S-Bahn-Sperre: Wie geht's weiter?
Die Sperre der Vorortelinie trifft nicht nur die Fahrgäste: Auch Unternehmer leiden unter der Situation.
DÖBLING. Für Öffi-Nutzer ist dieser Sommer eine Durststrecke: So ist nicht nur die U4 zwischen Spittelau und Heiligenstadt gesperrt, auch die S45 ist seit 30. Juni zwischen Heiligenstadt und Ottakring eingestellt: Grund ist die Erneuerung von zehn Kilometern Gleise und vieler Weichen, auch Tunnel und Viadukte werden instand gesetzt.
Für die Fahrgäste gibt es einen Schienenersatzverkehr. Den Unternehmern, deren Standorte an den S-Bahn-Stationen liegen, wird aber ihr Umsatzrückgang nicht ersetzt.
"Wir haben um 90 Prozent weniger Kunden", erklärt Ekrem Baran, der direkt in der Station Oberdöbling einen Kebabstand betreibt, "und sperren nur wegen unserer treuen Stammgäste auf."
Ähnliches sagt Mehmet Subayaz, dessen Pizzabotendienst Sub-On in der Station Krottenbachstraße liegt: "Uns rettet nur unser Auslieferungsservice und natürlich die Stammkunden, denn Laufkundschaft gibt es seit der Sperre überhaupt keine mehr."
Von der S-Bahn-Sperre gar nicht betroffen ist das Gasthaus "Zum alten Nussbaum" in der Billrothstraße, etwa 50 Meter von der Station Oberdöbling entfernt. "Das spüren wir nicht. Unsere Stammgäste fahren zwar mit dem Schienenersatzverkehr, kommen aber genauso oft, wie sonst auch", meint der Ober, während er drei Krügerl serviert. Die Gäste am Schanigartentisch bestätigen das Gesagte. "Aber fragen's einmal unten im Blumengeschäft nach", rät einer der älteren Herren.
Der Umsatz verblüht
"Es kommen schon weniger Kunden zu uns", erklärt die Blumenhändlerin von "Blumen-Love" gegenüber der S-Bahn-Station. "Viele Blumen kaufen Besucher von Patienten im Rudolfinerhaus. Leider hält der Schienenersatzverkehr jetzt genau vorm Spital - und dort gibt es auch eine Blumenhandlung", klagt sie mit einem Strauß weißer Rosen in der Hand. "Gott sei Dank haben wir viele Stammkunden, auch aus anderen Bezirken."
Eine Kundin betritt das Geschäft. "Ich wohne gleich da oben in der Sieveringer Straße und vermisse die S-Bahn sehr. Mit dem Ersatzbus dauert alles doppelt so lang, weil er oft im Stau steckt und die Intervalle nicht einhalten kann", erklärt Gertraud Reisner. "Aber was sein muss, muss halt sein", erklärt sie beim Zahlen mit Blick auf die gegenüberliegende Station. "Da haben wir schon Schlimmeres überstanden".
Am Montag, 3. September, soll die S-Bahn zwischen Heiligenstadt und Ottakring laut den ÖBB wieder fahren - pünktlich zum Schulbeginn.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.