Schwere Dellen für die Konjunktur

Jochen Pildner-Steinburg, Chef der Industriellenvereinigung: "2013 wird ein schwieriges Jahr."
Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Zeit um Bilanz zu ziehen, auch für den Präsidenten der steirischen Industriellenvereinigung, Jochen Pildner-Steinburg: "2012 war für die Industrie in der Steiermark ein relativ gutes Jahr, wir haben nach der großen Krise eine erfreuliche Entwicklung genommen und bewegen uns derzeit auf hohen Niveau." Und dennoch zeigen sich bei ihm Sorgenfalten auf der Stirn. "Das gute Klima trübt sich ein, es ziehen schwere Wolken auf", bemüht Pildner-Steinburg ein sehr drastsiches Bild: "Wir schlittern in eine Krise, wahrscheinlich sind wir schon mitten drin", sieht er schwere Zeiten auf die Steiermark zukommen. "Es ist aber keine Strukturkrise wie wir sie 2008 erlebt haben, sondern eine ordentliche Konjunkturdelle, das Wirtschaftswachstum geht unter die Null-Linie, das ist besorgniserregend." Die Automotive- und die Bauindustrie seien schon betroffen, andere Branchen würden zeitverzögert folgen, so Pildner-Steinburgs Analyse. Kurz: "Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir maximal den derzeitigen Standard in Produktion und Beschäftigung halten können, vom Ausbauen kann da keine Rede sein." Die Kreditnachfrage bei den Banken geht gegen Null, es sei daher für 2013 auch mit keinen Investitionen zu rechnen. Mit ein Grund für die fatale Lage ist das schrumpfende Wirtschaftswachstum in Asien (von rund 11 auf 7 Prozent). "Das ist für Deutschland der wichtigste Exportmarkt und wir sind Zulieferer für Deutschland und hängen da voll mit drinnen."
Für die Steiermark bedeutet dies, dass man 2013 ganz ordentlich die Ärmel aufkrempeln wird müssen: "Wir müssen auf intelligente Produkte setzen, auf Hochtechnologie - und wir müssen Marktnischen finden." Vor allem die Forschung und Entwicklung ist ihm dabei ein großes Anliegen: "Wir sind da in der Steiermark schon auf einem guten Weg, allerdings sind wir nur in der Spitze - etwa mit der Andritz AG, AVL oder Böhler - stark, da müssen wir noch stärker in die Breite kommen.
Und es braucht natürlich auch qualifizierte Mitarbeiter: "Da sind wir als IV gefordert, es muss uns gelingen, mehr Menschen ein Technikstudium schmackhaft zu machen. Das Thema Lehre dürfen wir dabei auch keinesfalls aus den Augen verlieren."
Und es ist ein spannender Schluss, den der steirische Industriekapitän aus all den Fakten zieht: "Wir brauchen europaweit eine neue industrielle Revolution, eine Reindustralisierung. Nur mit einer funktionierenden Industrie und einer hohen Produktionsquote kann es einem Land gut gehen, nur so ist der Wohlstand zu erhalten." Beispiele für seine These gibt es ausreichende: Die niedrigsten Produktionsquoten und den geringsten Industrieanteil in Europa haben Staaten wie Griechenland, Spanien oder Portugal ...
"Die Steiermark ist da noch in einer komfortablen Position, haben einen Industrienanteil von rund 30 Prozent. Aber wir dürfen uns nicht darauf ausruhen, wir müssen jetzt nachdenken, wie wir diesen Standard halten können!"

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