich auf solche Fälle vor - seriöse Schlüsseldienstnummer in der Geldbörse verwahren.
- Ausweis der Fachleute abfotografieren - meistens gehen die Betrüger daraufhin.
- Auf keinen Fall bar zahlen.
- Im Zweifelsfall die Polizei verständigen.



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