Nußdorf ob der Traisen
Keine Schächtungen im geplanten Schlachthof
NUSSDORF (bw). Die kritischen Stimmen rund um den geplanten Schlachthof im Industriegebiet von Nußdorf reißen nicht ab (die Bezirksblätter berichteten). Der Bau lässt die Wogen nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch in den ansässigen Betrieben im Industriegebiet hochgehen. Bürgermeister Heinz Konrath nahm Stellung zu dem Thema.
Die potenziellen Käufer
Vorab zur Erklärung: Die Gemeinde hat von der Firma Strabag ein Grundstück in der Größe von rund 5.000 Quadratmeter erworben. "Auf der Suche nach verfügbarem gewidmeten Industriegebiet sind wir darauf gestoßen und haben festgestellt, dass es nicht wie im Vertrag festgehalten bebaut wurde und wir daher die Möglichkeit hätten es wieder zurückzukaufen. Wir haben jedoch gesagt, wir nehmen erst das Geld in die Hand, wenn wir das auch weiterverkaufen können", erklärt der Nußdorfer Bürgermeister. Als potenzielle Käufer meldeten sich die beiden Österreicher Halil Ibrahim Tanrikulu und seine Schwester Fatma Turan, die bereits in zweiter Generation einen Schlachtbetrieb führen. "Die zwei Eigentümer beschäftigen fünf Mitarbeiter. Die Konzession für den Schlachtbetrieb hat Fatma Turan", informiert Ortschef Konrath. Womit man seitens der Gemeinde nicht rechnete, war der enorme Widerstand gegen dieses Projekt. Vor allem die Betreiberin einer Pferderanch mit Alpakazucht, die sich nahe des geplanten Grundstücks im Industriegebiet befindet, zeigt sich besorgt. "Pferde, generell Tiere, reagieren auf solche Emissionen ganz extrem", so Bettina Krejci.
Keine Schächtungen
Bei einer Online-Petition, die sich gegen den geplanten Bau stark macht, wird der Betrieb als "Schlacht- und Schächthof" bezeichnet, doch laut Fatma Turan werden keine Schächtungen durchgeführt. Das Unternehmen hat die Konzession dafür bereits vor einigen Jahren zurückgelegt. Dies bestätigt auch ein Schreiben vom Magistrat der Stadt Krems (Veterinäramt), vom 26. August 2020, in dem es heißt: "(...) wurde die letzte Bewilligung an Herrn Tanrikulu Halil Ibrahim für rituelles Schächten nach Halal-Ritus ohne vorherige Betäubung für den Zeitraum vom 21.08.2018 bis 23.08.2018 ausgestellt. Seit diesem Zeitraum wurde kein Ansuchen mehr gestellt. Herr Tanrikulu Halil Ibrahim verzichtet auf freiwilliger Basis auf die Halal-Schlachtungen." Eine eidesstattliche Erklärung, in der Tanrikulu dies noch einmal bestätigt, wird zeitgleich mit dem Kaufvertrag unterzeichnet. "Das ist auch die Bedingung damit der Kaufvertrag überhaupt zustande kommt", erklärt Bürgermeister Konrath. Sollten dennoch Schächtungen am geplanten Standort in Nußdorf geschehen, kann die Gemeinde jederzeit ein Rückkaufsrecht ausüben und diese Aktivitäten somit einstellen lassen. Eine betriebliche Nutztierhaltung im Außenbereich wird es nicht geben – dies wird ebenfalls in einer eidesstattlichen Erklärung festgehalten. Nach Verarbeitung der Tiere werden die Abfälle im Innenbereich gekühlt gelagert und dann von einem professionellen Entsorgungsunternehmen abgeholt. Auch Kundenverkehr findet kaum bis gar nicht statt, da Tanrikulu seine Produkte hauptsächlich an Geschäfte, Gastronomie sowie Imbissstände und auf Bestellung auch an einige private Kunden, ausliefert. "Die Gemeinde Nußdorf wird die erste sein, die aufschreit, wenn es stinkt, Verunreinigungen erfolgen oder eine Nutztierhaltung stattfindet. Wir wollen ein modernes Industriegebiet weiterentwickeln und es liegt in unserem eigenen Interesse, dass solche Dinge nicht passieren. Man kann jedoch nicht im Vorhinein schon jemandem unterstellen, dass etwas falsch gemacht wird oder Gesetze gebrochen werden", spricht Konrath auch die diversen Vorwürfe an, wie etwa die Verschmutzung des Grundwassers, die gegen die Schlachthof-Betreiber laut gemacht werden.
Österreichische Produkte
Das Unternehmen verarbeitet Schaf, Lamm und Ziege, die aus Österreich, in einem Umkreis von cirka 100 Kilometer vom Standort, stammen. "Wir können froh sein, dass wir Betriebe haben, die österreichische Produkte verarbeiten. Wir sind vom Produzenten bis zum Konsumenten im rein österreichischen Bereich. Es wird sich um einen modernen Betrieb handeln, der nach den neuesten Auflagen erbaut wird", so Konrath. 70 bis 80 Tiere sollen in der Woche geschlachtet werden.
Zur Sache
Das Projekt befindet sich im Bauland Industriegebiet, welches seit cirka 30 Jahren diese Widmung aufweist. Die Lage wird als ideal angesehen, da das gesamte Nußdorfer Industriegebiet entsprechend weite Abstände zum Wohngebiet hat und durch die Abbruchkante des Schotter-Abbaus tiefer liegt.
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