Serie: Traisentaler öffnen die X-Akten
Traismauer ließ die Köpfe rollen

- Das fertige Urteil gegen Elisabeth Hübl.
- Foto: Elisabeth Eder
- hochgeladen von Sophia-Bernadet Überbacher
Vor Jahrhunderten, als Vampire und Hexen noch unterwegs waren, wurden in Traismauer solche hingerichtet.
REGION. Nein, das ist keine Legende und leider auch kein Schwindel. Vampire gibt es in den Vorstellungen der Menschen nicht seit dem 1897 veröffentlichten Buch "Dracula" von Bram Stoker und vor allem auch nicht erst seit "Twilight" – der Mythos geht noch viel weiter zurück, als so mancher zu ahnen wagt.
Anklage gegen Getzersdorferin
Am 15. April 1639 wurde in Traismauer das Todesurteil gegen die Getzersdorferin Elisabeth Hübl (Hüblin zur damaligen Zeit) vollstreckt. Die Anklage belief sich auf Diebstahl, Abtreibung und vor allem Unzucht. Hübl habe reihenweise Männer, vor allem Ehemänner, verführt und mit ihnen Unzucht betrieben. Als sie daraufhin einmal schwanger wurde, habe sie mit dem Kraut "Polei-Minze" ihr Kind abgetrieben und es auf einem Bauernhof vergraben.
"Die Archivalien des historischen Marktarchivs von Traismauer bieten für authentische historische Forschung ein großes Betätigungsfeld, außerdem ermöglichen sie uns heute Einblick in Alltag und Lebensweise der Bewohner."
Elisabeth Eder, Historikerin aus Traismauer
Urteil weckt Grauen
Das Urteil zum Tode mit dem Schwert, wurde vom Landesgericht Traismauer zur Überprüfung nach Wien geschickt.
Jedoch wurde es nicht nur überprüft, sondern sogar noch weitere Vorgehen hinzugefügt. Hübl wurde so nicht nur mit dem Schwert vom Kopf befreit, sondern auch direkt an der Richtstätte begraben – so wurde ihr das Anrecht auf "heilige Erde" am Friedhof verwehrt. Das wohl Grausamste und Mysteriöseste an diesem Fall ist jedoch das letzte Vorgehen, welches in Wien befohlen wurde: Hübls Herz wurde nach der Köpfung mit einem Holzpfahl durchbohrt.
Vampirismus und Hexerei
Es ist kein Grund ersichtlich, warum Hübl das Herz, und vor allem mit einem Holzpfahl, durchbohrt werden sollte. Wenn man jedoch die Hintergründe und den unglaublichen Aberglauben der damaligen Zeit miteinbezieht, sieht man ein ganz anderes Bild. 1639 lag inmitten des Höhepunkts der Hexenverfolgung in Europa.
Hübl habe mit ihrer Anziehung auf Männer und ihrer Taten klare Anzeichen für Übernatürliches gezeigt. Deshalb musste sie in Traismauer, direkt außerhalb der Marktmauer, sterben – grausam noch dazu.
Für diesen Artikel arbeiteten wir mit Historikerin Elisabeth Eder aus Traismauer zusammen. Sie recherchiert seit vielen Jahren zur Ortsgeschichte von Traismauer. Diese Begeisterung bewirkte sogar ein Studium der Geschichte an der Universität Wien.
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