Kommentar
Graz wird für die Wirtschaft immer unattraktiver
Autofahren wird in Graz zum Hürdenlauf. Trotz steigender Lebensqualität kommt allerdings die Wirtschaft unter die Räder. Und nicht nur die.
GRAZ. Der Baustellensommer 2024 sucht seinesgleichen, noch nie hat man so komprimiert, so massiv und an so vielen verschiedenen Enden der Stadt aufgegraben. Fast sehnsüchtig erinnert man sich an die Zeit zurück, als Graz noch einen Baustellen-Koordinator hatte.
Das hohe Tempo dürfte wohl der Idee geschuldet sein, dass man noch vor der nächsten Gemeinderatswahl Anfang 2026 alles fertigstellt, um im Wahlkampf punkten zu können.
Verkehrsstrategie deckt nicht ganz Graz ab
Die städtische Baustellen-Party gibt schon einen Vorgeschmack auf das, was danach kommt: Das Fahrrad wird zum Mittelpunkt der Verkehrsstrategie, dem müssen sich sogar Öffis und Fußgänger unterordnen. Das bringt einerseits spürbare Lebensqualität in vielen innerstädtischen Bereichen – vom Herz-Jesu-Viertel mit dem Lastenrad zum samstäglichen Shopping auf den Kaiser-Josef-Platz, ein Traum. Das ist allerdings weniger „sexy“, wenn man vom Stadtrand aus auf schlecht getaktete Busse angewiesen ist oder als älterer Mensch mit Öffis die Weltreise von Wetzelsdorf ins LKH in Leonhard antreten muss.
Bedenklich erscheint auch, was der renommierte Grazer Verkehrsexperte Kurt Fallast sagt: „Niemand fährt mehr freiwillig mit dem Auto nach Graz herein.“ Für die Menschen aus den steirischen Bezirken ist die Landeshauptstadt als Einkaufs- und Fortgehzentrum immer weniger attraktiv, gerade dem innerstädtischen Handel fehlt die notwendige Frequenz, gerne weicht man in die Einkaufszentren am Stadtrand aus. Resümee: Vieles, was in Graz passiert, ist im Sinne des Klimaschutzes. Die Verkehrswende wird aber nur gelingen, wenn man die Menschen mitnimmt und den gesamten Großraum Graz mitdenkt.
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