Hintergrund
Land Steiermark denkt über Kauf des Flughafens Graz nach
Fliegender Wechsel? Offenbar denkt man im Land Steiermark intensiv über einen Ankauf des Grazer Flughafens nach. Grund dürfte der eher lieblose Umgang der Stadt Graz mit dieser Beteiligung sein.
GRAZ/STEIERMARK. Landeshauptmann Christopher Drexler sorgte kürzlich mit seinem Vorschlag, dass die Energie Steiermark die Mehrheit an der Energie Graz übernehmen solle, für einige Aufregung. Offenbar ist diese Übernahme aber nicht das einzige Thema dieser Art in der Steiermark. Eine weitere sehr heikle „Querschnittsmaterie“ von Land und Stadt ist der Flughafen Graz. Dem Vernehmen nach steigt auf Landesseite die Unzufriedenheit darüber, wie die Stadt mit dieser Beteiligung umgehe – vor allem unter dem Aspekt, dass der Flughafen für die steirische Wirtschaft unverzichtbar ist, vor allem die Industrie pocht immer wieder auf die internationale Erreichbarkeit.
Gerade um diese fürchte man ob der nicht gerade als herausragenden Wirtschaftskompetenz der KPÖ-Grünen-Koalition in Graz, heißt es hinter vorgehaltener Hand.
Flughafen neu aufstellen
Eine „Ehe“ zwischen Land und Stadt wäre beim Flughafen Graz – seit kurzem Graz Airport – definitiv aufgelegt, spielt doch das Land längst die weit entscheidendere Rolle für den Flughafen. Einerseits betonen Wirtschaft und Industrie stets die Wichtigkeit der internationalen Erreichbarkeit des Standortes. Andererseits werden im Tourismus Flugreisen immer wichtiger, bei den Nächtigungszahlen besteht das größte Potenzial bei internationalen Gästen.
Ebenfalls relevant: Der Grazer Zentralraum wird immer mehr zur Logistikdrehscheibe. Im Cargocenter Graz ist das Land Steiermark bereits intensiv (auch gesellschaftsrechtlich) engagiert – der Flughafen wickelt laut Eigenangaben 20 tägliche Luftfrachtverbindungen ab. Und: Der Flughafen selbst ist ein Wertschöpfungsbringer für die Wirtschaft durch die mit ihm verbundenen Unternehmen. Dabei geht es pro Jahr um 700 Millionen Euro.
Land könnte "heimkehren"
Zur Historie: Das Land war bereits vor 20 Jahren am Flughafen beteiligt, damals kauften die Stadtwerke Graz (jetzt Holding) den Flughafen Graz von Bund, Land und Stadt. Seither ist das Land zwar nicht mehr beteiligt, aber nach wie vor höchst interessiert an der Entwicklung: So fordern etwa Landesvertreter eine Haltestelle der Koralmbahn am Flughafen. Von der aktuellen Stadtregierung in Graz hört man dazu nichts, Judith Schwentners Parteikollegin Leonore Gewessler lehnt eine solche Haltestelle kategorisch ab. Ebenfalls in Sorge ist man aufgrund der Gewessler-Idee die Flugverbindung Graz–Wien einzustellen. Das ist vor allem für die steirischen Industriebetriebe ein No-go.
Zu den Finanzen: Noch ist der Flughafen für die Stadt eine Cashcow, das aktuelle Management arbeitet hervorragend, bis zu elf Millionen Euro Jahresgewinn sind in den kommenden Jahren – jährlich steigend – geplant. Das werde allerdings schwer zu halten sein, wenn man sich von der Bundespolitik die Flugverbindungen streichen lässt und großzügig auf eine wichtige Bahnanbindung verzichtet, prognostizieren große steirische Unternehmer.
Kooperationen denk- und ausbaubar
Die zuständige Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl gibt sich auf Nachfrage von MeinBezirk bedeckt: "Das Wirtschafts- und Tourismusressort kooperiert bereits jetzt erfolgreich mit dem Flughafen und wir sind auch bereit, an einem Prozess für dessen künftige Entwicklung mitzuarbeiten", heißt es von ihr. Ob sich die Stadt Graz für diese großen Aufgaben mit einem Partner verstärken wolle, sei aber deren strategische Entscheidung.
Wirtschaftsbund-Chef Josef Herk wird da schon deutlicher: "Der Flughafen hat für den gesamten Wirtschaftsraum Südösterreich eine herausragende Bedeutung, sei es für den Tourismus, den Güterverkehr oder die Anbindung an internationale Märkte. Um die Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Region weiter zu stärken, wäre es zu begrüßen, wenn sich die Stadt starke Partner an Bord holt.“
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