Haller KandidatInnen stellten sich den Fragen
Die BEZIRKSBLÄTTER luden für die Bürgermeisterwahl in Hall zu einer Diskussion im Salzlager.
In den vergangenen Jahrzehnten stellte stets die ÖVP in Hall den Bürgermeister, seit 2010 hat sie auch wieder die absolute Mehrheit im Gemeinderat. „Ich bin sehr enttäuscht über die Entwicklung in Hall seit 2010 – die ÖVP ist über uns drübergefahren. Wir sind oft nicht informiert worden“, beklagte sich GR Maria Meister („Für Hall“). GR Meister war sich mit GR Barbara Schramm-Skoficz (Grüne), Vizebgm. Karin Klocker (SPÖ) und Karl Faserl (FPÖ) einig, dass die Kommunikation zwischen Bürgermeister und Gemeinderat verbessert werden müsse. „Die Zusammenarbeit mit der ÖVP ist nur gut, wenn man für ihre Vorschläge ist“, bemerkte Karl Faserl.
„Die ÖVP hat die Zusammenarbeit großgeschrieben“, erwiderte Vizebgm. Eva Posch (ÖVP). „Wir haben den anderen Fraktionen drei Ausschussvorsitze überlassen. Bürgermeister Tratter war auch jederzeit bereit, auf Anfragen von Gemeinderäten Informationen zu geben. Als Bürgermeister muss man Informationen sammeln und Entscheidungen vorbereiten und dann die Ausschüsse, Gemeinderäte und Öffentlichkeit informieren. Das würde ich auch so machen“, erklärte Vizebgm. Posch.
In Hall muss gespart werden
Die Gemeindefinanzen sind seit Jahren sehr angespannt, die laufenden Ausgaben verschlingen fast die ganzen Einnahmen, für Investitionen bleibt kaum mehr etwas übrig. Alle KandidatInnen waren sich einig, dass sämtliche Ausgabenpositionen durchleuchtet werden müssen.
Allerdings sollten weder Gebühren erhöht noch Leistungen gekürzt werden. Außerdem soll ein wirtschaftsfreundlicher Kurs für Betriebsansiedlungen und mehr Arbeitsplätze und so für mehr Steuereinnahmen sorgen. „Wir können aber nur begrenzt neue Betriebe ansiedeln, die Luftverschmutzung in Hall ist jetzt schon hoch“, gab GR Schramm-Skoficz zu bedenken.
Wohnen ist teuer
Alle KandidatInnen halten den sozialen Wohnbau in Hall wegen der hohen Preise am Wohnungsmarkt für sehr wichtig. Vizebgm. Posch und Vizebgm. Klocker betonten, dass in den vergangenen Jahren etliche Wohnungen fertiggestellt wurden, und dass sich mehrere große Projekt im Bau oder in Planung befinden.
„Es gibt in der Haller Altstadt zwischen 120 und 150 leerstehende Wohnungen, da könnte einiges mobilisiert werden“, ist sich GR Meister sicher.
„Es wird zu teuer gebaut“, kritisierte GR Faserl und stellte auch gleich seine Vision vor: „Wir brauchen mehr billige Mietwohnungen für junge Leute, ich denke da an 50-m2-Wohnungen mit einer Miete von 300 Euro im Monat.“
Visionen für Hall
Maria Meister ließ mit einer interessanten Idee aufhorchen: „Das Skigebiet Glungezer ist für Sport und Erholung sehr wichtig. Meine Vision wäre ein modernes Skigebiet, welches seinen Energieverbrauch über Photovoltaik und Windkraftanlagen deckt.“
„Jeder soll Visionen entwickeln und darüber mit den Politikern reden können. Die bes-ten Ideen sollen gemeinsam entwickelt werden“, schlägt Barbara Schramm-Skoficz vor.
Investitionen in die Schulen
In Hall gibt es drei Mittelschulen. Alle KandidatInnen können sich vorstellen, den Standort Europahauptschule in der Altstadt einzusparen, wenn dafür an anderer Stelle neu gebaut oder erweitert wird.
„Die Gemeinde besitzt ja das Grundstück in der Schafswiese, dort soll eine neue Mittelschule gebaut werden, dafür sollen die Standorte Schönegg und und Europahauptschule aufgelassen und verkauft werden“, erklärt GR Faserl seinen Plan.
Einen Neubau auf der Schafswiese kann sich auch Vizebgm. Posch vorstellen: „Das wird von Experten empfohlen.“ Posch ist aber, wie auch die anderen KandidatInnen, dafür, dass die Volksschule in Schönegg bleibt.
GR Meister will auf einen Neubau verzichten und lieber die Mittelschule in Schönegg renovieren und ausbauen: „Ein Neubau auf der Schafswiese würde 14 Millionen kosten, ein Ausbau in Schönegg sieben Millionen. Das können wir uns eher leisten.“
GR Schramm-Skoficz und Vizebgm. Klocker wollen sich noch nicht festlegen, ob sie für einen Neubau auf der Schafswiese oder den Ausbau von Schönegg sind. Zuerst will man eine Kostenschätzung und ein Abwägen der Vor- und Nachteile. „Die bestehenden Gebäude wurden vor Jahrzehnten gebaut und genügen den heutigen pädagogischen Ansprüchen nicht mehr. Für einen modernen Unterricht braucht es auch ein modernes Raumkonzept“, weiß Klocker. „Wir brauchen in der Schulfrage keinen Schnellschuss, sondern ein Konzept, das mit allen Beteiligten, auch den betroffenen Nachbargemeinden im Schulsprengel, umgesetzt wird“, erklärt Schramm-Skoficz.
Ausbau Kinderbetreuung
„Die Kinderbetreuung in Hall muss ausgebaut werden, und zwar ganzjährig, ganztägig und kostengünstig“, fordert Karin Klocker. „Durch meine Tätigkeit als AMS-Vizechefin weiß ich von vielen Frauen, die nicht oder nur sehr eingeschränkt arbeiten können, weil sie für ihre Kinder keine Betreuung haben. Ich würde eine neue Bedarfserhebung bei den Eltern machen, ich glaube die Nachfrage nach Betreuung ist viel größer als man bisher glaubt.“
Vizebgm. Eva Posch verwies auf die Erfolge der vergangenen Jahre: „Es gibt einen ganzjährigen Kindergarten und außerdem einen Sommerkindergarten, der flexibel genutzt werden kann.“
„Für einen punktuellen Ausbau der Betreuung sind auch Schramm-Skoficz und Karl Faserl. „Nicht alle Familien brauchen das gleiche Betreuungsangebot, da nicht alle Frauen arbeiten bzw. voll berufstätig sind. Deswegen muss auch das Angebot flexibel sein“, ist sich Faserl sicher.
„Auch ich bin für flexible Betreuung, in einem Punkt gibt es aber Nachholbedarf, in allen Kindergärten muss es zukünftig einen Mittagstisch geben, das ist heute einfach Standard“, fordert Maria Meister.
„Bitte gehts wählen“
Schließlich appellierten die KandidatInnen noch an die ca. 150 Zuschauer, am kommenden Sonntag wählen zu gehen. „Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für diese sehr sachliche und faire Auseinandersetzung“, schloss der Moderator, BB-Chefredakteur Sieghard Krabichler, die Diskussion ab.
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