Stephan Pensold: Der Pionier des Grazer Kaffees
Barista’s-Chef Stephan Pensold im "Business Lunch" über seine Anfänge und warum er keine Angst vor Starbucks hat.
Der Name ist Programm: Wenn sich ein Café Barista’s nennt, muss man dort einen guten Kaffee bekommen. Bei Barista’s ist dies zweifellos der Fall – der Kaffee schmeckt den Grazern ganz offensichtlich. Mittlerweile gibt’s in der Landeshauptstadt schon acht Coffeeshops. Beim „Business Frühstück“ in der Filiale in Eggenberg erinnert sich Mastermind Stephan Pensold an die Anfänge zurück, sagt, worauf es ihm ankommt und wohin die Reise für Barista’s gehen soll.
WOCHE: Herr Pensold, warum haben Sie sich damals eigentlich entschlossen, ihr erstes Barista’s aufzusperren?
Stephan Pensold: Ich war früher als Chef de Rang am Schiff unterweges – und da ist mir eben aufgefallen, dass es in Städten wie Helsinki, Stockholm oder Oslo praktisch überall schon solche Coffeeshops gegeben hat. Dann hab ich mir gedacht, dass so etwas ja eigentlich auch bei uns funktionieren müsste. Und 2003 haben wir dann am Franziskanerplatz unser erstes Geschäft eröffnet, das war damals der erste Coffeeshop überhaupt in Graz. Wir waren dann auch die ersten in Österreich, die Smoothies oder Chai Latte im Angebot gehabt haben.
Seitdem hat ein regelrechter Kaffeeboom in Graz eingesetzt – fast an jeder Straßenecke gibt’s mittlerweile eines dieser etwas anderen Kaffeehäuser. Wie hebt man sich da von der Konkurrenz ab?
Zuallererst muss ich sagen, dass wir Betreiber in Graz untereinander ein gutes Verhältnis haben, Konkurrenz ist da vielleicht sogar das falsche Wort. Ich war also auch schon einmal in einem Tribeka oder im Parks auf einen Kaffee. (lacht) Aber natürlich wollen wir alle erfolgreich sein. Wir versuchen uns daher über unsere Ressourcen abzuheben. Bei uns ist praktisch alles bis zum Bauernhof zurückzuverfolgen. Gerade haben wir etwa mit der Bäckerei Freydl in Stainz ein eigenes Bagelrezept entworfen – das ist die erste Bagelbäckerei in Österreich überhaupt. Wir versuchen eben, uns laufend weiterzuentwickeln – wir unterscheiden uns durch die Qualität und durch den Preis von den Mitbewerbern. Das ist aber natürlich alles nur möglich, weil wir schon eine gewisse Größe erreicht haben.
Das heißt, Sie kennen auch Ihre Kaffeebauern persönlich?
Ja, natürlich, wir waren schon bei jeder Farm, von der wir unseren Kaffee beziehen, vor Ort – das geht von Panama über Brasilien bis Nicaragua und Indien. Und auch die Produktionen in Kenia und Äthiopien, woher wir jetzt unseren Filterkaffee beziehen, haben wir uns vorher angeschaut.
Filterkaffee ist wieder im Kommen?
Ja, er schmeckt wesentlich leichter – man schmeckt dadurch mehr Aromen und wir haben deshalb wieder Filterkaffee im Angebot.
Sie haben mittlerweile mit Ihren Franchisepartnern acht Filialen in Graz – wohin soll die Reise gehen, gibt’s weitere Expansionspläne?
Unser oberstes und wichtigstes Ziel ist es, die Qualität zu halten. Aber es gibt auch Anfragen aus Wien oder Villach – und wenn wir dort die richtigen Partner und Standorte finden, ist eine weitere Expansion sicher nicht ausgeschlossen, wobei wir darauf sicher nicht drängen.
Warum haben Sie sich zur Franchise-Struktur entschlossen?
Ganz einfach, ich kann nicht überall gleichzeitig sein. Und wenn ich Partner habe, die selbst verantwortlich sind und selbst auch Geld investiert haben, ist das natürlich ein ganz anderes Arbeiten – jeder ist da mit dem ganzen Herzen dabei. Aktuell haben wir drei verschiedene Franchisepartner.
Wie stehen Sie eigentlichzu einem Engagement von Starbucks in Graz?
Ich hätte da nicht wirklich etwas dagegen. Preis und Qualität von Starbucks sollten für die Grazer Szene kein Problem sein – wobei die Pläne, dass Starbucks in Graz eröffnet, ja offensichtlich wieder hinfällig sind. Angeblich war ja ein Standort am Eisernen Tor schon fix und im Frühjahr hätte da eröffnet werden sollen, mittlerweile dürfte sich das erledigt haben. Aber noch einmal, Angst haben wir sicher keine vor Starbucks.
Steckbrief
Name: Stephan Pensold
Geboren: 24. 8. 1977 in Graz
Ist stolzer Vater einer Tochter (Emelie, 6 Jahre)
Hat die Hotelfachschule in Bad Gleichenberg besucht.
Seine erste Filiale hat er 2003 am Franziskanerplatz eröffnet.
Wollte eigentlich Konditor werden – „ich hab meiner Mama als Fünfjähriger beim Kuchenbacken geholfen.“
Lacht oft und gerne – am liebsten über Menschen mit einer gewissen Selbstironie.
Sein liebstes Urlaubsziel ist der Friaul oder das Piemont. „Ich bin mehr der Genießer und Massentourismus brauche ich gar nicht.“
In seiner Freizeit fährt er Vespa-Rennen. Darf sich sogar doppelter ASCC-Staatsmeister nennen (Einzel bis 12 PS und im Team über die Langstrecke).
Am Nachtkastl liegt (leider) das Handy, eine Fachzeitschrift und ein Notizblock mit einem Kugelschreiber.
Hier finden Sie alle Interviews unserer Serie Business Lunch.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.